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Publiziert am 29. Juli 2016 von unter:

MPLS versus Internet – Kampf der Technologien?

Internetanschluss am Router

Titelbild: © Denis Rozhnovsky/Shutterstock.com

Standortübergreifende Firmennetze nutzen heute hauptsächlich zwei Technologien: MPLS und Internet. Während MPLS seit Jahren Standard ist, verbreiten sich Internetverbindungen immer mehr. Doch wann lohnt sich welche Technologie?

Allen voran ist es die öffentliche Cloud, die standortübergreifende Firmennetze zur Veränderung zwingt. Viele Jahre haben diese Weitverkehrsnetze (Wide Area Network, kurz WAN) ohne nennenswerte Innovation vor sich hin existiert. Der letzte Umbruch liegt schon nahezu zwanzig Jahre zurück: Ende der 1990er sorgte die damals neue Technologie „Multi-Protocol Label Switching“ (MPLS) dafür, dass die Netze Daten schneller übertragen konnten. Die Idee: Beim IP-Routing entscheidet jeder Router für jedes Datenpaket einzeln, wohin er es weiterleitet. Das kostet Zeit. Bei MPLS nutzen daher alle Pakete eines Datenstroms dieselbe festgelegte Route durch das Netz.

Dadurch bietet die Technologie eine hohe Übertragungsqualität. Konkret heißt das: Die Daten werden schnell übertragen (Latenz), die Übertragungszeiten weichen kaum voneinander ab (Jitter) und nur wenige Daten gehen verloren (Paketverlust). Außerdem ermöglicht MPLS „Quality of Service“: Die Datenübertragung für bestimmte Anwendungen lässt sich priorisieren und damit zu festgelegten Qualitätsmerkmalen übertragen. Ein Vorteil für Anwendungen wie Videokonferenzen und Telefonie, die sensibel auf Übertragungsverzögerungen reagieren. Diese Eigenschaften von MPLS haben dazu geführt, dass sich die Technologie zwischen 2002 und 2005 als Standard im WAN etabliert hat.

Public Cloud und mobile Nutzer nutzen das Internet

Seit einigen Jahren allerdings hat sie einen Konkurrenten, der eine immer wichtigere Rolle im Unternehmensnetz spielt: das Internet. Der größte Treiber dafür ist die öffentliche Cloud – die Public Cloud –, denn sie stellt ihre Dienste meist über das Internet zur Verfügung. Immer mehr Unternehmen – etwa die Hälfte der deutschen KMUs – setzen solche Cloud-Dienste allein oder kombiniert mit einer Private Cloud ein und damit auch Internetverbindungen im WAN. Der Industrie-Analyst Jim Metzler fragte 2015 einhundert IT-Fachleute, welche zwei Anwendungen die Nutzung von Internet im WAN am meisten erhöhten. Mit 58 Prozent wurde die Public Cloud dabei am häufigsten genannt. Auf Platz zwei mit 36 Prozent: die mobilen Nutzer. Über Smartphone, Tablet und Laptop greifen diese auf das Firmennetz zu und nutzen dazu meist den – ab Werk vorhandenen – Internetzugang ihres Geräts.

Grafik: Anwendungen, die die Nutzung von Internet-VPNs treiben

Weil Unternehmen zunehmend Public Clouds und mobile Endgeräte einsetzen, greifen sie immer öfter auf Internetverbindungen für das Firmennetz zurück.

Das „So-gut-es-halt-geht-Prinzip“

Ebenso wie bei MPLS nutzen Unternehmen für ihre Internetverbindungen virtuelle private Netzwerke (Virtual Private Network, VPN). Diese nutzen zwar die physikalischen Leitungen eines anderen Netzes – etwa des Internets –, sind aber logisch von diesem getrennt und daher sicherer. Zwei große Unterschiede zwischen MPLS und Internet gibt es aber bei der Netzqualität und bei den Betriebskosten.

Das Internet funktioniert nach dem Prinzip „Best Effort“. Das bedeutet: Alle Daten werden so schnell und verlustarm übertragen, wie es das Netz gerade zulässt. Die Übertragungsqualität hängt also zum Beispiel davon ab, wie hoch der Internetverkehr ist. Für zeitkritische Anwendungen reicht das mitunter nicht aus: Aus dem privaten Umfeld kennt man das etwa von Skype-Videotelefonaten, bei denen plötzlich die Verbindung abbricht. Bei einer E-Mail hingegen interessiert es nicht, ob sie ein paar Millisekunden früher oder später ankommt.

Kostengünstige MPLS-Alternative

Einen großen Pluspunkt gegenüber MPLS können Internet-VPNs aber vorweisen: Sie kosten deutlich weniger. Darauf schauen Unternehmen heute besonders, weil die Datenmengen in ihren Firmennetzen steigen und sie daher mehr Bandbreite benötigen – mit MPLS eine teure Angelegenheit. Außerdem sind Internet-Zugänge weltweit fast flächendeckend verfügbar, während MPLS-Access oft auf Ballungszentren beschränkt bleibt.

Standorte per Internet vernetzten

Diese beiden Vorteile führen dazu, dass Unternehmen Internet-VPNs nicht nur für die Cloud-Anbindung und mobile Nutzer einsetzen, sondern auch, um Standorte an das WAN anzubinden. Zum Beispiel für kleinere Außenstellen: Bei diesen lohnt sich eine teure MPLS-Verbindung manchmal wirtschaftlich nicht, eine Internetverbindung schon. Oder auch für größere Außenstellen als Parallel-Anbindung zu MPLS: Dann nutzen etwa anspruchsvolle Anwendungen wie HD-Videos das hochqualitative MPLS und weniger anspruchsvolle wie Chats und E-Mails das kostengünstige Internet. Die Folge: geringere Kosten für den Netzbetrieb. Viele Unternehmen verfügen ohnehin über eine Internet-Anbindung ihrer Standorte, die aber bisher nur als Backup zum Einsatz kommt.

„Immer noch getrennte Netze“

Heute sind Internet und MPLS beide wichtige Bestandteile des WAN und machen es somit zu einem „hybriden Netz“. Weltweit nutzen laut dem Marktforschungsunternehmen Nemertes 96 Prozent aller Unternehmen Internet-VPNs in ihrem WAN. Dennoch „ist MPLS immer noch die am häufigsten genutzte WAN-Technologie von Unternehmen mit verteilten Standorten“, sagt Dr. Henning Dransfeld vom Beratungsunternehmen Experton. Das Analystenhaus Gartner sieht ein Problem in der parallelen Nutzung beider Technologien: „Netzwerk-Planer müssen erkennen, dass sie das Internet und MPLS immer noch als zwei getrennte Netze behandeln.“ Dies verhindere unter anderem, dass sich Applikations-Datenverkehr zugunsten der Netzleistung frei zwischen den beiden Netzen bewegen könne. In welche Richtung es stattdessen gehen könnte? Das zeigen etwa Routing-Lösungen, welche den Datenverkehr einzelner Anwendungen nicht fest der MPLS- oder Internetverbindung zuordnen, sondern ihn dynamisch verteilen – abhängig von geforderter und gegebener Netzqualität sowie Wirtschaftlichkeit.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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