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Publiziert am 10. Mai 2017 von unter:

Auch im Mittelstand: Blockchain steht in den Startlöchern

Mehrdimensionale Kettenstruktur mit hervorgehobenem Kettenglied, das die gesamte Struktur zusammenhält.

Titelbild: © Blue Vista Design/Shutterstock.com

Eine neue Studie von eco, des Verbands der Internetwirtschaft, zeigt: Blockchain ist den meisten mittelständischen Unternehmen noch kein Begriff. Dabei bietet die Sicherheitstechnologie zahlreichen Branchen die Möglichkeit, neues Geschäftspotenzial zu erschließen.

Die Blockchain wird die deutsche Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern. Das glauben laut einer von eco, dem Verband der Internetwirtschaft, beauftragten YouGov-Umfrage 32 Prozent der Verantwortlichen im deutschen Mittelstand. Zwar ist erst 34 Prozent der Mittelständler Blockchain überhaupt ein Begriff. „Aber von allen Befragten, die die Blockchain kennen und sich damit beschäftigt haben oder bereits nutzen, erwarten 65 Prozent grundlegende wirtschaftliche Veränderungen“, sagt Stephan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe Blockchain im eco. Im Auftrag von eco hatte das Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov mittelständische Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern zu den Perspektiven der Blockchain-Technologie befragt.

2017 ist entscheidendes Jahr für Blockchain

Auch Thomas Kaltofen, der als Blockchain-Experte vor allem in der Chemie- und Pharmabranche arbeitet, geht davon aus, dass Blockchain das Potenzial hat, in vielen Bereichen und Branchen die bisherigen zentralen, relationalen Datenbanken abzulösen. In einem Beitrag für die Wochenzeitschrift Computerwoche zog er jüngst folgendes Fazit: „Die kommenden Monate werden zeigen, ob die hohen Erwartungen an die Blockchain-Technologie erfüllt werden können oder sie eine theoretische, in der Praxis nicht umsetzbare Idee bleibt.“ 2017 werde definitiv ein entscheidendes Jahr für die Blockchain-Community.

Sicher und verfügbar

Als wichtigste Vorteile der Blockchain nennt Kaltofen die Aspekte Manipulationssicherheit und Verfügbarkeit. In einem Blockchain-Netzwerk seien sehr viele Kopien einer Datenbank verteilt und 51 Prozent aller Instanzen müssten geändert werden, um einen Datenbankeintrag erfolgreich zu fälschen. So seien in der Regel Milliardeninvestitionen notwendig, um nur einen einzigen Eintrag in der Blockchain zu manipulieren. Da die Blockchain zudem dezentral organisiert sei, stelle der Ausfall einzelner Knoten kein Problem dar, da die übrigen teilnehmenden Knoten einspringen. Falle hingegen bei einer klassischen Datenbank der Server aus, könne diese nicht mehr genutzt werden.

Auch in der eco-/YouGov-Umfrage strichen die befragten Mittelständler die Aspekte „Fälschungssicherheit“ (30 Prozent) und „dezentrale Datenspeicherung“ (27 Prozent) als wichtigste Vorteile heraus. „Auch deshalb entdecken immer mehr mittelständische Unternehmen diese Technologie für sich und wollen sie als Plattform für digitale Innovationen nutzen“, sagt eco-Experte Stephan Zimprich.

Nicht nur Vorteile

Auch in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft weisen die Autoren, Markus und Vera Demary darauf hin, dass die Blockchain vor allem mit Blick auf Zahlungssysteme schneller, billiger, sicherer und fehlerfreier sei als herkömmliche Zahlungsverfahren. Gegenüber dem Handelsblatt wies Markus Demary aber auch auf einen wesentlichen Nachteil hin: Blockchain biete „zwar enorme Möglichkeiten, um Finanztransaktionen via Internet kostengünstig und schnell abzuwickeln. Der Ausbreitung der Technologie steht aber ein begrenzender Faktor im Wege: der hohe Stromverbrauch.“ Wenn nur zehn Prozent der Weltbevölkerung auf die Blockchain-Technologie setzten, würden dafür bereits rund 23 Prozent der heutigen weltweiten Stromproduktion in Anspruch genommen.

Vielfältige Anwendungen möglich

Bislang war Blockchain als technologische Basis für die digitale Bitcoin-Währung vor allem ein Thema für Finanzdienstleister. Dementsprechend sind es vor allem Banken und Finanzverbände, die in die neue Technologie investieren. So loten zum Beispiel die Bundesbank und die Deutsche Börse derzeit gemeinsam die Chancen und Risiken der Technologie für Finanzgeschäfte aus. Auch das Banken-Konsortium R3CEV, an dem aktuell über 80 der weltweit führenden Finanzinstitute beteiligt sind, untersucht die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain im Finanzwesen. Das Einsparpotenzial für die Infrastrukturkosten im Bankensektor wird auf 50 bis 70 Prozent geschätzt. Ein Nachrichtenbeitrag im Schweizer Fernsehen SRG stellte einige weitere Blockchain-Initiativen in der Finanzwelt vor.

Von Sensordaten bis zu Grundbüchern

Doch wenn die Technologie insbesondere auch als Lösung für den Mittelstand interessant sein will, muss sie sich weitere Anwendungsfelder erschließen. Die Befragten der eco-/YouGov-Studie nennen hier zum Beispiel das Verwalten von Echtheitszertifikaten, das Erfassen und Auswerten von Sensordaten, intelligente Vertragsverwaltung (Smart Contracts) oder das Verwalten von Eigentums-/Urheberrechten sowie von Grundbucheinträgen. „Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Transaktionen ohne intermediäre Instanz transparent revisionssicher zu erfassen und abzuwickeln“, sagt Stephan Zimprich von eco. „Daraus ergeben sich Chancen für neue Geschäftskonzepte mit hohem Disruptionspotenzial für viele Branchen.“

Thomas Kaltofen nennt als mögliche weitere Anwendungsfelder den Rohstoffhandel, aber auch den Journalismus – vor allem in Ländern, in denen Journalisten systematischer Zensur und Repression ausgesetzt sind. Zudem seien rechtssichere E-Mail-Systeme möglich. Eine entsprechende Mail-Lösung auf Blockchain-Basis bietet zum Beispiel das Dresdner Unternehmen Faizod an.

Smart Contracts für das Internet der Dinge

Insbesondere auf dem Feld der Rechtssicherheit und der Smart Contracts kann die Blockchain neue Anwendungen hervorbringen. Legal-Tech-Berater Patrick Prior skizziert in einem Beitrag für das Karrierenetzwerk LinkedIn das Potenzial in Sachen Smart Contracts. Als Anwendungsbeispiele nennt er die anonyme Liquiditätsüberprüfung von Personen oder Unternehmen, die anonyme Authentifizierung von Vertragspartnern oder das Copyright-Management.

Prior geht zudem davon aus, dass auch mit Blick auf das Internet der Dinge Smart Contracts einen Schub bekommen, wenn mehr und mehr Gegenstände „smart“ werden und sich immer häufiger authentifizieren müssen. „Die Vorteile der Smart-Contract- und Blockchain-Technologie liegen dabei auf der Hand: unmanipulierbar, autonom, dezentral und anonym“, so Prior. „Die Rechtssprache wird dabei in der Zukunft immer mehr zu einer Programmiersprache – Code is Law.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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