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Publiziert am 26. Juli 2016 von unter:

Steckbrief für den Mitarbeiter von morgen

Junge Menschen mit bunten Post-its

Titelbild: © wavebreakmedia/Shutterstock.com

Wenn selbst fahrende Autos Taxi spielen, Algorithmen Finanz-Analysten ersetzen und Programme Newsticker befüllen: Die Digitalisierung automatisiert viele Arbeiten, die bisher Menschen erledigen. Was Mitarbeiter künftig können müssen.

In Ansbach wird eine neue Schuhfabrik gebaut. Eine Chance für mehr Arbeitsplätze in der Region? Keineswegs: In der sogenannten „Speedfactory“ möchte der Sportartikelhersteller Adidas fast nur Maschinen einsetzen. Denn die produzieren schneller und günstiger als Menschen.

Maschine schlägt Mensch: Was wie ein Einzeltest eines Unternehmens für die Arbeit der Zukunft wirkt, hält längst auch in anderen Branchen Einzug. Ob Logistik oder Konsumgüter-Produktion, Finanzdienstleister oder medizinische Versorgung: Roboter, Computer oder Software halten immer öfter Einzug in Produktion und Dienstleistung. In Reit im Winkl holt eine DHL-Drohne Pakete aus einer speziellen Packstation und stellt sie zu. Und in Nürnberg verkehren die Straßenbahnen komplett ohne Fahrer. Beispiele wie diese werfen unweigerlich die Frage auf: Für welche Jobs werden künftig überhaupt noch Menschen gebraucht?

Manche Berufe könnten aussterben

Leicht zu ersetzen sind Menschen besonders bei standardisierten Aufgaben. Das heißt, wenn dieselben Arbeitsschritte immer wieder ausgeführt werden. Kein Wunder also, dass manche Jobs eher gefährdet sind, von Computern oder Maschinen übernommen zu werden, als andere. Das höchste Risiko besteht bei Fertigungsberufen – etwa bei Mechatronikern und Lagerarbeitern, weil mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten in diesem Segment schon heute durch Computer ersetzt werden können. Das ist das Ergebnis eines Forschungsberichts des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Am wenigsten gefährdet seien Berufe mit sozialen und kulturellen Kompetenzen, zum Beispiel Erzieher und Lehrer. Aber auch Sicherheitsleute und Reinigungskräfte werden vernetzten Überwachungskameras und Putzrobotern noch lange überlegen sein. Eine besonders interessante Erkenntnis: Nicht nur unqualifizierte Hilfskräfte lassen sich leicht ersetzen, sondern auch Fachkräfte wie Chemielaboranten und IT-System-Elektroniker. „Erst Spezialisten- und Expertenberufe sind mit einem niedrigeren Substituierbarkeitspotenzial verbunden“, sagen die Studienautoren.

Mittelstand fordert neue Kompetenzen

Damit verschieben sich die Kompetenzen, die Arbeitgeber künftig bei ihrem Personal suchen. Zwar gewinnt im Zuge der Digitalisierung besonders Digitalkompetenz an Bedeutung, doch die Halbwertszeit für dieses Wissen sinkt rasch durch den zügigen Fortschritt der Technologie. Umso mehr suchen Unternehmen nach fachübergreifenden Talenten. Das gemeinnützige World Economic Forum fragte 2015 mehr als 370 Arbeitgeber aus den 15 weltgrößten Volkswirtschaften, welche Mitarbeiter-Fähigkeiten 2020 die wichtigsten sein werden. Die ersten drei Plätze belegten dabei:

  1. Komplexe Probleme lösen
  2. Kritisches Denken
  3. Kreativität
  4. Mitarbeiter motivieren, weiterbilden und rekrutieren
  5. Teamfähigkeit

Letztere wird besonders dadurch zur Herausforderung, dass Arbeiten heute oft ortsunabhängig und nur digital vernetzt mit anderen funktioniert. „Das Problem ist: Ich muss mit den Leuten, mit denen ich vernetzt bin, auch klarkommen“, sagt Internet-Vordenker Gunter Dueck 2015 im Interview mit der Bertelsmann Stiftung. Die Mitarbeiter müssen also lernen, Beziehungen ohne Händeschütteln und Körpersprache aufzubauen sowie mit Fachleuten anderer Disziplinen auf Augenhöhe zu sprechen.

Vielfältige Anforderungen in der Industrie

In der deutschen Industrie suchen die Unternehmen laut der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften besonders Mitarbeiter, die

  • Daten auswerten und analysieren,
  • bereichsübergreifende Prozesse managen,
  • IT-Wissen besitzen,
  • interdisziplinär denken,
  • andere Mitarbeiter führen können,
  • eigenverantwortlich arbeiten und
  • lösungsorientiert denken.

Auffällig dabei: Kleine und mittelständische Unternehmen sehen im Vergleich zu großen Firmen einen höheren Bedarf an prozess- und kundenorientierten Kompetenzen. Große Unternehmen wünschen sich hingegen vermehrt Technologie- und Datenwissen, etwa zu Cloud-Architekturen und künstlicher Intelligenz.

Nichts geht ohne Bildung

Doch was machen diejenigen, die solche Fähigkeiten nicht mitbringen? „Der eine oder andere wird sich fremd fühlen“, sagt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. „Diese Menschen müssen wir mit der Bundesagentur für Arbeit mit Fortbildungsangeboten begleiten.“ Auch die deutschen Mittelständler setzen auf Aus- und Weiterbildung, um die künftig benötigten Kompetenzen sicherzustellen: 40 Prozent gaben bei einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom an, dass die Digitalisierung völlig neue Ausbildungsberufe erfordere. Fast 70 Prozent finden, dass bestehende Ausbildungen angepasst werden müssen. Nachholbedarf sehen Unternehmen mit 50 bis 499 Beschäftigten vor allem bei der Datenanalyse. „Der Mittelstand steht vor der besonderen Herausforderung, seine bisherige Stärke auch in die digitale Welt zu überführen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer  Bernhard Rohleder. „Den Mitarbeitern und ihrer Qualifikation kommt im Mittelstand eine ganz besondere Bedeutung für die digitale Innovationsfähigkeit zu.“

Natürlich müssen auch Hochschulen und Schulen ihre Inhalte anpassen. Einerseits hinsichtlich digitaler Kompetenzen: Über die Hälfte der Hochschulen und Institute beschäftigt sich mit der Digitalisierung in der Industrie (Industrie 4.0) – in Form von Veranstaltungen sowie in Kooperationen mit Unternehmen, Forschung und anderen Hochschulen. Für die Schulen haben die deutschen Kultusminister erst kürzlich eine Strategie entworfen, um Schülern digitale Medien nahezubringen: Zumindest in weiterführenden Schulen möchten sie dafür sorgen, dass Schüler jederzeit über digitale Hilfsmittel und einen Internetzugang verfügen.

Andererseits bedürfen aber auch die nicht fachbezogenen Kompetenzen wie Kreativität und Teamarbeit der Förderung. Und diese erfordern ganz andere Unterrichtsmethoden als bisher. Darauf sei die Gesellschaft aber nicht so gut vorbereitet, schreibt Arbeitswelt-Experte Dueck in einem Gastbeitrag für die Bertelsmann Stiftung: „Verhandeln, Führen, Verkaufen und Co. gehören zur Persönlichkeitsentwicklung, die aber so weder in der Schule noch an der Universität Thema ist. Dort ist der Gedanke 4.0 noch nicht angekommen.“

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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