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Publiziert am 18. März 2016 von unter: ,

Chancen und Risiken des Breitbandausbaus durch Kommunen

Um die Breitbandziele der Bundesregierung zu erreichen und die infrastrukturelle Versorgung mit Highspeedzugängen in Deutschland zu verbessern, wird die öffentliche Hand verstärkt aktiv. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Bundesförderungen, ergänzt um Kofinanzierungsprogramme der Länder. Die Entscheidungen über das passende Modell aber treffen die Gemeinden. Ein Gastbeitrag von Dr. Ernst-Olav Ruhle, Vorstand der SBR-net Consulting AG, die u.a. Kommunen beim Breitbandausbau berät.

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Dr. Ernst-Olav Ruhle berät als Vorstand der SBR-net Consulting AG u.a. Kommunen beim Netzausbau. Foto: Michael Jansenberger/SBR-net Consulting AG.

Warum engagiert sich die öffentliche Hand beim Breitbandausbau? Der Grund liegt darin, dass die Investitionen seitens privater Netzbetreiber nur erfolgen, wenn der Return on Investment stimmt. Das ist gerade in ländlichen Gebieten nicht immer der Fall. Und klassische TK-Netzbetreiber erleben immer stärker, dass der Marktzutritt durch Dritte auf einzelnen Wertschöpfungsstufen ihr Geschäft deutlich erschwert.

Somit wird die Grundlage unserer Kommunikation zu einem Thema der Infrastruktur und das ist ein Thema der öffentlichen Hand, sei es im Rahmen von Aktivitäten von Gemeinden oder von kommunalen Unternehmen. In der Folge betrachten wir die Thematik aus dem Blickwinkel einer Gemeinde.

Im Lichte der Digitalisierung und der Entwicklungen zu Industrie 4.0 wird auch im öffentlichen Bereich die Verzahnung von TK-/Breitband-Infrastruktur und IT-Prozessen immer wichtiger. Elektronische Kommunikation und Archivierung, die Abwicklung von administrativen Prozessen über IKT wächst und es stellt sich daher die Frage, ob und inwieweit sich die kommunalen Verwaltungen und die Gemeinden in diesem Feld über den Ausbau von passiven Netzen hinaus engagieren können, sollen und wollen.

Breitband als Standortfaktor und Basis der Digitalisierung der Verwaltung

Kommunen oder Stadtwerke als kommunale Unternehmen können sich neben dem passiven Netzausbau auch beim Netzbetrieb und sogar beim Diensteangebot und dessen Vermarktung engagieren. Welche Ebenen der Wertschöpfungsstufen durch die Kommune abgedeckt werden sollen, ist wesentlich vom Gesamtkonzept der Kommune abhängig. Da die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen für Gemeinden und Landkreise immer mehr zu einem zentralen strategischen Thema wird, muss dieses Konzept auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen.

In der Umsetzung der Digitalisierungsbemühungen im öffentlichen Bereich bildet die Schaffung einer Basisinfrastruktur – etwa in Form eines glasbasierten Breitbandnetzes – eine große Chance. Sie trägt auch dazu bei, Bevölkerung und Wirtschaft vor Ort zu halten, denn hochleistungsfähige Internetzugänge sind längst ein Standortfaktor geworden.

Passiver Ausbau oder Eigenbetrieb des Glasfasernetzes?

Im Rahmen des Bundesförderprogrammes werden staatliche Zuschüsse angeboten, um die weißen Flecken im Breitbandatlas vor allem in ländlichen Regionen zu schließen, in denen der Return on Investment ohne Förderung nicht gegeben ist. Die Förderungen erfolgen in zwei unterschiedlichen Ausprägungen :

  • Nach dem Wirtschaftlichkeitslückenmodell überlässt eine Kommune einem etablierten Netzbetreiber den Breitbandausbau und füllt über die Fördermittel den fehlenden Betrag („Lücke“) auf, den dieser Betreiber benötigt, um wirtschaftlich zu arbeiten. Der Betreiber entscheidet selbst, welche Technologie er dafür einsetzt, stellt das Konzept aber im Vorfeld in seinem Angebot klar.
  • Beim Betreibermodell errichtet die Gemeinde das Netz selbst und verpachtet das eigene (Glasfaser)netz an einen Netzbetreiber, der es komplett betreibt und vermarktet. Auch hier kommen Förderungen ins Spiel, denn die BMVI-Programme gewähren Unterstützung für beide Varianten.

Ungefördert kann eine Kommune natürlich auch agieren und ein Netz ausbauen und somit selbst zum Betreiber werden. Bei diesem Modell des Eigenbetriebs bleibt die Kommune Herr der Dinge, betreibt und vermarktet das eigene Glasfasernetz in Eigenregie, und bietet Endkunden – zum Beispiel mit Hilfe von Dienstleistern oder so genannten White-Label-Anbietern (bzw. Integratoren) – entsprechende Leistungen an.

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Geschäftsmodelle und Dienstleistungen beim Breitbandaufbau und -betrieb: Es bieten sich verschiedene Formen der Verantwortlichkeit und Arbeitsteilung  zwischen Infrastruktur-Anbietern, TK-Anbietern, Netzbetreibern, Integratoren und Resellern an. Grafik: SBR-net Consulting AG.

Risiken des Glasfaserausbaus in den Griff bekommen

Bei der Verlegung von Glasfaser entstehen einer Kommune hohe Kosten. Rund 70 bis 80 Prozent der Gesamtkosten verursachen die Tiefbauarbeiten.

Verpachtet eine Kommune die Glasfaserinfrastruktur an einen Netzbetreiber, ist oft zu beobachten, dass das wirtschaftliche Risiko für die Refinanzierung dieser Infrastruktur bei der Kommune verbleibt. Die Pachthöhe ist oftmals abhängig von der Anzahl abgeschlossener Teilnehmeranschlussverträge des Netzbetreibers, welche die Kommune nur sehr bedingt beeinflussen kann. Die Stimulierung der Nachfrage ist in weiten Teilen Deutschlands heute noch ein massives Problem.

Werden die Dienste dagegen von der Kommune selber angeboten, so hat diese die Möglichkeit, durch den Abschluss von Vorverträgen mit Bürgern und Unternehmen die Amortisierung des Projektes maßgeblich abzusichern.

Eine Gemeinde hat somit eine Abwägung zu treffen, wie sie ihre Ziele am besten erreichen kann und wie sie die Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft am besten sicherstellt. Dabei kommt es auch darauf an, die Elemente der Wertschöpfung zu erbringen, die nicht zum Kern des eigenen Bereichs zählen. Damit sind Kooperationen gefordert.

Kooperationspartner beim Eigenbetrieb

Für Gemeinden gilt: Es gibt verschiedene Kooperationspartner UND man sollte den Kooperationspartner nach einem Set an Kriterien auswählen, das die eigenen Ziele in den Mittelpunkt stellt.

Die Graphik zeigt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, in Partnerschaften einzutreten, zum Beispiel mit bestehenden Anbietern, ebenso wie mit der Wohnungswirtschaft, , White-Label-Plattformen oder Diensteanbietern.

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Beim Eigenbetrieb eines Breitbandnetzes sollte eine Kommune auf jeden Fall auf Kooperationspartner zurückgreifen. Grafik: SBR-net Consulting AG.

Beim Netzbetrieb und beim Diensteangebot bietet sich für die Kommune an, auf die Vorleistungen eines erfahrenen Anbieters zurückzugreifen, der Telekommunikationsnetze betreibt und umfangreiche Erfahrungen als „Enabler“ für Telekommunikationsdienstleistungen besitzt. Ideal ist neben dem Netzaufbau und -betrieb auch das Vorhandensein einer White-Label-Plattform, welche bereits alle Funktionen und Prozesse bereitstellt, um Breitbanddienste unter eigenem Brand am Markt anzubieten.

Weitere Informationen:

 

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