Publiziert am 24. Juni 2021 von unter:

Warum Sie nicht auf Multi-Cloud setzen sollten

Titelbild: PURPLEANVIL auf iStock

Zahlt sich eine Multi-Cloud Architektur aus? Lesen Sie, warum Multi-Cloud eher ein Relikt ist und Sie mit einer Single-Cloud-Lösung günstiger verfahren.


Was ist eine Multi-Cloud Strategie?

Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud Platform: In den letzten Jahren haben die großen (und auch kleinere) Cloud-Anbieter ihr Portfolio stark erweitert und den Weg hin zu Cloud-Native-Strukturen weiter geebnet. Komplexe Anwendungen samt Frontend, Datenbanken und IoT-Schnittstellen lassen sich mit der Cloud und ihren vielen verschiedenen Diensten abbilden. Da kommen irgendwann die Fragen auf: Mit welchem Cloud-Anbieter fährt mein Unternehmen am besten? Sollte ich verschiedene Services aus unterschiedlichen Clouds beziehen? Das hängt unter anderem davon ab, wie Sie die Architektur Ihrer Cloud-Anwendung gestalten, also welche Drittsysteme, Komponenten, Datenbanken und Cloud-Services Sie verwenden möchten. Wenn Sie die Dienste mehrerer Cloud-Anbieter nutzen, um Anwendungen oder cloudbasierte Prozesse abzubilden, ist die Rede von einer Multi-Cloud-Architektur.

Multi-Cloud vs. Hybrid-Cloud

Multi-Cloud kann entweder rein auf privaten Servern ihres Unternehmens ausgeführt werden (Private-Cloud) oder in verschiedenen Public-Clouds wie in den oben genannten (AWS, Azure, Google Cloud Platform). Nicht zu verwechseln ist Multi-Cloud mit dem Prinzip der Hybrid-Cloud. Die Hybrid-Cloud beschreibt die Nutzung einer privaten Cloud, ergänzt durch bestimmte Dienste eines Public-Cloud-Anbieters, die das Handling von Daten und Prozessen vereinfachen. Auf diese Lösung wird zum Beispiel gesetzt, wenn besonders sensible Daten (Personaldaten, Gehaltsabrechnungen) innerhalb der Unternehmensmauern verwahrt werden sollen. Während Hybrid-Cloud also auf einem Mix aus Private und Public-Cloud basiert, bedeutet Multi-Cloud die gleichzeitige Verwendung mehrerer Clouds – private oder public.


Warum überhaupt Multi-Cloud?

Der Aufbau einer Multi-Cloud-Lösung geht auf verschiedene Motive zurück: Zunächst bedeutet die Nutzung mehrerer verschiedener Clouds mehr Unabhängigkeit von den Providern. Unternehmen möchten sich nicht der Gefahr eines sogenannten Vendor-Lock-ins aussetzen. Zudem erlaubt die Nutzung mehrerer Cloud-Anbieter, zwischen den jeweils besten Angeboten und Leistungen auszuwählen. Bei Multi-Cloud unterscheiden wir zwischen den beiden folgenen Ansätzen:

Best-of-Breed: Das Beste aus mehreren Welten

Sie picken sich von verschiedenen Cloud-Anbietern jeweils die beste Version eines Dienstes heraus, nutzen also zum Beispiel die Datenspeicherung von AWS und Kubernetes über die Google Cloud Platform. Diese Methode heißt „Best-of-Breed“. Sie schalten Ihre Systeme Cloud-übergreifend zusammen. So beinhaltet jede Cloud einen Teil Ihrer Anwendung oder Ihrer Prozesse. Insbesondere diese Multi-Cloud-Architekturen sind historisch gewachsen, da die verschiedenen Cloud Dienste nach Bedarf Stück für Stück hinzugebucht wurden. Grade in größeren Unternehmen kommt es vor, dass verschiedene Teams für ihre jeweiligen Projekte eigene Cloud Lösungen implementieren, ohne sich untereinander abzustimmen und ohne zentrale Verwaltung. So entsteht innerhalb eines Unternehmens mit der Zeit ein großes Netz aus verschiedensten Cloud Providern.

Disaster Recovery mit Multi-Cloud

Eine noch umfangreichere Variante der Multi-Cloud: Sie erstellen einen oder mehrere vollständige Zwillinge Ihres Systems in verschiedenen Clouds. Auf diese Weise bleiben Sie vollkommen unabhängig von ihren Cloud-Anbietern und können diese jederzeit wechseln. Diese Variante kommt in Frage, wenn man den Datenverlust durch physische Ausfälle beim Anbieter oder die Schließung des eigenen Cloud Kontos fürchtet (Disaster Recovery)

Solche Szenarien sind allerdings höchst unwahrscheinlich. Professionelle Cloud-Anbieter speichern Ihre Daten redundant, verteilt auf mehrere, abgesicherte Rechenzentren. Die sichere Verwahrung der Daten ist ihr Geschäftsmodell. Einen Datenverlust können sie nicht riskieren.

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Warum Sie nur auf einen Cloud-Anbieter setzen sollten

Wie bereits beschrieben, sind Multi-Cloud-Architekturen meist über die Zeit herangewachsen. Hingegen gibt es keinen Grund, eine Multi-Cloud-Architektur von Null aufzubauen, da die damit einhergehenden Herausforderungen groß sind:

  • Jede Cloud, die Sie betreiben, erfordert geschultes Personal, das die jeweiligen Services und Eigenheiten kennt und die Verbindungen zwischen den Clouds managen kann.
  • Multi-Cloud-Architekturen sind meist ohne System angelegt worden, daher sehr komplex und aufwendig zu verwalten.
  • Arbeiten Sie mit mehreren Clouds, müssen diese jederzeit dasselbe Bild Ihres Systems oder Ihrer Anwendung haben, um reibungslos miteinander arbeiten zu können. Diese mehrfache Abbildung geht mit erhöhten Kosten und Aufwänden einher.
  • Je mehr Schnittstellen zwischen den Clouds Sie verwalten müssen, umso mehr Fehlerquellen und Angriffspunkte schaffen Sie.

Es empfiehlt sich deshalb, einen einzigen Cloud-Anbieter zu wählen, um so den Management Aufwand im Rahmen zu halten. Zudem profitieren Sie von wertvollen Synergieeffekten, wenn Sie alle nötigen Services aus einer einzigen Cloud ziehen, da diese optimal aufeinander abgestimmt und miteinander verbunden sind. In der Multi-Cloud-Architektur müssten Sie diese Verbindungen selbst schaffen, was die Performance Ihrer Cloud-Anwendung erheblich reduzieren kann.

Sie müssen also abwägen, ob es sich wirklich lohnt, auf einen eventuell schnelleren Service aus einer anderen Cloud zu setzen, wenn Ihnen dadurch Synergieeffekte verloren gehen.

Ist Multi-Cloud wirklich billiger?

Je nach Service ist es möglich, dass vergleichbare Dienste bei einem anderen Cloud-Anbieter günstiger sind. Wer auf Multi-Cloud setzt, kann sich so je die günstigste Variante eines Services aussuchen. Das spart allerdings nur vermeintlich Kosten und sollte keinesfalls als Hauptargument für eine Multi-Cloud-Architektur gelten. Denn während innerhalb einer Cloud häufig keine Gebühren für die Datenübertragung anfallen, ist dies zwischen verschiedenen Clouds der Fall. Rechnen Sie deshalb vorab durch, ob die Einsparung diese zusätzlichen Kosten aufwiegt.


Wie finden Sie die richtige Cloud?

Häufig stehen Sie nicht vor der Herausforderung, eine Cloud neu auszuwählen, sondern sich zwischen den Clouds zu entscheiden, die bereits in Ihrem Unternehmen vorhanden sind. Welche Cloud ist nun die richtige für Ihr System?

Mittlerweile bieten die größten Cloud Provider ein vergleichbares Portfolio an Diensten an. Datenspeicherung, Rechenkapazität, Kubernetes, IoT etc. finden Sie bei den meisten Anbietern. Sie fahren gut damit, die Cloud zu wählen, die von Ihnen bereits in größerem Umfang genutzt wird. Wenn Sie zum Beispiel einen Großteil Ihrer IT in Microsoft Azure betreiben, bestehen dort Lizenzverträge, auf welche Sie gut aufbauen können. Genauso können Sie sich daran orientieren, wo die benötigten Dienste am besten laufen, in welcher Cloud Sie am günstigsten unterwegs sind und welche Services am häufigsten benötigt werden.

Falls Sie doch mehrere Clouds verwalten: IaC und Terraform

Für jede Cloud muss die Infrastruktur händisch aufgebaut werden. Ihre Entwickler wählen also aus der Vielzahl an Diensten diejenigen aus, die sie für das Projekt benötigen. Zwar bieten die Cloud-Provider ähnliche Services, die dort zu treffenden Einstellungen unterscheiden sich jedoch von Cloud zu Cloud. Die Anbieter stellen für die Einrichtung Schritt-für-Schritt-Formulare als grafische Oberfläche bereit – für Entwickler ist die Verwaltung aber einfacher, wenn sie diese Einstellungen als Code vornehmen können. Das funktioniert mit Infrastructur-as-Code-Lösungen (IaC) wie beispielsweise Terraform.

In den Code schreiben die Entwickler, was sie benötigen und die IaC-Lösung stellt Ihre Cloud Struktur anhand dessen zusammen. Im Code ist zudem die Bearbeitungs-Historie leichter nachzuvollziehen. So können problemlos mehrere Personen an der Infrastruktur arbeiten. Ihre Infrastruktur ist zudem weniger fehleranfällig, da – wie bei dem Code Ihrer Anwendung auch – Reviews und Tests durchgeführt werden können.

Terraform funktioniert Cloud-unabhängig, weshalb Sie mehrere Clouds gleichzeitig verwalten können. Im Code adressieren sie dafür die gewünschten Clouds. Da allerdings auch im Code die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten der jeweiligen Clouds berücksichtigt werden müssen, ist IaC nicht dafür geeignet, die Infrastruktur einer Cloud in eine andere zu kopieren.

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