Dr. Bernd Schlobohm, Vorstandsvorsitzender der QSC – über den Trend zu IP-basierten Diensten und seine aktuellen Pläne für QSC
Mit unserem bereits Ende 2009 eingeleiteten Wandel vom TK-Netzbetreiber hin zum ITK-Service-Anbieter haben wir die Zeichen der Zeit sehr früh erkannt. Reine TK-Netzdienste, wie die Bereitstellung von ADSL2+-Anschlüssen, Call-by-Call und Preselection-Telefonie gehen zurück und verlieren an Ertragskraft. Das Wachstum findet bei IP-basierter Kommunikation und ergänzenden Diensten – wie etwa Cloud Computing – statt. Eine Vielzahl von Marktforschungsinstituten prognostiziert Internet-basierten Diensten große Wachstumschancen in den kommenden Jahren, auch und gerade im Business-to-Business-Markt.
Cloud-Computing beflügelt die CeBIT und QSC
In eine ähnliche Richtung verweist der sehr positive Verlauf der diesjährigen CeBIT, wo Cloud-Computing das Top-Thema war. Laut Messe-Chef Ernst Raue verzeichnete die CeBIT bei Besuchern, Ausstellern und Auftragsbüchern steigende Zahlen. Auch ich hatte den Eindruck, dass die Hallen durchweg gefüllt, Stände und Vorträge gut besucht waren. Unsere neue Tochtergesellschaft IP Partner äußerte sich genauso zufrieden wie beispielsweise unsere Distributoren Allnet und Michael Telecom, die sich auf dem Planet Reseller präsentierten.
Höhepunkt für die QSC und für mich war der Gewinn eines Förderpreises beim Technologiewettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zum Thema „TrustedCloud“. Zeigt es doch, dass QSC und ihre Partner das Talent, die Kreativität und den Willen haben, in diesem neuen Markt zu den Vordenkern in Deutschland zu gehören. QSC hat eine Cloud-Plattform basierend auf OpenSource entwickelt, die eine Vielzahl von Lösungen im TK- und IT-Umfeld ermöglicht. Das Konzept für eine besonders interessante Lösung, die SensorCloud, haben wir mit einem kleinen Team innerhalb von wenigen Monaten entwickelt. SensorCloud könnte in zwei bis drei Jahren für QSC einen ganz neuen Markt erschließen. Wir könnten unterschiedlichste Sensorik-Daten miteinander verbinden, auswerten und an fast jedem Ort der Welt auch zur Steuerung nutzen.
Sensorik wird uns in den nächsten Jahren auf Schritt und Tritt begegnen und vor allem Abläufe im Verkehr, in der Produktion, im Energie-Management und der Logistik steuern. Das ist das „Internet der Dinge“, einer der Zukunftsmärkte der kommenden Jahre. Das BMWi unterstützt daher die Entwicklung der SensorCloud mit einer Förderung in Millionenhöhe, weil es als besonders zukunftsweisend angesehen wird. Mit unserer Cloud-Plattform, die eine Vielzahl weiterer TK- und IT-Lösungen ermöglicht, wird das Next Generation Network (NGN) der QSC immer mehr zu einer „QSC Cloud“.
Gestiegene Finanzkraft steigert unternehmerische Flexibilität
Zukunftsweisend ist auch die Entwicklung von QSC selbst. Schon heute machen wir 72 Prozent unserer Umsätze mit IP-basierten Produkten und Diensten nach 65 Prozent im ersten Quartal des vorigen Jahres. Der Konzerngewinn vervierfachte sich von 2009 auf 2010 und der Free Cashflow verdoppelte sich im selben Zeitraum. QSC hat eine der gesündesten Bilanzen in der europäischen TK-Industrie, wie kürzlich ein Analyst schrieb. Diese Ertrags- und Finanzkraft erhöht unsere Handlungsfähigkeit noch einmal deutlich. Weitere Akquisitionen, die uns auf unserem Weg hin zu einem kompletten ITK-Dienstleister bringen, sind möglich.
Die unternehmerische Flexibilität hat für mich besonders hohe Priorität. In einem so lebendigen Markt wie dem ITK-Markt muss ein Unternehmen ständig auf neue Markt- und Kunden-Anforderungen antworten können. QSC kann das. Und genau diese Flexibilität ist neben unserer unternehmerischen Prägung auch unsere Stärke im Vergleich zum Wettbewerb.
QSC wird Dividendenwert und entwickelt neue Geschäftsfelder
Gleichzeitig werden wir ab kommendem Jahr unseren Aktionärinnen und Aktionären endlich eine Dividende zahlen. Auch deshalb wollen wir unsere Ertragskraft nachhaltig steigern.
Konkret planen wir für 2011 einen Free Cashflow von 35 bis 45 Millionen Euro (ohne Akquisitionen). Wir konzentrieren uns wie bisher auf IP-basierte Dienste – und erschließen neue Geschäftsfelder:
- Mit „Open Access“ zum Beispiel verbinden wir überregionale Wholesaler mit regionalen Anbietern von Glasfaserinfrastruktur. Dieses Integrator-Modell wird mittelfristig sehr an Bedeutung gewinnen.
- Mit Managed Outsourcing bieten wir klassischen Netzbetreibern den effizienten Betrieb ihres Netzes als Dienstleister an. Dazu integrieren wir das Netz in unser NGN, lasten unser hocheffizientes Netz noch besser aus und variabilisieren die Kosten unseres Netz-Partners.
- Neben dem Ausbau unserer Rechenzentrums-Dienstleistungen über IP Partner planen wir weitere Lösungen, z.B. Fixed-Mobile-Anwendungen.
Unser Ziel ist ein integrierter ITK-Serviceanbieter mit hoher Finanz- und Ertragskraft zu werden. 2010 haben wir operativ gute und strategisch sehr gute Fortschritte gemacht. Auch 2011 werden weitere Schritte folgen.
An den Reaktionen auf unsere Analysten-Konferenz vor einer Woche lese ich ab, dass uns viele zutrauen, diesen Weg erfolgreich zu beschreiten, wir jedoch dem einen oder anderen weitere Datenpunkte liefern müssen, wie wir die Ertragskraft weiter steigern werden. Ich und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden alles daran setzen, diese Datenpunkte zu liefern und den Wandel der QSC auch 2011 so konsequent und aktiv wie bisher zu gestalten.
Die offizielle Pressemitteilung zu den vorläufigen Geschäftszahlen 2010 lesen Sie unter http://www.qsc.de.
Drucken
Kommentare
Sehr geehrter Herr Dr. Schlobohm,
danke für Ihren Beitrag, den ich gerne kommentieren möchte.
Neben vielem bereits Bekanntem führen Sie im letzten Absatz eine „Lieferpflicht“ gegenüber Analysten an. In diesem Punkt möchte ich Sie ausdrücklich bestärken, allerdings aus der Sicht eines (Mit-)Eigentümers. Zu den viel versprechenden Produktthemen: Cloud, Open Access, Netzkonsolidierung usw. wären konkrete Hinweise bzgl. Aufträgen und/oder Kunden sicher hilfreich, insbesondere wenn man die letzten (weniger hilfreichen) Verlautbarungen erinnert:
– Schwer verständliche Änderungen beim Ankeraktionär,
– kuriose Analystenkommentare oder
– eine andauernde und kräftige Entfernung des Börsenkurses vom inneren Wert des Unternehmens.
Hier scheinen mir Ihre kommunikativen Potenziale noch nicht voll ausgeschöpft zu sein. Ich freue mich unseren Dialog auf der nächsten HV fortsetzen zu können und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Jürgen Wahls
Sehr geehrter Herr Dr. Wahls,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Aus meiner Sicht erwartet der Kapitalmarkt von uns zwei Arten von Datenpunkten: allen voran eine weitere Steigerung IP-basierter Umsätze und eine anhaltende Stärkung unserer Finanz- und Ertragskraft. Bereits 2010 trug der deutliche Anstieg IP-basierter Umsätze gemeinsam mit einem steigenden Free Cashflow und Konzerngewinn wesentlich zu dem Kursanstieg bei.
Bei der zweiten Art von Datenpunkten handelt es sich den Auf- und Ausbau neuer ITK-Geschäftsfelder. Anfang 2010 haben wir unter anderem den Aufbau weiterer ITK-Outsourcing-Services angekündigt und im Jahresverlauf mit freenet und TELE2 die ersten beiden Kunden präsentiert.
Für 2011 stehen zwei Themen im Fokus: Die Integration mobiler Dienste in unser Leistungsspektrum („fixed-mobile Integration“) sowie die Entwicklung einer Plattform für Cloud-Computing-Anwendungen. Hier werden wir die entsprechenden Datenpunkte liefern,wenn wir in 2011 Fakten geschaffen haben. Ich bin überzeugt, dass beide Arten von Datenpunkten weiter dazu beitragen werden, Analysten und Investoren in ihrer positiven Einschätzung unseres Transformationsprozesses zu bestärken.
Viele Grüße aus Köln
Arne Thull
Hallo Herr Thull,
auch die heute veröffentlichte Analyse von Warburg beinhaltet wesentliche Falschdarstellungen.
Entweder werden Sachverhalte falsch vermittelt oder Analysten sind sehr kreativ.
In beiden Fällen und unter Anbetracht der gehäuften „kuriosen“ Analysen in der jüngeren Vergangenheit, bitte ich Sie um Richtigstellung von irreführenden Falschdarstellungen der Analysten im Blog.
Andernfalls stimmt mich die stillschweigende Duldung solcher Missstände mehr als nachdenklich.
Mit freundlichen Grüßen,
Laurent Gerz
Sehr geehrter Herr Gerz,
vielen Dank für Ihren Beitrag! Auch wenn wir nicht immer zu 100 Prozent mit dem einverstanden sind, was Analysten über unser Unternehmen schreiben, würden wir in diesem Zusammenhang keinesfalls von Missständen sprechen wollen. Research-Berichte beruhen auf den Einschätzungen eines Analysten, der potenziellen Kunden seines Finanzinstituts aus seiner Sicht erläutert, warum er eine Aktie zum Kauf, zum Halten oder zum Verkauf empfiehlt. Selbstverständlich steht QSC im ständigen Dialog mit diesen Analysten und erläutert die Strategie sowie aktuelle Entwicklungen. In wie weit ein Analyst unseren Erläuterungen folgt oder zu abweichenden Schlüssen gelangt, bleibt aber ihm überlassen. Falls es aus unserer Sicht zu einer falschen Darstellung von Fakten kommt, weisen wir Analysten selbstverständlich darauf hin. Doch in der Praxis kommt dies nur äußerst selten vor. Häufiger dagegen kommt es zu abweichenden Interpretationen oder auch abweichenden Prognosen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Auch hier suchen wir das Gespräch, sind uns aber bewusst, dass wir hier zum Teil einfach noch weitere überzeugende Argumente liefern müssen. Gerade im Transformationsprozess beobachten wir, dass einige Analysten die Chancen, die sich aus der Weiterentwicklung zu einem ITK-Serviceanbieter ergeben, ähnlich wie wir bewerten, andere hingegen derzeit noch stärker am konventionellen Geschäftsmodell eines TK-Netzbetreibers festhalten und in der Folge zu anderen Schlüssen gelangen. Wie gesagt, an dieser Stelle müssen und werden wir weiter Überzeugungsarbeit leisten, um der QSC-Aktie durch vermehrte Kaufempfehlungen neue Kurspotenziale zu eröffnen.
Viele Grüße aus Köln,
Arne Thull
Hallo Herr Thull,
herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Mein Eindruck deckt sich leider nicht mit Ihrer Einschätzung, dass
Fakten äußerst selten falsch dargestellt werden.
Es würde mich freuen, wenn der Blog seitens der Aktionäre dazu genutzt werden kann, solche Falschdarstellungen zu berichtigen.
Zur Warburg Analyse von gestern:
Herr Reichert stellt dar, dass die vorzeitige Rückführung des Plusnet-Anteils von Tele 2 noch bis Ende 2012 etwa 20 Mio pro Jahr an Ebitda-
Verbsserung mit sich bringt.
Nach meinem Verständnis ist das bis einschließlich 2013 der Fall.
Außerdem dürfte nach meiner Einschätzung die Abschreibung in Plusnet 2013 stark fallen.
Somit würde ganz im Gegensatz zu der Darstellung von Herrn Reichert
in 2013 ein positiver Ebitda-Effekt eintreten, erst 2014 würde die Auflösung der passiven Rechnungsabgrenzung für die Tele2 Ablöse entfallen. Interpretiere ich das richtig?
QSC hat für 2011 35-45 Mio Euro an Free Cashflow in Aussicht gestellt.
Herr Reichert spricht von 15 Cent pro Aktie und sieht darin die aktuelle Bewertung der Aktie bestätigt.
Rechnerisch ergibt sich jedoch für 2011 fast das Doppelte an Free Cashflow pro Aktie.
Ist die Darstellung von Herrn Reichert so zu interpretieren, dass
er letztendlich von einer Verdopplung des Kurses ausgeht?
Leider sind solche gravierende Analyse-Mängel kein Einzelfall!
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe zur Klarstellung!
Laurent Gerz
Guten Tag Herr Thull,
ich stelle mit Bedauern fest, dass eine Richtigstellung bisher leider nicht erfolgt ist.
Wie aus dem Einzelabschluß der QSC ersichtlich, erfolgt die Auflösung der Einmalzahlung von Tele 2 auf 38 Monate verteilt bis zum Dezember 2013.
Somit irrt Herr Reichert – das sollte hier noch einmal ausdrücklich festgehalten werden.
Viele Grüße aus Unterdrei,
Laurent Gerz
Sehr geehrter Herr Dr. Schlobohm,
könnten Sie uns bitte mitteilen was Sie mit einem bundesweiten Festnetz anfangen möchten, vor allem wenn Sie kein auslastendes Wholesalegeschäft mehr haben? Ein Rückbau wäre richtig gewesen. Dass sich da ein großer aus dem Geschäft zurückzieht heißt noch lange nicht, dass man der kleinen QSC das Geschäft überlässt. Der Wettbewerb ist nicht von gestern.
Ihr Vorstandsteam, dessen Fluktuation schon beachtlich ist, kommt aus der Transformation nicht raus. Herr Hermann gibt sich angeblich viel Mühe, aber ich habe Zweifel ob er Ihre Strategie noch versteht. Man kann es den Kollegen nicht verübeln, schließlich macht das Cloudgeschäft gerade mal einen einstelligen Mio. Umsatz, sofern man diesen in 2015 verdoppeln kann, und die Verluste im Wholesale sind zu groß.
Wieso setzen Sie sich nicht für ein ARP II ein? Haben Sie kein Interesse an einem steigenden Kurs? Operativ benötigt der Hermann mind. 24 Monate bis sich der Trend ändert, sofern auch alles richtig gemacht wird.
Eine Email von Ihnen an Herrn Hermann und er würde es sofort umsetzen. Seine Stärken liegen doch mehr im Finanzbereich und nicht im Technik- und Vertriebsverbund. Und bis die neuen kommen kann noch viel „kaputt gemacht werden“.
Wie auch immer, auch an Sie die Frage: Viele Kleinaktionäre haben nicht in QSC investiert, sondern in Ihr Geschäftsmodell, in Ihre hoffnungsvollen Versprechungen. Sie haben QSC gegründet und vielen Mitarbeitern einen Arbeitsplatz und Kunden alternative Produkte ermöglicht. Wunderbar.
Un was haben Sie für die 75% Eigentümer dieser AG getan? Was bekommt der Aktionär nach 12 Jahren Investment in QSC? -95% ROI ? Bei mir im Depot habe ich ein dickes Minus.
Wir haben Ihnen immer geglaubt und vertraut, ist nicht mal die Zeit gekommen mal etwas zurück zu zahlen? Zahlt ein Hanseat auch mal was zurück oder klopft er wie auf dem Fischmarkt nur große Töne?
MfG aus dem Süden, wo Werte, Worte und Versprechungen noch Gewicht haben.
M. Westermann