Breitbandausbau: Weniger Weiße Flecken
Noch längst können sich nicht alle Einwohner der Republik über schnelle Internetanschlüsse freuen: In vielen ländlichen Regionen bleibt schnelles Surfen, Mailen und Chatten noch ein Traum. Doch die Zahl der schlecht versorgten Regionen ist wieder etwas kleiner geworden, stellten Experten beim jüngsten Workshop des Telekommunikations-Branchenverbands VATM fest. Damit schnell weitere so genannte Weißen Flecken auf den Versorgungskarten verschwinden, werde beim künftigen Breitbandausbau nicht nur DSL eine Rolle spielen. Auch Funktechnologien wie LTE, WLL und WLAN sowie Koaxialkabel und Satellit würden dazu beitragen. Zudem würde die Nutzung öffentlicher Infrastrukturen – etwa der Bahntrassen und -tunnel – ausgelotet.
Der Roll-out der Glasfaseranschlüsse bis in jedes Haus sei auch in den ländlichen Regionen ein wichtiges langfristiges Ziel. Die rasche Öffnung bereits vorhandener öffentlicher Infrastrukturen in Deutschland für die Mitbenutzung durch die Telekommunikationsdienstleister könnte den Glasfaserausbau deutlich beschleunigen, so das Fazit der Experten, die sich auf Einladung des Verbands unter dem Motto „Wertschöpfungspartnerschaften beim Breitbandausbau“ auf Schloss Montabaur getroffen hatten.
Monitoringbericht zur Breitbandstrategie
Die positive Bilanz stammte von Dr. Peter Knauth, Referatsleiter Telekommunikation im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Er berichtete aus dem „1. Monitoringbericht zur Breitbandstrategie des Bundes“, die das BMWi Ende September vorgelegt hat. Seit Beginn der Breitbandstrategie der Bundesregierung Anfang 2009 seien 1,8 Millionen Haushalte in so genannten Weißen Flecken erschlossen worden. Laut BMWi sind für knapp 40 Prozent der Haushalte Dienste mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s und mehr verfügbar. Deutschland sei inzwischen in Europa führend bei der Nutzungs- und Wachstumsrate von Breitband und liege der EU-Kommission zufolge bei der Breitband-Penetrationsrate mit 30,4 Prozent auf Platz 5 hinter Dänemark (37,8), den Niederlanden (37,7), Luxemburg (32,1) und Schweden (31,5).
Die wirtschaftliche Bedeutung von Breitband sei inzwischen allgemein (an)erkannt, waren sich die Experten einig. Nahezu jeder Bürgermeister wisse inzwischen, dass man im Internet nicht nur surfen könne, sondern dass das Web gleichzeitig die Plattform für maßgebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse sei. Ganz anders sieht es jedoch in den Weißen Flecken mit dem Wissen darum aus, wie man denn möglichst schnell eine flächendeckende Versorgung mit einem Highspeed-Zugang bekommen kann. Nach wie vor gebe es noch zu oft die Erwartungshaltung, die Versorgung komme wie zu Monopolzeiten schon irgendwann von selbst.
Der Monitoring-Bericht zeige auch, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit seinem Zielsystem für die Breitbandstrategie gut unterwegs sei und das richtige Gleichgewicht aus Wettbewerb und Stimulierung gewählt habe. Trotz weiterhin hoher DSL-Dominanz mit 90 Prozent der Breitbandanschlüsse gehe die Bundesregierung bei den hohen Wachstumsraten bei den alternativen Techniken wie insbesondere dem Kabelanschluss davon aus, dass allein über die Wettbewerbssituation in Deutschland langfristig 70 Prozent der Haushalte mit Breitband versorgt würden.
Synergiepotentiale mit öffentlichen Infrastrukturen
Um die Breitbandversorgung auch in den ländlichen Regionen schneller voranzubringen, lote das BMWi derzeit die Synergiepotenziale mit öffentlichen Infrastrukturen aus. Zur Sprache kam in Montabaur etwa die mögliche Einbeziehung des Schienennetzes der Bahn, der Kommunikationstrassen entlang den Autobahnen und anderer öffentlicher Netze. Besonders die Bahn-Infrastruktur mit ihren zahlreichen Trassen, Brücken und Tunnels biete sich dabei zur Nutzung an. Thomas Görlich, Manager Marktentwicklung im Geschäftsfeld DB Kommunikationstechnik bei der Bahn AG, zeigte, dass die DB Kommunikationstechnik GmbH offen für Partnerschaften im Umfeld des Breitbandausbaues in Deutschland unter Berücksichtigung der bahnspezifischen Besonderheiten ist.
„Offen sind derzeit noch die Rahmenbedingungen für die Nutzung öffentlicher Infrastrukturen. Das muss nun zügig angegangen werden. Die Grundsatzentscheidung muss jetzt bald fallen“, machte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner der Politik Druck. Die erfolgreiche Breitband-Aufholjagd Deutschlands im EU-Vergleich führte Grützner vor allem auch auf die intensiven Anstrengungen der alternativen Anbieter mit ihren unterschiedlichen Technologie-Ansätzen wie DSL, Richtfunk, WLAN und Satellit zurück.
Berichte über neue Strategie der Bundesregierung
Einem kürzlich erschienenen Bericht der Tageszeitung „Handelsblatt“ zufolge hat die Bundesregierung ihre Breitbandstrategie inzwischen überarbeitet. Bis 2014 wolle die Bundesregierung drei Viertel aller deutschen Haushalte mit Breitbandnetzen versorgen. Da bis zum Jahr 2020 auf diesem Wege eine Million Arbeitsplätze europaweit entstehen könnten, sollen so viele Anbieter wie möglich bei Ausbau eines schnellen Internetzugangs zum Zuge kommen, heißt es in der IT-Strategie der Regierung mit dem Titel „Deutschland Digital 2015“.
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Kommentare
Insbesondere Fördermittel und der Wettbewerb rund um das Thema LTE sorgen dafür, dass das Thema „weiße Flecken“ auch auf kommunaler Ebene Bedeutung bekommt und in ländlichen Regionen an Fahrt aufnimmt. Eine sehr positive Entwicklung – auch und vor allen Dingen für die Endverbraucher.