Cloud-Anbieter: Schließt Google zu Amazon und Microsoft auf?
Amazon und Microsoft führen den B2B-Markt für Cloud-Services bislang unangefochten an. Nun mehren sich die Anzeichen, dass Google schon bald zu den beiden Platzhirschen aufschließen könnte. Das Unternehmen stellt vor allem mit Blick auf neue Technologien und Vertrieb die Weichen teilweise neu.
Wenn es um die Auswahl von Cloud-Serviceanbietern geht, haben die meisten Unternehmen Google erst gar nicht auf dem Schirm. Sei es, weil der Provider noch mehr als Amazon Web Services (AWS) oder Microsoft Azure mit US-amerikanischen Geschäftspraktiken in Verbindung gebracht wird. Oder einfach, weil viele nicht wissen, dass Google zuletzt massiv ins Enterprise-Geschäft mit der Cloud investiert hat. „Fest steht, dass Google derzeit stark im Aufwind ist“, stellte hingegen unlängst Maximilian Hille, Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research, in einem Beitrag für die Computerwoche fest.
Google setzt Maßstäbe
Hille verweist auf die hohe Zahl und Qualität der jüngsten Releases von Google. Sie zeigten klar, dass das Unternehmen auf verschiedenen Handlungsfeldern aktiv sei und ein ganzheitliches Angebot für die Public Cloud anstrebe, das die Platzhirsche im Markt wie AWS und Microsoft regelrecht zittern lasse. Hier sei Google in einigen Fällen schon der Beste seines Fachs und setze die Maßstäbe.
Ins gleiche Horn stößt Computerwoche-Redakteur Wolfgang Herrmann in seinem Bericht über Googles Cloud-Konferenz „Next“, die am 10. und 11. Oktober 2017 in London stattfand. So habe Google vor allem die zahlreichen Analytics- und Machine-Learning-Services sukzessive erweitert, sodass sie heute schon die Kronjuwelen im Cloud-Portfolio des Unternehmens darstellten. Zudem biete Google das stetig wachsende Angebot an KI- und Machine-Learning-Services in der Cloud unter dem Motto „AI for everyone“ an. Damit sei das Versprechen verknüpft, Machine Learning zu „demokratisieren“. Für den Einsatz dieser Technologien müssten Unternehmen relativ wenig KI-Wissen mitbringen.
Fokus auf Open Source
Zudem steht laut Analyst Hille bei Google im Vergleich zu vielen anderen Providern die User Experience auch für IT-, Entwickler- und Admin-Teams klar im Vordergrund der Entwicklung: „Das passt auch ein wenig zum Open-Source-Fokus des Anbieters, der sich vermutlich schon sehr bald auszahlen wird. Bekanntermaßen ist Google in der Open-Source-Community besonders engagiert. Beispiele wie die Entwicklung des Container-Orchestrierungssystems Kubernetes sind ein klarer Beweis. Ein gelungener Coup war dabei die jüngste Ankündigung des Kubernetes-Marktplatzes auf der Google Cloud“, so Hille. Zudem überwinde der Kubernetes-Marktplatz die Gefahr, von einem Cloud-Anbieter abhängig zu werden. Unternehmen könnten schon bald Plattform-Services aus dem Kubernetes-Marktplatz nutzen und betreiben. Beim Wechsel der Infrastrukturen müssten sie einfach einen neuen Container-Cluster aufsetzen und den bestehenden Service migrieren.
Mit dem Betrieb und der Errichtung zahlreicher Cloud-Rechenzentren in Europa, verstärkt Google derzeit seinen regionalen Fußabdruck im Markt. Zuletzt erfolgte die Inbetriebnahme des Frankfurter Rechenzentrums. Das Zürcher Pendant soll bald folgen. Entscheidender für das B2B-Geschäft ist aber die Kooperation mit Partnerunternehmen, denn „der gemanagte Enterprise-IaaS-Markt aus der Hosted und somit Non-Hyperscaler-Umgebung hat an Attraktivität gewonnen“, stellte bereits im vergangenen Jahr die ISG Information Services Group in ihrer Markt- und Anbieterstudie „Cloud Transformation“ fest.
Wachsendes Partnernetzwerk in Deutschland
Auch deshalb hält Google an der Strategie fest, dass sämtliche Kunden und Projekte gemeinsam mit einem Partner angegangen werden. Crisp-Analyst Hille erläutert: „So sind es derzeit vor allem die Managed Public Cloud-Provider, die selbst erkennen, welches Potential in der Google Cloud steckt. Die Veränderung der Provider in Zahl und Güte gerade in Deutschland zeigt das deutlich.“ Immer mehr führende Managed Public Cloud-Provider würden derzeit Zertifizierungsprogramme von Google durchlaufen – allen voran Reply, Nordcloud oder Claranet. Sie treten damit als enge Partner und Botschafter für Google in Deutschland auf.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG