IoT ist in der deutschen Wirtschaft angekommen
Vier von zehn Unternehmen nutzen bereits IoT-Plattformen und weitere zwei planen ihre Einführung. Allerdings vernachlässigen viele die IoT-Sicherheit, Security by Design hat sich noch nicht auf breiter Front durchgesetzt. Für erfolgreiche IoT-Geschäftsmodelle ist das allerdings erforderlich.
Die strategische Bedeutung von IoT-Plattformen für Industrie 4.0 und digitale Transformation ist in den Unternehmen erkannt worden: Vier von zehn (43%) nutzen bereits solche Plattformen und weitere 18 Prozent planen den Einsatz. Dies ergab eine repräsentative Befragung von 553 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Vier von zehn Unternehmen nutzen das IoT
Die Ergebnisse geben einen guten Einblick in den Status quo des Industrial IoT. So setzen etwa 27 Prozent auf zugekaufte IoT-Plattformen und 16 Prozent nutzen eine selbst entwickelte Lösung. Allerdings ist für etwa 19 Prozent der Unternehmen das Internet der Dinge aktuell kein Thema. Gründe sind Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und -Integrität (58% der Nichtnutzer), zu hohe Kosten (39%), fehlendes Personal (25%) oder mangelndes Know-how (15%).
Interessant dabei: Die IoT-Verweigerer sind das nicht aus Unkenntnis, denn 95 Prozent von ihnen haben den Nutzen und Wert einer IoT-Plattform erkannt und sehen in ähnlich großer Zahl Anwendungsmöglichkeiten für das Internet der Dinge auch in ihrem Unternehmen. Eine deutliche Mehrheit der Nichtnutzer sind kleinere Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.
„Unternehmen, die frühzeitig auf eine IoT-Plattform setzen und damit Erfahrungen sammeln, können sich einen wichtigen Wettbewerbsvorteil sichern“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Deshalb gibt er den Nichtnutzern einen Rat: „Ein Erfahrungsaustausch zwischen kleineren und größeren Unternehmen, zum Beispiel zu Best Practices, kann helfen, Vorbehalte abzubauen und Vertrauen zu schaffen.“
Viele Unternehmen vernachlässigen die Sicherheit
Zu den wichtigsten Best-Practice gehört die Integration von Sicherheit in das Internet der Dinge. Hier haben sich allerdings Nachlässigkeiten eingeschlichen, stellt das japanische IT-Sicherheitsunternehmen Trend Micro fest. Im Rahmen einer weltweiten IoT-Security-Studie in Kooperation mit Vanson Bourne wurden mehr als 1.150 IT- und Sicherheitsentscheider aus den USA, England, Frankreich, Deutschland und Japan befragt.
Das Ergebnis: Trotz der wachsenden Zahl an Cyberbedrohungen antworteten 43 Prozent der Befragten, dass IT-Sicherheit bei der Umsetzung von IoT-Projekten nur eine Nebenrolle spielt. In Deutschland war dieser Wert mit 46 Prozent weltweit am höchsten. Während fast zwei Drittel der Befragten (63%) angaben, dass Cyberangriffe im Zusammenhang mit IoT-Anwendungen in den vergangenen 12 Monaten zugenommen haben, stuft nur die Hälfte (53%) vernetzte Geräte als eine Bedrohung für ihr Unternehmen ein.
„Die beträchtlichen Investitionen in die Technologie zeigen, dass IoT-Lösungen viele Vorteile für Unternehmen bieten,“ sagt Udo Schneider, Security Evangelist bei Trend Micro Deutschland. „IT-Sicherheit muss aber in das Design der Lösungen eingearbeitet sein und IT-Experten müssen in den Entwicklungs- und Umsetzungsprozess einbezogen werden. Ansonsten können Schäden auf Unternehmen zukommen, die die möglichen Gewinne der Technologie bei weitem übersteigen.“
Security by Design für digitale Geschäftsmodelle
Das Stichwort an diesem Punkt lautet „Security by Design“: Ohne eingebaute Sicherheit kein digitales Geschäftsmodell. Die große strategische Bedeutung solcher Geschäftsmodelle wird laut Bitkom-Studie von vielen Unternehmen erkannt. Einer der am meisten genannten Gründe für die Wahl einer IoT-Plattform ist die Möglichkeit, ein eigenes Ökosystem mit entsprechenden Geschäftsbeziehungen aufbauen zu können.
Entscheidend für den Erfolg eines solchen Ökosystems sind digitale Geschäftsmodelle. Doch nicht jedes Modell passt zu jedem Unternehmen zu jeder Zeit, erklärt Stefan Ried, Principal Analyst bei Crisp Research in einem informativen Blogbeitrag über IoT-Geschäftsmodelle. Bei der Definition eines solchen Modells solle im Vordergrund stehen, für die Kunden (B2B oder B2C) einen Wert zu schaffen.
Der Beitrag stellt ein Framework vor, das sich gut für kleine und mittelgroße Unternehmen eignet. Es beschreibt die Evolution von digitalen Geschäftsmodellen im Internet der Dinge. Dabei geht es in erster Linie darum, schrittweise die vorhandene Produktpalette an das Internet der Dinge anzupassen und schließlich ein eigenes digitales Ökosystem aufzubauen. Gefragt ist nicht der große Wurf, sondern die intelligente Anpassung an die digitale Wirtschaft.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG
Kommentare
Ich habe ja teilweise den Eindruck, dass bei vielen Mittelständlern nicht wirklich ankommt, inwiefern sie selbst tatsächlich etwa in der Produktion von intelligent vernetzten Maschinen und Anlagen profitieren können, sondern das Thema Industrie 4.0 mehr als ein von Externen forciertes must-have ansehen…
lg Daniel