QSC ist jetzt q.beyond. Weitere Infos in unserer Pressemitteilung.
Publiziert am 18. März 2014 von unter:

Innovation durch Kooperationen

TK- und IT-Unternehmen müssen sich derzeit neu erfinden und mit Innovationen an den Markt gehen. Doch wie gelingt es, frische Ideen zu generieren und in das eigene Produktportfolio zu integrieren? Ein möglicher Weg ist, durch eine intensive Zusammenarbeit mit Hochschulen sowie politischem Support mittelfristig neue Anwendungen zu entwickeln. Genau dafür steht bei QSC Ulrich Hacker, Kopf der Unternehmens-Unit „Smart Utility & Energy Services“, und langjähriger Akteur und Kenner des TK- und IT-Markts.

Innovationen stehen für die neue QSC AG im Mittelpunkt! Klassische Telekommunikations- und IT-Unternehmen sind unter Druck geraten, innovative Dienstleistungen für eine vernetzte Welt zu entwickeln. Aber nicht nur sie. Wie brennend dieses Thema für die gesamte Wirtschaft ist, belegt eine aktuelle KPMG-Studie „Welche Unternehmen überleben die digitale Revolution?“. Demnach muss bis 2020 jedes dritte Unternehmen sein Geschäftsmodell stark und fundamental verändern, um auch in der vernetzten Welt bestehen zu können.

Doch wie gelingt es frische Ideen zu generieren und in das eigene Produktportfolio zu integrieren? Eine Möglichkeit ist es, externes Know-how durch bestehende Start-ups einzukaufen und dann weiterzuentwickeln. So geschehen mit der jüngsten Akquisition des Verschlüsselungsexperten FTAPI Software GmbH durch QSC.

Ein weiterer Weg ist es, das eigene Entwicklungsteam auszuweiten und auf eigene Ideen entlang der bestehenden Dienstleistungen zu setzen. Auch das tut QSC. Für den dritten Weg, mit Hochschulen und Politik eng zusammen zu arbeiten, dafür steht bei QSC Ulrich Hacker.

Ulrich Hacker,

Ulrich Hacker, Leiter „Smart Utility & Energy Services“ bei QSC.

Ulrich Hacker bezeichnet sich selbst als „Internet-Urgestein“. Der Elektro-Ingenieur verfügt über rund 20 Jahre Erfahrung in der Forschung und Entwicklung und war erfolgreicher Unternehmensgründer in der ITK-Industrie. Ab 2009 war er Mitglied des Q-loud-Projektteams von QSC, ab 2011 Leiter der Cloud-Services des Unternehmens. Aktuell leitet er die Unternehmens-Unit „Smart Utility & Energy Services“.

Herr Hacker, der Umbruch der Telekommunikations- und der IT-Branche ist nicht mehr aufzuhalten. Warum?

Hacker: Der Umbruch hat schon vor ein paar Jahren begonnen. Die Technologie hat sich grundlegend verändert und wird sich noch weiter verändern. Die klassische Telekommunikation, insbesondere die Telefonie, war ein synchrones Medium. Informationen konnten nur in Echtzeit ausgetauscht werden. Spätestens mit der Einführung des iPhones hat sich das grundlegend geändert. Es hat die asynchrone Datenübertragung mit dem Telefon verheiratet und sie so im Prinzip überall und für jeden verfügbar gemacht. Heute spielen daher die Datenübertragung und vor allem der Austausch von Daten eine viel größere Rolle als die Sprachübertragung. Allerdings ist bei diesem Bedeutungszuwachs der Daten wichtig, dass auch sie in Echtzeit übertragen werden können. Und zwar massenweise und weltweit.

Wieso ist das so entscheidend?

Hacker: Weil genau diese Kombination völlig neue Anwendungen ermöglicht. Wenn Daten in Echtzeit verfügbar sind, ergeben sich ganz neue Reaktionsgeschwindigkeiten. Und die wiederum lassen ganz neue Anwendungsszenarien entstehen.

Heute werden die Daten, oder anders ausgedrückt, die Inhalte, die übers Internet ausgetauscht werden, zu größten Teilen von Menschen erstellt. Es muss also immer jemanden geben, der die Informationen aufbereitet und aktiv ins Internet stellt. Stichwort „human generated content“. Davon lebt schon heute eine ganze Industrie.

Der nächste Schritt kündigt sich aber schon an: die Generierung und der Austausch von Daten ganz ohne menschliches Zutun. Die Kunst wird es sein, Daten automatisiert zu generieren und auszutauschen. Dabei gibt es drei wesentliche Herausforderungen: Erstens geht es darum, genau die Daten zu generieren, die man auch haben will. Zweitens, diese Daten dort verfügbar zu machen, wo man sie braucht. Drittens, diese Daten vor unbefugtem Zugriff zu sichern. Der jeweilige Kunde muss die vollständige Kontrolle über seine Daten behalten.

In welchen Märkten sehen Sie in Zukunft besonderen Bedarf an solchen Technologien?

Hacker: Ganz klar im Energiemarkt. Ohne intelligentes Datenmanagement ist die Energiewende nicht zu schaffen. Allein die Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Produktion kann ohne digitales Energiemanagement nicht funktionieren. Und intelligente Stromnetze lassen sich ohne kombiniertes Energie- und ITK-Know-how ebenfalls nicht realisieren.

Strom wird in Zukunft dezentral und nicht immer dort produziert, wo er am Ende auch benötigt wird. Immer mehr regenerative Stromerzeugung stellt uns zudem vor das Problem, dass die Stromerzeugung nicht immer mit der Nachfrage korreliert. Doch in dem Moment, wo ich ein Energiesystem umbauen will, muss ich es auch steuern können.

Und Sie und Ihr Team entwickeln nun selbst solche Anwendungen? Oder bedienen Sie sich externer Hilfe?

Hacker: Ohne externe Hilfe geht das nicht. Wir haben ja sehr viele Fragen zu beantworten. Einerseits geht es um die Entwicklung einer neuen Technologie. Da helfen uns die klassischen IT-ler nicht weiter. Die denken in der Regel noch eher in Kategorien, die sie von Microsoft gelernt haben. Wir brauchen hier aber Fachleute, die Anforderungen und Möglichkeiten des Internets im Blick haben. Die finden wir zum Beispiel am Informatik-Lehrstuhl der RWTH Aachen.

Andererseits müssen wir klären: Welche Voraussetzungen muss eine Technologie oder eine Lösung erfüllen, damit sie überhaupt im Markt akzeptiert wird? Dazu arbeiten wir beispielsweise mit den Innovationssoziologen der RWTH Aachen zusammen. Für die Themen Sicherheit kooperieren mit verschiedenen wissenschaftlichen Instituten, die für Teilaspekte jeweils Spezialisten sind. So zum Beispiel mit unterschiedlichen Informatik-Lehrstühlen. Die einen kümmern sich um Kommunikations- und Sicherheitstechnologie, die anderen um die Frage der Identität und Authentizität von Daten im automatischen Betrieb.

Vor drei Jahren gewann QSC mit dem Wettbewerb „Trusted Cloud“ ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Unter Ihrer Leitung forscht und entwickelt QSC seitdem an der SensorCloud, einer Plattform zur industriellen Erfassung und Auswertung von Messdaten. Was hat es damit auf sich?

Hacker: Die SensorCloud ist vielseitig einsetzbar. Aber zunächst geht es uns darum, die Frage zu klären, welche technischen Voraussetzungen zu meistern sind, um die grundlegenden Probleme einer dezentralen Energieversorgung lösen. Und vor allem: Wie muss so eine Lösung aussehen, damit sie auch die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

Welche Herausforderungen gibt es denn konkret?

Hacker: Ich muss zunächst einmal erfassen können, wo gerade Energie erzeugt und wo sie benötigt wird. Da entstehen in Echtzeit riesige Datenmengen, die natürlich auch Rückschlüsse über unser persönliches Leben ermöglichen. Daher der Oberbegriff „TrustedCloud“: Wir brauchen hier eine sichere, vertrauenswürdige Umgebung.

Bei einem solchen gesellschaftlichen Mega-Projekt wie der Energiewende ergibt eine technologische Entwicklung sicher nur mit frühzeitiger Einbindung der Politik Sinn.

Hacker: Stimmt. Ohne politische Unterstützung würden wir womöglich an der Realität vorbei forschen. Die Politik hat einen wesentlich besseren Überblick, wann wo welches Unternehmen welche Technologie einsetzen muss. Hier handelt es sich ja um eine mittelfristige gesamtwirtschaftliche und teilweise geführte Entwicklung. Ein reines Trial-and-Error–Prinzip käme uns alle sehr teuer zu stehen.

Außerdem ist Energie ja sozusagen eine Lebensader für jede Volkswirtschaft…

Hacker: Genau. Neben Wasser und Straßen gehört Energie zur so genannten „kritischen Infrastruktur“ im Land. Die Energiewirtschaft in Deutschland ist im Grunde immer noch in Monopolzonen organisiert. Und da unterliegt das Thema jeweils auf Länder- oder Bundesebene den dort gesetzten regulatorischen Rahmenbedingungen und damit auch deren planerischer Hoheit. So können wir zwar Ideen einbringen, aber letztendlich entscheidet die Politik mit. Hätten wir keine Kontakte, wäre das schlimm. Aber wir sinddurch unsere Forschungsarbeit bereits gut vernetzt – nicht nur zur Politik, auch mit den großen Energieunternehmen.

Wo erfahren Sie denn Unterstützung durch die Politik?

Hacker: Da ist zum einen das von der EU geförderte Forschungsprojekt FINESCE. Finesce steht für „Future INtErnet Smart Utility ServiCEs“. Ziel ist dabei die Vernetzung von sowohl industriellen, als auch privaten Systemen wie Fabriken, Kraftwerken, Elektrofahrzeugen und Haushalten, um Angebot und Nachfrage von Energie künftig intelligent steuern zu können.

Unter der Leitung von QSC, entsteht im Grenzgebiet zwischen Belgien und Deutschland ein virtuelles Kraftwerk aus einem Verbund von zehn dezentral aufgestellten Stromerzeugern wie Sonne, Wind und Biogas. Außerdem wird durch das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen eine Fabrik als „Nachfrager“ dieser Energie errichtet

Nun müssen Erzeugung und Nachfrage intelligent verknüpft und gesteuert werden. Hier sind wir unter anderem mit der Entwicklung der entsprechenden Schnittstellen beteiligt. Ein wichtiger Partner an der Schnittstelle zwischen „Kraftwerk“ und „Fabrik“ ist das FIR (Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V.) der RWTH-Aachen.

Ulrich Hacker, Leiter des Bereichs Smart Utility & Energy Services mit Oscar, einem Elektromobil mit einer intelligenten Energiesteuerung.

Ulrich Hacker präsentierte im Dezember 2013 bei QSC ein Elektromobil aus dem Projekt „OSCAR“ mit einer intelligenten Energiesteuerung.

Geht es auch etwas kleiner, auf Bundes- oder Länderebene?

Hacker: Nun, dadurch dass wir den Wettbewerb des BMWi gewonnen haben, sind wir schon einmal auf deren Agenda. Aber allein damit ist es natürlich nicht getan. Zuletzt waren wir beim 4. Tag der Informations- und Kommunikationswirtschaft in Nordrhein-Westfalen, am 20. November 2013 in Paderborn. Bei der Veranstaltung des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums ging es vor allem darum, den Dialog zwischen Landespolitik und regionaler Wirtschaft zu fördern.

Sie sprachen von Projekten. Gibt es noch mehr?

Hacker: Dann wäre da noch Oscar (offizielle Schreibweise „O(SC)²ar“). Oscar steht für „Open Service cloud for the smart CAR“ und hat zum Ziel, eine offene und herstellerunabhängige „IKTEE-Architektur“ für Elektrofahrzeuge zu entwickeln.

Was ist das denn?

Hacker: Oscar ist ein intelligentes und gleichzeitig benutzerfreundliches Elektrofahrzeug, das, gefüttert mit aktuellen Verkehrs-, Wetter- oder Nutzungsdaten, jeweils die besten Wege findet und dabei über optimales Lademanagement verfügt. Dieses kann sich bei Nichtgebrauch sogar stabilisierend auf die Stromnetze auswirken, da das Fahrzeug bei Bedarf Energie auch wieder abgeben kann.

Das klingt aber nach ferner Zukunftsmusik!

Hacker: Ist es aber nicht. Die Fahrzeuge gibt es heute schon. Mit dem so genannten Streetscooter der ebenfalls an Oscar beteiligten Streetscooter GmbH ist im Raum Aachen bereits ein erster Prototyp entstanden, der für den Logistiker DHL im Life-Einsatz ist.

Seit dem TrusteCloud-Wettbewerb des BMWi sind bereits drei Jahre vergangen. Ist es da nicht an der Zeit, langsam ein paar Lösungen zu präsentieren?

Hacker: Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass andere Unternehmen mit größeren Namen als QSC bereits heftig auf diesem Gebiet trommeln. Aber ich glaube nicht, dass diese bereits über den technologischen oder wissenschaftlichen Vorsprung verfügen, den wir in den letzten Jahren zusammen mit unseren Partnern sammeln konnten. Wir betreiben hier unschätzbar wichtige Grundlagenforschung. Ziel war es dabei nicht, gleich fertige Lösungen zu präsentieren. Dennoch, innerhalb der nächsten 36 Monate müssen wir dem Markt Produkte anbieten können.

Und in welcher Rolle verstehen Sie sich dabei?

Hacker: Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, die übergreifende Architektur zu steuern. Ich verstehe mich dabei als Managementberater für zukünftige Märkte und gleichzeitig auch Türöffner und Netzwerker.

Teaserbild Startseite: © Serg Nvns – Fotolia.com

 

Nachtrag am 9. April 2014:

Anfang April 2014 nahm Ulrich Hacker an der 1st European Conference on the Future Internet in Brüssel teil. Er präsentierte dort das FINESCE-Projekt in einem Vortrag (Youtube-Aufzeichnung).

Auf einem Stand wurden anhand eines eigens dafür von QSC gebauten Modells der Wandel der Energielandschaft und der QSC-Beitrag dazu erläutert. In einem Interview (Youtube) erläuterte Professor Antonello Monti dieses Modell, das mit Windrädern, einer Biogasanlage, einer Fabrik mit Solarpanels und einer Miniatureisenbahn ausgestattet sehr anschaulich die Zusammenhänge von Energieerzeugung und Energieverbrauch plastisch macht:

Modell

Den Wandel der Energielandschaft demonstrierte Ulrich Hacker auf der  „1st European Conference on the Future Internet“ an einem eigens von QSC gebauten Modell. Das Modell wird Tablet und App gesteuert, über die eine anmimierte Präsentation abläuft.

 

 

 

 

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