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Publiziert am 20. Juli 2020 von unter:

Die Qual der Wahl: Greenfield oder Brownfield

Wie im ersten Teil unserer Artikelserie erläutert, müssen sich Unternehmen, die ihr bisheriges ERP-System auf SAP S/4HANA migrieren, entscheiden: für Greenfield oder Brownfield oder von beidem ein bisschen? Im Folgenden zeigen wir: Gute Gründe gibt es für jede Variante. Nur muss diese zur langfristigen Geschäfts- und IT-Strategie des Unternehmens passen.

SAP selbst sieht in S/4HANA mehr als nur einen Nachfolger der Vorgängersysteme, also nicht nur ein weiteres Release. „Mit ihr könnten Firmen nicht nur existierende Prozesse optimieren, sondern auch neue Prozesse realisieren, um sich so im digitalen Wettbewerb zu behaupten“, preist SAP S/4HANA an. Ein Wechsel sei daher mehr als ein Upgrade und wirke sich auf die gesamte IT-Systemlandschaft aus. Doch was spricht nun konkret für Brownfield – und was für Greenfield?

 

Sechs bunt-verzierte Donuts vor einem schwarzen Hintergrund. Der Donut in der Mitte ist angebissen.

Keine leichte Entscheidung: Wer auf SAP S/4HANA migriert, macht das auf der grünen Wiese oder behält Bewährtes und passt Prozesse nur leicht an. Bild: © Westend61 / Getty Images

Brownfield – Mehr Leistung bei gleicher Struktur

Brownfield ist typisch für Organisationen, deren Geschäftsmodelle sich nicht wesentlich weiterentwickelt haben. Es handelt sich im Wesentlichen um ein technisches Upgrade, das meist schneller und weniger invasiv funktioniert. Dazu gehören besonders neuere SAP-Anwender, die ihr System in der Regel maximal fünf Jahre nutzen. Sie können eher die vorhandene Struktur beibehalten und dann unter S/4HANA aktualisieren. Man übernimmt die Prozesse und optimiert auf der neuen Plattform. Dafür stellt SAP Werkzeuge wie Data Migration Option (DMO) und Software Update Manager (SUM) bereit. Den Kunden steht damit eine aktualisierte Plattform zur Verfügung, die sie als Grundlage für ihr künftiges Geschäft nutzen können. Diese Konvertierung stört bestehende Geschäftsprozesse bis auf wenige kurze Unterbrechungen kaum.

Im Allgemeinen ist Brownfield weniger kostspielig als eine Neuimplementierung – zumindest kurz- bis mittelfristig. Das ist vergleichbar mit einem Auto, das einen neuen Motor bekommt, aber den gleichen Kilometerstand, das gleiche Aussehen und die gleiche Bedienung behält. Für den Fahrer ändert sich außer der Leistungssteigerung nichts. Die Benutzer können dieselben GUI-Oberflächen verwenden wie bisher. Es muss also wenig von Grund auf neu aufgebaut werden, was die Migration erleichtert. Das Hauptproblem bei einer Brownfield-Migration ist allerdings, dass sie als „Big Bang“ erfolgt.

 

Greenfield

Das neue SAP-System wird komplett neu implementiert. Daten werden übernommen, Prozesse und Technologien neu eingestellt. Der laufende Betrieb wird dabei nicht gestört.

Brownfield

Das bestehende System wird auf SAP S/4HANA schrittweise konvertiert, Daten werden übernommen und Prozesse optimiert.

Greenfield – Grundlegende funktionale und technische Änderung

Für Greenfield entscheiden sich entweder SAP-Neukunden oder SAP-Nutzer, die ihr System seit sehr vielen Jahren betreiben. Für sie bedeutet S/4HANA eine grundlegende Änderung, sowohl funktional als auch technisch. Dies ist auch unabhängig davon, welche Version von SAP sie implementiert haben. Daher bietet ein Grüne-Wiese-Ansatz für diese Unternehmen die Möglichkeit, ihre wahrscheinlich umfangreichen Software-Plattformen zu einem kohärenten, neuen Ganzen zu rationalisieren und dabei neue und bewährte Geschäftspraktiken zu übernehmen. Dies ist ein komplexer Vorgang, der jedoch in Zukunft erhebliche Verbesserungen der geschäftlichen Effizienz und Flexibilität bietet.

Wer sich für Greenfield entscheidet, beginnt mit einem weißen Blatt Papier, entwirft zunächst alle Prozesse, die für das angestrebte System erforderlich sind. Solche Unternehmen fragen sich also: „Was brauche ich?“ oder „Wie will ich arbeiten?“ – und entwerfen alle notwendigen Elemente, um genau dieses Ziel zu erreichen. Anders gesagt: Sie beginnen zunächst mit der Prozessdefinition und erledigen danach die technischen Herausforderungen.

 

Greenfield unterstützt die Digitalisierung

Bei Greenfield handelt es sich also um eine radikal neue Implementierung von SAP S/4HANA, in die die vorhandenen Daten migriert werden. Dies ermöglicht ein vollständiges Re-Engineering und eine Prozessvereinfachung. Die neue Konfiguration sollte optimal auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens abgestimmt sein. Die Strategie, der Ansatz, die Zeitvorgaben und die Abfolge der Aktivitäten für eine Migration werden weitgehend von der Organisation gesteuert und entspringen oft dem Wunsch, bewährte Verfahren zu standardisieren, tief verwurzelte Herausforderungen in den aktuellen Systemen anzugehen und Unternehmensstrukturen zu entwerfen. Dieser Ansatz kann langwierig und ressourcenintensiv sein, da die Auswirkungen des Wandels erheblich sind. Man muss im Vorfeld viel Zeit investieren, um die Früchte der Transformation zu ernten. Es ist die Gelegenheit für die Organisation, ihren Kern zu digitalisieren und sich fit für ein zukünftiges Geschäftsumfeld zu machen, in dem IoT, KI und Automatisierung allgegenwärtig sein werden.

 

Chance auf Neustart

Ohne Zweifel ist eine Implementierung auf der grünen Wiese der einfachste Weg, um mit SAP S/4HANA zu beginnen. In einigen Unternehmen sind die Altsysteme nach vielen Jahren schwer zu verwalten, mit viel kundenspezifischer Kodierung und unterschiedlichen Konfigurationen befrachtet. Auf der grünen Wiese kann man von vorne anfangen. Es gibt aber auch einen geschäftlichen Grund, wieso Unternehmen einen Greenfield-Ansatz bevorzugen. Da Unternehmen nie statisch sind, hat sich die Unternehmensorganisation im Laufe der Zeit sicher verändert. Dann besteht durch die Migration die Chance, das System wieder an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Dafür sind die Anfangskosten für eine SAP S/4HANA-Implementierung auf der grünen Wiese wahrscheinlich höher und es gehen eventuell historische Daten verloren. Man muss sich also die Daten genau anschauen und eventuell Informationen historisieren, damit die gesetzlichen Vorschriften erfüllt bleiben.

 

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