Personas für den Digital Workplace: Wir alle sind Wissensarbeiter
Bei der Planung moderner Arbeitsumgebungen sollten tradierte Rollenbilder kritisch hinterfragt werden. Denn alle Mitarbeiter sind heute mit Wissensarbeit konfrontiert und von Natur aus mobil – und können damit von einer besseren Unterstützung bei Mobilität und Zusammenarbeit profitieren.
Immer mehr Unternehmen arbeiten bei der Modernisierung der Arbeitsumgebungen mit Persona-Konzepten. Sie klassifizieren Mitarbeitergruppen anhand ihrer Bedarfe in unterschiedliche Typen (Personas), um darauf aufbauend bedarfsgerechte Ausstattungs- und Servicekonzepte zu entwickeln. Und das ist auch gut so: Wer eine höhere Anwenderzufriedenheit und eine effektive Unterstützung des Business anstrebt, kommt nicht umhin, die Mitarbeiter entsprechend ihrer spezifischen Bedürfnisse und Rollen innerhalb des Unternehmens auszustatten. Mit „One size fits all“ lässt sich im digitalen Zeitalter kein Blumentopf mehr gewinnen.
Persona-Konzepte sind sinnvoll, erfordern aber eine genaue Bedarfsanalyse!
Persona-Konzepte lassen sich jedoch nur erfolgreich umsetzen, wenn im Vorfeld die Bedarfe der Mitarbeiter in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern genau analysiert und dabei tradierte Rollenbilder auf den Prüfstand gestellt werden. Denn im Zuge der Digitalisierung haben sich auch die Berufsbilder und damit verbundene Anforderungen an die Gestaltung der Arbeitsumgebungen enorm gewandelt.
So wird in vielen Persona-Konzepten heute das Bild des Wissensarbeiters (neudeutsch: Knowledge Worker) bemüht, um Mitarbeiter mit einem hohen Bedarf an Werkzeugen für Austausch und Vernetzung zu beschreiben.
Was aber ist Wissensarbeit, und wer sind die Wissensarbeiter heute?
Im Industriezeitalter fiel die Zuordnung noch leicht. Wissensarbeiter waren in der Regel Hochqualifizierte, die in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen bzw. als Berater oder Ingenieure in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen tätig waren. Deren Tätigkeit, also die Wissensarbeit, zeichnet sich insbesondere durch zwei Eigenschaften aus: Sie ist mental anspruchsvoll und lässt sich nicht nach vordefinierten Routinen erbringen.
Diese Definition der Wissensarbeit ist auch heute noch gültig, allerdings erscheint eine Verortung einzelner Mitarbeitergruppen als Wissensarbeiter kaum noch möglich. Denn während Routinetätigkeiten zunehmend automatisiert oder ausgelagert wurden, nimmt die Wissensarbeit einen immer größeren Raum ein.
Wir sind alle Wissensarbeiter!
Ob Office-, IT- oder Facility Manager, Vertriebsmitarbeiter oder Systemadministratoren, Entwickler oder Konstrukteure – nahezu alle Mitarbeitergruppen in den Unternehmen sind heute mit zunehmend komplexen Themenstellungen betraut, für die es keine definierten Prozesse gibt und für deren Bearbeitung Wissen, Kreativität und Teamarbeit erforderlich sind. Kurzum: Wir alle sind zu einem gewissen Grad Wissensarbeiter.
Eine unkritische Weiterverwendung der Rolle „Wissensarbeiter“ bei der Umsetzung von Persona-Konzepten kann deshalb leicht in die Irre führen. Tatsächlich verfügen „klassische Wissensarbeiter“ in vielen Unternehmen bereits über gute Werkzeuge zur Förderung der Zusammenarbeit. Hinterfragt werden müsste aber auch und insbesondere, inwieweit die „neuen Wissensarbeiter“ mehr Unterstützung benötigen.
Ganz ähnlich verhält es sich bei den „mobilen Mitarbeitern“. In den herkömmlichen Rollenbildern wird hierbei zumeist auf Vertriebs- oder Außendienstmitarbeiter sowie Manager, die von Berufs wegen viel unterwegs sind, fokussiert. Dabei vernachlässigen wir, dass auch andere Mitarbeitergruppen deutlich effizienter und effektiver ihren Job machen könnten, wenn sie darin bestärkt würden, zumindest zeitweilig von unterwegs oder von zu Hause zu arbeiten bzw. mit mobilen Geräten betriebliche Anwendungen zu nutzen.
Auch Bürokräfte fordern und benötigen Mobilitätsunterstützung!
Vor diesem Hintergrund zeigen die Ergebnisse einer weltweiten Befragung unter Mitarbeitern und Managern zu Anspruch und Wirklichkeit moderner Arbeitsumgebungen, die PAC im vergangenen Jahr im Auftrag von Fujitsu durchführte, ein bemerkenswertes Ergebnis: Nicht diejenigen Mitarbeiter, die ständig unterwegs sind, zeigten sich mit Blick auf die Mobilitätsunterstützung im Job am kritischsten, sondern „klassische Büroarbeiter“, also Mitarbeiter in der Verwaltung, im Marketing oder im Controlling.
Workplace-Designer sollten sich davor hüten, die Forderungen dieser Mitarbeitergruppe nach besserer mobiler Unterstützung als „übersteigertes Anspruchsdenken“ abzutun. Denn wer Kinder versorgen, Angehörige pflegen oder lange Arbeitswege in Kauf nehmen muss, der könnte seinen Job bei ausreichender Mobilitätsunterstützung deutlich effektiver verrichten. Wir leben schließlich nicht mehr im Industriezeitalter, in dem eine feste Bindung an Orte und Zeiten für einen Großteil der Berufsgruppen obligatorisch ist. Vielfach ist es einfach nur noch die technische (und organisatorische!) Unterstützung, die mobile Mitarbeiter von nichtmobilen Mitarbeitern unterscheidet.
Auf das „Wie“ kommt es an!
Zusammengefasst: Alle Mitarbeiter sind zunehmend mit Wissensarbeit konfrontiert und von Natur aus mobil – und können so in unterschiedlichem Maße von einer besseren Unterstützung bei Mobilität und Zusammenarbeit profitieren. Beim Einsatz von Persona-Konzepten sollte daher mit Blick auf unterschiedliche Tätigkeitsfelder geprüft werden, wie und mit welchen Werkzeugen eine gleichermaßen effektive und effiziente Unterstützung gelingt.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG