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IP-Umstellung: „Nicht bis zum letzten Moment warten“

TK-Anlage mit Festnetztelefonen

Titelbild: © Vtls/Shutterstock.com

Spätestens ab 2019 sprechen die Telefonnetze hierzulande nur noch eine Sprache: IP. Was aber tun mit der alten ISDN-Telefonanlage? Tipps von QSC-Produktmanager Andreas Steinkopf.

DWW: Herr Steinkopf, die Deutsche Telekom wird bis Ende 2018 ihr Netz auf IP umgestellt haben. Auch Tausende Mittelständler müssen sich deshalb überlegen, wie sie künftig telefonieren. Was raten Sie denen?

Andreas Steinkopf: Der typische Kunde will eigentlich nichts verändern, sondern einfach weiter über ISDN telefonieren. Das ist gar nicht verwunderlich: Nirgends hat sich ISDN so erfolgreich durchgesetzt wie in Deutschland. Hier werden die besten ISDN-Komponenten produziert. Dennoch rate ich Unternehmen dringend: Wartet mit der Umstellung nicht bis zum letzten Moment, ansonsten kommt ihr in die Rush Hour und es fehlt an Beratern und verfügbarem Equipment. Behörden beispielsweise haben lange Vorlaufzeiten, müssen Budgets planen – für die ist es jetzt eigentlich schon zu spät. Da braucht es eine Übergangstechnologie.

DWW: Was sollen Unternehmen also mit ihrer alten ISDN-Telefonanlage machen?

Steinkopf: Spätestens wenn der Wartungsvertrag der aktuellen TK-Anlage ausläuft, muss eine neue Lösung her. Alle modernen Telefonanlagen am Markt basieren bereits auf Computer-Betriebssystemen wie Linux oder Windows, sie sind also schon auf das IP-Protokoll ausgelegt. Außerdem sind die heutigen Anlagen UCC-fähig: Mit so einer Unified Communications and Collaboration-Lösung können Mitarbeiter intern einfacher zusammenarbeiten, Arbeitsabläufe beschleunigen und so Zeit einsparen.

DWW: Was passiert mit den sogenannten ISDN-Sonderdiensten, die über den Telefonanschluss abgewickelt werden wie Fax, EC-Terminals, Gegensprechanlagen oder auch die Fernwartung der Telefonanlage?

Steinkopf: Bei den ISDN-Sonderdiensten muss man trennen zwischen sprachaffinen Diensten wie Fax und sprachfernen wie etwa Gefahrenmeldeanlagen. Bei ersteren erwartet der Kunde, dass der TK-Anlagenbauer und gegebenenfalls der Netzbetreiber diese migriert. Bei letzteren muss das Unternehmen auf IP umstellen, das die Anlage jeweils eingerichtet hat. Die Migration ist vielfach auch schrittweise möglich: Die meisten Systeme wie Electronic-Cash-Geräte, die noch an ISDN- oder analogen Telefonanschlüssen hängen, lassen sich über ISDN-Gateways und analoge Telefon-Adapter ans IP-Netz anschließen. Diese Lösung ist aber nur für eine Übergangsphase sinnvoll: Langfristiges Ziel muss es sein, einen Sprachanschluss ohne Technologiebrüche zu haben, um die Vorteile der ITK-Konvergenz in Gänze heben zu können – All-IP eben. Aktuelle Endgeräte wie EC-Terminals haben ohnehin bereits eine passende IP-Schnittstelle.

DWW: Was machen Unternehmen, die bereits über eine Voice-over-IP-fähige Telefonanlage verfügen und diese auch weiter betreiben wollen?

Steinkopf: IP-basierte Anlagen lassen sich einfach über den sogenannten SIP-Trunk mit dem All-IP-Netz verbinden, insbesondere wenn sie das weltweit verbreitete Protokoll SIPconnect 1.1 beherrschen. Diese Technologie ermöglicht mit nur einem Account die direkte Durchwahl auf viele Endgeräte. Und die Anzahl der gleichzeitig möglichen Amtsgespräche skaliert viel besser als bei ISDN – bei QSC standardmäßig bis weit über 1.000. Telefonanlage und SIP-Trunk kann so eingerichtet werden, dass das Unternehmen auch am Tag der Umstellung auf IP erreichbar bleibt.

DWW: Worauf müssen mittelständische Unternehmen bei der IP-Umstellung achten, die über mehrere Standorte verteilt sind oder ein großes Filialnetz betreiben

Steinkopf: Der SIP-Trunk unterstützt vor allem den Umbau auf eine zentrale TK-Anlage und verbessert so die ganze Struktur der Telefonie. In der Regel hat ein Unternehmen für seine Telefonie an jedem Standort einen ISDN-Anschluss und möglicherweise eine kleine TK-Anlage oder ein Gateway einer zentralen Anlage. Mit dem SIP-Trunk kann man dieser zentralen Telefonanlage alle Rufnummern aller Filialen zuführen. Das heißt: An den Standorten sind weder Gateways, TK-Anlagen noch ISDN-Anschlüsse nötig, sondern nur noch Telefone und eine IP-Verbindung zur  Zentrale. Das spart Geld, das das Unternehmen nun investieren kann, um Bandbreite oder Redundanz der IP-Verbindung zwischen Zentrale und den Filialen zu erhöhen und damit alle Anwendungen wie VoIP, CRM- und ERP-Systeme oder generell die Internetgeschwindigkeit zu verbessern. Ganz abgesehen davon, dass sich eine zentrale Telefonanlage einfacher und mit deutlich weniger Personalaufwand managen lässt.

DWW: Und wenn ich später doch meine ISDN-Anlage abschaffen will? Oder gerade ein neues Unternehmen aufbaue?

Steinkopf: Die zentrale TK-Anlage muss ja nicht beim Kunden stehen, sie kann auch bei einem Hosting-Partner oder beim Carrier installiert sein – dann reden wir über Hosted IP-PBX oder IP-Centrex, also einer virtuellen Telefonanlage aus der Cloud. Im Centrex-Fall vermietet der Anbieter  jedem Kunden gewissermaßen eine kleine Scheibe seiner großen Anlage und verwaltet auf einem Server mehrere Kunden parallel. Da kommen dann zwar schnell die üblichen Bedenken der Kunden: ‚Wenn meine Adressbücher in derselben Datenbank wie der meines Konkurrenten gespeichert sind – kann der sich dann nicht ungehindert bei meinen Adressen bedienen?‘ Diese Angst kann man aber schnell nehmen: In zertifizierten Rechenzentren sind die Datenbanken natürlich getrennt, kein Kunde kann auf Daten eines anderen zugreifen. Außerdem kann ein spezialisierter Cloudanbieter ein modernes, IP-basiertes TK- Systeme besser managen als ein Unternehmen mit anderem Fokus.

DWW: Welche Vorteile hat das Unternehmen von einer Telefonanlage aus der Cloud?

Steinkopf: Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Das Unternehmen muss sich keine eigene Hardware aufbauen und teure Server vor Ort installieren, was sich meist nur für Betriebe mit mehr als 100 Arbeitsplätzen rechnet. Es gibt nämlich keine Sprungkosten: IP-Centrex lohnt sich auch für Kunden mit 30 Nutzern. Das „Pay-per-Seat“-Modell, also die Kostenberechnung pro Arbeitsplatz, und „Pay-as-you-grow“ bieten hier größtmögliche Flexibilität, auch wenn das Unternehmen wächst. Bezahlt wird monatlich, das heißt, das Unternehmen bindet kein Kapital und zahlt nur, was es wirklich braucht. Es geht aber auch um Verfügbarkeit: Bricht bei einer herkömmlichen TK-Anlage die IP-Verbindung zur Firmenzentrale ab, ist Telefonie an den anderen  Standorten unmöglich, mindestens jedoch stark eingeschränkt. Der Vorteil einer IP-Centrex-Anlage in einem Rechenzentrum: Der Carrier bietet hochverfügbare und redundante Verbindungen zur Anlage. Selbst wenn die Zentrale offline ist, können alle Filialen noch telefonieren. Die Verfügbarkeit für alle Standorte insgesamt steigt also deutlich. Der Kunde muss außerdem nichts mehr selbst managen, denn der Carrier sorgt für die Sicherheit und spielt regelmäßig Updates auf.

DWW: Worauf muss der IT-Verantwortliche eines Unternehmens bei der IP-Umstellung noch achten, vor allem in Bezug auf IT-Sicherheit und Datenschutz?

Steinkopf: Kunden wollen ja Risiken für ihr Unternehmen möglichst vermeiden. Für das hierfür benötigte Risikomanagement gibt es ISO-Normen: Die Firmenleitung muss Risiken identifizieren und bewerten. Das betrifft Safety, also die allgemeine Betriebssicherheit, damit die Anlage nicht tagelang ausfällt, und Security, also den Schutz vor Internetangriffen und Abhörattacken. Besteht erhöhter Sicherheitsbedarf, wie es beispielsweise in einer Behörde der Fall ist, muss der IT-Verantwortliche berücksichtigen, auf welchem Weg er die Sprache von seinem Carrier bekommt: Über das vermeintlich unsichere Internet oder über eine direkte IP-VPN-Leitung zum Carrier. Dann kann man noch darüber nachdenken, den SIP-Trunk und damit die Datenübertragung zu verschlüsseln – was bei einem ISDN-Anschluss nicht möglich war. Und wann man einen sogenannten Enterprise Session Border Controller einsetzen sollte, eine Netzwerkkomponente, um interne und externe VoIP-Netze sicher zu entkoppeln. Diese beiden Sicherheitskomponenten sind auch im IT-Grundschutzkatalog des BSI für Unternehmen und Behörden beschrieben.

DWW: Bleibt noch das Thema Privacy, also die Frage nach dem Datenschutz.

Steinkopf: Dienstleister, die ihre Rechenzentren in Deutschland betreiben und die nicht in den USA an der Börse gelistet sind, haben einen klaren Vorteil. Hierzulande gilt das strenge deutsche Datenschutzrecht, die Daten verlassen Deutschland nicht. Niemand kann den Provider zwingen, eine Datenbank zu öffnen – deshalb können Unternehmen ihm ihre Daten anvertrauen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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