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Mehr Nachhaltigkeit durch das Internet der Dinge?

Das WEF untersucht die ökonomischen Ziele des IoT und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Vereinten Nationen. Ergebnisse: Das Internet der Dinge könnte sich als effektives Instrument für mehr Nachhaltigkeit erweisen.

Technologie ist seit vielen Jahrhunderten ein probates Mittel für globalen Wohlstand. Wie so häufig, hat aber auch dieses Mittel unerwünschte Nebenwirkungen: Einige der virulentesten Probleme, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist, wurden durch den technologischen Fortschritt hervorgerufen.

Hier nur drei Beispiele:

CO2-Emissionen: Die Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert legte das Fundament für die Verbrennungsmotoren und Generatoren der Gegenwart. Die CO2-Emissionen dieser Maschinen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache für den Klimawandel.

Gewässerverschmutzung: Aus den Chemielabors des 19. und 20. Jahrhunderts gingen zahllose Substanzen hervor, die heute unsere Gewässer belasten.

Psychische Störungen: Steigende Selbstmordraten und eine junge Generation, die sich zunehmend unglücklich und unzufrieden fühlt – Aktuelle Studien legen nahe, dass Smartphones und ähnliche Geräte eine wesentliche Ursache für viele psychische Störungen unserer Zeit sein könnten.

Innovative Technologien für eine bessere Welt

In den vergangenen vier Jahrzehnten war ein interessanter Trend zu beobachten: Technologien wurden explizit mit dem Ziel entwickelt und genutzt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Emissionsfreie Energiequellen wie Wind und Sonne haben ganze Industriezweige entstehen lassen. Nach Schätzungen der American Wind Energy Association konnten damit in den USA allein 2013 rund 95,6 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden, eine Menge, die den Abgasen von 16,9 Millionen Autos entspricht.

Mittlerweile betätigen sich ganze Unternehmen als „Weltverbesserer“. So verfolgt der amerikanische Autohersteller Tesla das erklärte Ziel, den „Übergang ins Zeitalter der nachhaltigen Energien zu beschleunigen“. Tesla-Gründer Elon Musk legt Wert darauf, dass die CO2-Reduzierung ein zentrales Ziel seines Unternehmens ist. Unterstützt wird er darin von einer engagierten und loyalen Belegschaft. Auch wenn nicht alle Unternehmen so forsch vorangehen, haben die meisten einen Chief Sustainability Officer benannt und verlangen von ihren Lieferanten die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien.

Global konzertierte Aktion bis 2030

Im September 2015 verabschiedeten 194 Staaten in der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Sie definiert 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs), anhand derer die Staaten ihren Fortschritt auf dem Weg zu mehr ökologischer und sozialer Gerechtigkeit messen können.

In diesen Kontext gehört auch die Initiative „Shaping the Future of Digital Economy and Society System“, die vom Weltwirtschaftsforum initiiert wurde und eine vertrauenswürdige und nachhaltige digitale Zukunft sicherstellen soll. Im Zentrum der Initiative steht einmal mehr das Internet der Dinge. McKinsey zählt es zu den drei technologischen Entwicklungen mit dem größten Disruptionspotenzial bis 2030. Nach Meinung der Analysten dürften im IoT-Sektor schon 2025 rund 11,1 Billionen USD erwirtschaftet werden – 14 % des heutigen globalen BIP.

Das Weltwirtschaftsforum untersucht jedoch nicht nur die ökonomischen Effekte des IoT, sondern auch seine Auswirkung auf die Gesellschaft und auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Hier zwei Ergebnisse dieser Untersuchungen, gefolgt von je einem praktischen Beispiel.

Ergebnis 1: Das Internet der Dinge könnte sich als effektives Instrument für mehr Nachhaltigkeit erweisen

Die meisten aktuellen IoT-Projekte könnten einen konkreten Beitrag zur Umsetzung von SDGs und Agenda 2030 leisten. Laut einer Analyse von mehr als 640 IoT-Implementierungen, die IoT Analytics gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum durchgeführt hat, gilt dies für 84 % aller vorhandenen IoT-Deployments.

Interessanterweise konzentrieren sich 75 % dieser Projekte auf die folgenden fünf Nachhaltigkeitsziele:

Nr. 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur (25 %)
Nr. 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden (19 %)
Nr. 7: Bezahlbare und saubere Energie (19 %)
Nr. 3: Gesundheit und Wohlergehen (7 %)
Nr. 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion (5 %)

Warum wird dem Internet der Dinge eine so große Wirkung zugeschrieben? Ganz einfach: Beim IoT geht es im Wesentlichen darum, zuvor unvernetzte „Dinge“ zu messen und aus der Ferne zu steuern. Damit bindet es Menschen und Objekte ein, die von traditionellen Technologien bis dato nicht erreicht wurden.

In der Praxis entsteht daraus zum Beispiel eine Lösung für die Fernüberwachung der Wasserqualität, die indigenen Bevölkerungsgruppen sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellt, aber auch ein intelligentes Straßenbeleuchtungssystem in China, das den Stromverbrauch halbiert.

 

Ergebnis 2: Erfolgreiche Projekte müssen in größerem Maßstab umgesetzt werden

95 % der untersuchten IoT-Implementierungen bestehen aus kleinen oder mittelgroßen Projekten, nur sehr wenige bewegen sich in einem größeren oder gar Makromaßstab.

Auch dieses Phänomen lässt sich einfach erklären: Der IoT-Markt existiert erst seit wenigen Jahren. Dabei gibt es verschiedene Gründe, weshalb die Projekte noch nicht in großem Maßstab durchgeführt werden („großer Maßstab“ bedeutet, dass ein Projekt mindestens 1 Million Menschen einbezieht, mehrere Branchen umfasst und auf einem gesamten Kontinent umgesetzt wird).

Auf der technischen Ebene wirken sich die mangelnde Interoperabilität der Geräte und die verschiedenen IT-Backends hemmend auf die Entwicklung aus. Gleichzeitig sind die Budgets für nachhaltige IoT-Deployments verschwindend gering, da sie meist aus dem Topf für „Innovation und digitale Projekte“ stammen. Es dürfte noch einige Zeit ins Land gehen, bis der Zugriff auf klassische GuV-Budgets (die meist wesentlich größer sind) dafür sorgt, dass aus kleinen Projekten groß angelegte Implementierungen werden.

Beispiel: Ein IoT-Projekt mit Nachhaltigkeitsanspruch

Das „Smart Green Infrastructure Monitoring“-Projekt in Chicago verringert die Gefahr von Überschwemmungen und damit von Gebäudeschäden, indem es solidere Daten für die Kapitalplanung von Infrastrukturinvestitionen bereitstellt. Das von City Digital (Chicago) entwickelte IoT-Projekt hat einen vergleichsweise hohen Nachhaltigkeitsfaktor, da es besonders ärmeren Bevölkerungsschichten zugutekommt und sehr gut skalierbar ist. Das Projekt wurde anhand von fünf KPIs bewertet: Reichweite des Projekts; positiver SDG-Effekt; Einfluss auf einzelne SDG-Vorgaben; Skalierbarkeits- und Übertragbarkeitspotenzial sowie Fokussierung auf benachteiligte Gruppen. Die Bewertungsergebnisse des Chicagoer Projekts und weitere inspirierende Praxisbeispiele können Sie unter http:/wef.ch/IoT4D nachlesen.

Von der Chance zum Business: Wie geht es weiter?

Dedizierte IoT-Projekte, die sich die nachhaltige Entwicklung auf die Fahnen geschrieben haben, sind zweifellos wichtig. Noch wirksamer wäre es jedoch, wenn die SDGs auch bei kommerziellen Projekten eine tragende Rolle spielen würden. Befragt nach dem direkten Zusammenhang zwischen ihren Projekten und den Nachhaltigkeitszielen, konnte ein erheblicher Teil der Projektleiter eine solche Verbindung eher nicht erkennen. Allerdings zeigte unsere Studie auch, dass 84 % der IoT-Implementierungen (davon 70 % im privaten Sektor) sehr wohl mit den Nachhaltigkeitszielen konform gehen.

75 % der ermittelten Projekte sind den fünf oben genannten SDGs zuzurechnen, die sich mit hochrentablen industriellen Anwendungen realisieren lassen. Dies legt nahe, dass der signifikante Nachhaltigkeitseffekt dieser Projekte quasi nebenbei erfolgt oder wenigstens nicht ihr primärer Treiber ist.

Wichtige Erkenntnisse für IoT-Planer

Im Mittelpunkt aller Anstrengungen muss die Schaffung einer Nachhaltigkeitskultur stehen. Nur mit einem solchen Bewusstsein lassen sich echte Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg erzielen. 95 % der untersuchten IoT-Implementierungen bestehen aus kleinen oder mittelgroßen Projekten. Nicht wenige von ihnen sind erfolgreich, zumindest in den fünf großen Bereichen, die die Domäne von lukrativen Industriezweigen sind. Es könnte sich also lohnen, einige dieser Projekte auf einen größeren oder gar Makromaßstab zu skalieren.

Durch die Identifizierung von Nachhaltigkeitszielen und die Anwendung von Verfahren für eine objektive Impact-Messung werden neue Möglichkeiten ins Blickfeld rücken, wie sich erfolgreiche Lösungen auf weitere Bereiche übertragen lassen.

Laut Datenlage gibt es derzeit nur wenige IoT-Deployments, die sich den Agenda-30-Zielen Nr. 2 („Kein Hunger“), Nr. 4 (“Hochwertige Bildung“), Nr. 15 („Leben an Land“) oder Nr. 14 („Leben unter Wasser“) widmen. Manch erfolgreiches Projekt, das auf die fünf gängigsten SDGs abzielt, könnte auch in anderen, weniger im Fokus stehenden Bereichen nützlich sein. IoT-Pioniere könnten hier lukrative Geschäftschancen finden.

Der Auftrag ist klar: Wir müssen bei IoT-Stakeholdern insbesondere im privaten Sektor ein neues Bewusstsein schaffen, das Nachhaltigkeitsziele als integralen Bestandteil der ökonomischen Projektplanung begreift. Denn Nachhaltigkeit ist nicht nur die Domäne von CSR-Abteilungen; sie ist ein essentieller Bestandteil jeder Geschäftstätigkeit, jeder Investition und Kooperation. Sie maximiert den sozialen Nutzen und bringt dennoch – womöglich sogar mehr – ökonomischen Nutzen.

Weiterführende Informationen

Eine ausführliche Darstellung der IoT-Nachhaltigkeitsinitiative finden Sie auf der zugehörigen interaktiven Rechercheseite.

Studien sind nur der erste Schritt. Um die Entwicklung eines nachhaltigen IoT zu fördern, hat das Weltwirtschaftsforum Nachhaltigkeitsrichtlinien für das Internet der Dinge entwickelt, die beim diesjährigen WWF-Treffen in Davos diskutiert wurden. Sie behandeln einige der drängenden Probleme und Fragestellungen unserer Zeit, wie z.B. neue Arten der Zusammenarbeit, Investitionen in die Infrastruktur oder innovative Geschäftsmodelle.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

 

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