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Publiziert am 11. September 2010 von unter:

QSC-Chef Bernd Schlobohm – über die Bedeutung von Werten für wirtschaftliches Handeln

Dr. Bernd Schlobohm, Vorstandsvorsitzender der QSC AG„Glaubwürdigkeit und Fairness!“

Dr. Bernd Schlobohm, Gründer und Vorstandsvorsitzender der QSC AG , ist „bekennender Hanseat“ und glaubt an die Gültigkeit von „des Kaufmanns gute Sitten“ auch in heutiger Zeit. Denn er meint: „Ohne eine moralische Basis ist erfolgreiches wirtschaftliches Handeln überhaupt nicht möglich.“

Herr Dr. Schlobohm, moralische Werte und wirtschaftliche Vernunft – ist das nicht ein Widerspruch?

Schlobohm: Nein, ein Wertegerüst ist unabdingbare Voraussetzung, um wirtschaftlich vernünftig und nachhaltig zu handeln. Ohne dies kann man vielleicht kurzfristig brillieren und Gewinne abschöpfen, aber langfristig lässt sich so kein Unternehmen aufbauen.

Ohne eine moralische Basis ist erfolgreiches wirtschaftliches Handeln überhaupt nicht möglich. Was passiert, wenn vernünftiges unternehmerisches Handeln gegenüber Spekulantentum ins Hintertreffen gerät, erleben wir zurzeit in der Finanzkrise.

Trägt die Globalisierung zum Werteverfall bei? Oder anders gefragt: Braucht ein moralisches Wertesystem kleine, überschaubare Räume?

Schlobohm: Was anständig ist und was nicht anständig ist, das hat mit Globalisierung nichts zu tun. Der Grundsatz „Wenn es nicht wahr ist, dann sage es nicht. Und wenn es nicht recht ist, dann tue es nicht!“ – der sollte eigentlich überall gelten.

Welchen Wertekodex vertreten Sie?

Schlobohm: Ich bin bekennender Hanseat und glaube an die Gültigkeit von „des Kaufmanns gute Sitten“. Doch wo früher ein Handschlag für einen sicheren Vertragsabschluss ausreichte, geht es heute nicht ohne Heerscharen von spezialisierten Juristen und Kubikmeter von Akten.

Ich bin davon überzeugt, dass grundlegende Werte wie Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Respekt und Verantwortung für ein produktives, fortschrittliches Wirtschaften entscheidend sind – wahrscheinlich entscheidender als je zuvor. Die besten Geschäfte macht man, wenn man nicht einen Kubikmeter Papier beschreibt.

Die zunehmende juristische Absicherung allen Handelns erstickt den Kern des Unternehmertums: den Wunsch, etwas Neues zu wagen, etwas zu tun, was bisher noch nicht getan wurde.

Also weniger bürokratische Vorschriften …

Schlobohm: Ja, heute gibt es Verträge bezüglich kleinster Geschäfte. Doch das soll nicht heißen, dass es ohne Regeln geht. Die Hanse als Vereinigung der ehrbaren Kaufleute hatte inihrer Blütezeit auch ein Regelwerk. Wer sich nicht an die Regeln der Hanse hielt, wurde ausgeschlossen.

Etwas davon findet sich heute noch bei ebay, wo es eine Bewertung der Handelnden gibt. Das geht so ein bisschen in diese Richtung. Dieses Korrektiv fehlt leider heute.

Welche Vorteile bringt ein Wertekodex einem Unternehmen?

Schlobohm: Ein Wertegerüst wirkt identitätsstiftend und gibt nach Art eines Navigationssystems bei Entscheidungen den Weg vor. Wenn ein Unternehmen über solche Grundwerte verfügt, sie formuliert und ihre Einhaltung einfordert, steigt in der Regel die Effizienz und Schnelligkeit bei internen Prozessen deutlich.

Denn Mitarbeiter verschwenden weniger Zeit mit der reinen Absicherung ihrer Position und ihrer Entscheidungen, sondern konzentrieren sich stärker auf wertschöpfende Tätigkeiten im Sinne des Unternehmens.

Was sind nun typische QSC-Werte?

Schlobohm: Es mag erfolgreiche Unternehmen geben, bei denen einer die Richtung vorgibt. Aber in einem Unternehmen wie der QSC AG, das von der Kreativität und der Motivation der Mitarbeiter lebt, wäre dies nicht praktikabel.

Seit Gerd Eickers und ich das Unternehmen 1997 gegründet haben, stehen für uns die Werte Glaubwürdigkeit und Fairness im Mittelpunkt. Mit zunehmender Größe haben wir bei QSC so genannte Unternehmensgrundsätze eingeführt, die diese Werte konkreter auf den Unternehmensalltag hin ausformulierten.

Auch diese Grundsätze wurden mit der Zeit wieder überarbeitet und an die Unternehmenswirklichkeit angepasst. Allein diese Auseinandersetzung mit den QSC-Werten und dem entsprechenden Handeln wirkte bei den Mitarbeitern sinnstiftend und identitätsbildend.

Wie bringt man seine Mitarbeiter dazu, dass sie sich mit den Unternehmenswerten identifizieren?

Schlobohm: Was man selbst nicht vorlebt, kann man auch nicht von seinen Mitarbeitern verlangen. Für mich als Unternehmer bedeutet das, dass ich meine Mitarbeiter über bloße Appelle und rein funktionale, hierarchisch motivierte Handlungsanweisungen gar nicht wirklich steuern kann. Ich muss tiefer ansetzen.

Ich muss die Mitarbeiter, und vor allem meine Führungskräfte, befähigen, im täglichen Handeln die Ziele und die Identität, das heißt die grundlegenden Werte des Unternehmens, zu vermitteln. Erst dann kann ich davon ausgehen, dass „mein“ Unternehmen auch „meine“ gewünschte Unternehmenskultur lebt.

Klaffen da nicht das Wertesystem des Mitarbeiters und das des Unternehmens auseinander?

Schlobohm: Arbeits- und private Welt verschmelzen immer mehr, schon deshalb ist die Einführung eines Wertesystems in ein Unternehmen erforderlich. Kaum einer hat noch den klassischen Nine-to-five-Job. Aber auch Home-Office-Lösungen, wie wir sie als Unternehmen auf den Markt bringen, Teilzeitregelungen und der Trend zum Zweitjob sorgen dafür, dass Arbeitswelt und Familienwelt immer weniger voneinander zu trennen sind. Das bedeutet auch, dass die Maßstäbe oder besser Ansprüche an die Qualität der Arbeit und vor allem des Arbeitsumfelds steigen.

Die Mitarbeiter, die sozusagen im normalen Leben als mündige Bürger behandelt werden und handeln, legen diese Haltung nicht plötzlich im Büro ab. Sie wollen auch hier verstehen, bewerten, analysieren und sich als Person einbringen. Diese tendenzielle Aufhebung der Trennung zwischen Berufs- und privater Welt führt dazu, dass sich die Trennung der Wertesysteme, wie sie noch bis vor einigen Jahren bestanden hat, auflöst.

In einer Umfrage zum Thema „Werte“ haben die Deutschen angegeben, dass ihnen Werte wie Ehrlichkeit, Verantwortung für eigenes Handeln, Pflichtbewusstsein, Respekt und Achtung vor anderen am wichtigsten sind. Solche Werte vertragen sich nicht mit den ehedem mit der Wirtschaft assoziierten Werten wie Eigennutz, Ellenbogenmentalität und Cleverness im Sinne eines eher unfairen Übervorteilen seines Partners.

In guten Zeiten fällt es leicht, sich für hehre Werte einzusetzen, aber in schlechten Zeiten muss man schon mal fünfe gerade sein lassen …

Schlobohm: Da widerspreche ich ganz vehement. Gerade in schlechten Zeiten ist ein vernünftiges Wertegerüst eine zwingende Notwendigkeit, um auch harte Entscheidungen in einem Unternehmen glaubwürdig zu vermitteln.

Wer schwierige Entscheidungen nicht offen kommuniziert, demotiviert seine Mitarbeiter und bringt sie nicht hinter sich. Werteorientiert zu handeln bedeutet nicht kuscheln, sondern heißt klar zu sagen, was richtig und was falsch ist. Und wenn etwas nicht wahr ist, dann sollte man es nicht sagen, und wenn etwas nicht richtig ist, sollte man es nicht tun – so einfach ist das.

Das Interview wurde erstmals im QSC-Kundenmagazin BQB, Ausgabe 3 (2009), veröffentlicht.

 

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