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Internet of Things: Der Kampf um die Standards

Wie schon vor einem Jahr ist das Internet der Dinge (engl. „Internet of Things“) für den Consumer-Markt der Gesprächsstoff schlechthin auf der CES in Las Vegas. Damals beschäftigte ich mich hier im QSC-Blog erstmals mit Wunsch und Wirklichkeit, mit den Erwartungen und der Realität des Themas. Was hat sich seit diesem Jahr getan? Wo steht die Branche heute?

Jedes Jahr veröffentlicht das Marktforschungsinstitut von Gartner den so genannten „Hype Cycle for Emerging Technologies„, in dem der Reifegrad und der geschäftliche Nutzen von über 2000 Technologien auf dem Prüfstand stehen. Die Theorie dahinter: Jede neue Technologie durchschreitet vier – teils schmerzvolle Phasen – bevor sie die fünfte und letztendlich produktive Phase erreicht. Zunächst der Hype, der steile Aufstieg voller Erwartungen und Hoffnungen. Dann der Gipfel, in der es vor überzogenen Erwartungen nur so wimmelt. Darauf folgt nicht selten der Absturz. Eine Konsolidierung, in der Wunsch und Wirklichkeit aufeinander treffen und nicht jede Idee sich als praktikabel, umsetzbar oder schlichtweg attraktiv genug für den Markt erweist. Lebt die Idee dann immer noch, geht es wieder aufwärts. Langsamer diesmal, aber von all ihren phantastischen Ideen bereinigt. Erst dann, am Ende der vierten Phase folgt das „Plateau der Produktivität“, auf dem die Technologie endlich angekommen ist, auf Akzeptanz stößt und sinnvoll angewandt wird.

Wo stehen wir beim Internet der Dinge heute?

In der vorletzten Gartner-Studie war das Internet of Things 2014 noch auf dem „Höhepunkt überzogener Erwartungen“. Die gute Nachricht: Auch 2015 stand das Thema ganz oben auf der Agenda. Die Schlechte: Die Ernüchterungsphase steht offenbar unmittelbar bevor.

Hype Cycle for Emerging Technologies 2014: Bei den Erwartungen bei der Entwicklung neuer Technologien geht es stehts schnell bergauf. Dann setzt die Ernüchterungsphase ein. Nach einer Bereinigung wird dann schließlich endlich Geld verdient. Quelle: Gartner, 2015

Hype Cycle for Emerging Technologies 2015: Bei den Erwartungen bei der Entwicklung neuer Technologien geht es stets schnell bergauf. Dann setzt die Ernüchterungsphase ein. Nach einer Bereinigungsphase wird dann endlich Geld verdient. Quelle: Gartner, 2015

Aber dann gibt es wieder eine gute Nachricht: Die Unternehmen scheinen langsam erkannt zu haben, dass es nicht damit getan sein kann Heizung, Licht oder Kaffeemaschine per Smartphone-App zu steuern. Nur ein paar Geräte in meiner Wohnung per Touchscreen zu steuern, wird den Möglichkeiten im Internet der Dinge nicht gerecht. Es gilt, die Geräte selbst intelligent miteinander zu vernetzen. Sowohl für den Heimgebrauch, als auch im produktiven, industriellen Umfeld.

Was die Branche braucht, ist ein gemeinsamer Standard. Die Möglichkeit unterschiedliche Geräte über eine Plattform und mit einer Sprache zu steuern. So ist es nicht verwunderlich, dass auch im Gartner „Hype Cycle for Emerging Technologies“ für 2015 ein neuer Punkt die Innovationsleiter erklimmt: die „IoT-Plattform“.

Noch fehlt es an gemeinsamen Standards

Auf der CES präsentieren sich in diesem Jahr viele Hersteller noch mit eigenen Lösungen. Die sind allesamt recht eindrucksvoll. Das Problem dabei: Hat man sich als Konsument für einen Anbieter entschieden, ist man dieser Marke auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Hat ein Wettbeweber noch ein weiteres tolles Gadget, so ist es im Fremdsystem wohl kaum integrierbar. Was fehlt, ist der gemeinsame Standard, die gemeinsame Plattform.

So präsentieren auf der CES viele Hersteller eigene Lösungen. Samsung setzt dabei auf das TV-Gerät als zentrale Steuereinheit, Apple und Microsoft auf Sprachsteuerung via „Siri“ und „Cortana“. Und weitere Elektronikanbieter wie beispielsweise LG verbinden ihre Geräte mit einer eigenen Steuerzentrale für das „SmartHome“.

So verständlich es auch ist, dass jeder Hersteller am liebsten seine eigene Plattform platzieren will, so sehr schränkt es die Möglichkeiten für den Konsumenten ein. Hat man sich einmal für Apple entschieden, müssen alle weiteren Geräte Apple-kompatibel sein.

Autohersteller (zum „SmartHome“ gehört künftig auch das passende „SmartCar“) stehen gerade vor der Entscheidung, ob sie ihre Systeme für Google (Android), Apple, beide oder keine öffnen sollen. Während Toyota weiter eigene Wege gehen will, hat sich FiatChrysler für Android als auch für Apple in jeweils ausgewählten Modellen entschieden.

Richtig spannend wird es aber doch im Internet der Dinge erst, wenn es grundsätzlich egal ist, welche Plattform ich zur Steuerung meiner Geräte verwende. Der Fernseher von Samung, die Smartwatch von Apple, die Waschmaschine von LG, der Kaffeeautomat von Philips. Als Kunde hat man schießlich individuelle Vorlieben. Will ich mich bei jedem Kauf eines Gerätes vorher damit rumschlagen, ob es überhaupt kompatibel zu meinem SmartHome-Universum ist?

Im Consumer-Markt wird man um einen gemeinsamen Standard wohl kaum herum kommen, soll das Internet der Dinge wirklich massentauglich werden. In der Industrie, in der ganz anderen Anforderungen an die Sicherheit gestellt werden, sind geschlossene Systeme viel eher zu verschmerzen.

Der Kampf um die Standards hat begonnen.

 

Teaserbild auf der Startseite: (c) 2016 CTA

 

 

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