Retrofit: So vernetzen Sie Maschinen und Produkte
Vier Methoden für einen erfolgreichen Retrofit.
Einmal alles neu? Wer darüber nachdenkt, Produkte oder Prozesse digital zu gestalten, wird sich diese Frage mindestens einmal gestellt haben. Die deutschen Unternehmen rüsten in Sachen Digitalisierung und IoT auf. Wer mithalten möchte, vernetzt Maschinen, nutzt Daten gewinnbringend oder bietet neue, IoT-fähige Produkte an. Natürlich müssen und wollen Sie da mithalten. Aber einmal komplett in neue Produkte investieren? Neuanschaffungen sind teuer und häufig noch gar nicht nötig, da die Maschinen einwandfrei laufen. Das gilt für Sie als Unternehmen, aber auch für Ihre Kund:innen. Warum also nicht auf den Retrofit setzen?
Der Retrofit ist vor allem aus der Industrie bekannt. Vorhandene Maschinen werden um smarte Technologien erweitert, um Daten besser zu senden und zu empfangen, detaillierte Auswertungen anzustellen oder einfach die aktuellen Standards einzuhalten, ohne große Neuanschaffungen tätigen zu müssen.
Das klingt wesentlich besser, als den Kund:innen zu erklären, dass sie für digitale Erweiterungen völlig neue Geräte kaufen müssen. Bieten Sie ihnen deshalb einen Retrofit für Ihr Produkt an oder nutzen Sie die Methode für Ihre eigenen Prozesse. Wichtig ist, dass Sie im ersten Schritt überprüfen, welche Voraussetzungen Ihre Hardware erfüllt und wie Sie mit smarten Mitteln daran anknüpfen können.
Folgende Möglichkeiten können sich daraus ergeben:
Symbiotische Sensoren
Falls Ihre Maschine von Werk aus keine Sensoren mit sich bringt, können symbiotische Sensoren dabei helfen, Daten aus Ihrer Maschine auszulesen. Das funktioniert, solange die wesentlichen Maschinenparameter von außen zu messen sind.
Die externen Sensoren werden an das Gehäuse geklebt, mit Magneten befestigt oder in Silikonhüllen eingebettet. Einsatzmöglichkeiten finden sich zum Beispiel im Bereich Preventive Maintenance, wofür zum Beispiel Laufzeiten, Geschwindigkeiten, Umdrehungen und Temperaturen gemessen werden können.
Daten auslesen ohne Zwei-Wege-Kommunikation
Das Produkt hat keine Schnittstellen für die Zwei-Wege-Kommunikation, für die Strategie müssen aber Daten ausgelesen werden? Solange die Software des Produktes angepasst werden kann, findet sich ein Weg: blinkende LEDs können Bytesequenzen übertragen. Die Bildschirmhelligkeit kann durch Kameras ausgelesen werden. Sobald etwas visuell Sichtbares oder Hörbares durch die Embedded Software des Produktes gesteuert werden kann, können darüber Daten abgeleitet werden. So sind auch Retrofit Strategien möglich, ohne zusätzliche Chipsätze verbauen zu müssen.
Mobile to Cloud Bridge
Die Maschine soll Daten in die Cloud schicken, eine echte Netzwerkverbindung ist aber unwirtschaftlich oder unmöglich? Wenn die Daten nicht in Echtzeit verfügbar sein müssen, ist eine Mobile to Cloud Bridge möglich: Eine Smartphone-App oder ein kleines zusätzliches Gerät holt dann über Bluetooth Low Energy oder ähnliche Kommunikationswege Daten aus dem Gerät und sendet sie über die eigene Internetverbindung in die Cloud. Besteht keine Internetverbindung, können die Daten auch an ein Edge-Device oder Gateway gesendet werden, welches die Daten sammelt und dann weiterschickt. Insbesondere wenn Sie viele kleine Geräte verwalten, können Sie die Kosten für die Datenübertragung niedrig halten. Ihre Daten brauchen auch immer eine Plattform, lesen Sie selbst.
Lesen Sie hier, wie das Chemie- und Pharma-Unternehmen Merck dank App und Cloud sein Produktportfolio erfolgreich ausbauen konnte.
Cloud Memory Replacement
Es gibt Informationen zum individuellen Produkt (wie bspw. Fertigungshistorie, Rahmenwerte, Traceability, Handbücher als PDF etc.), die normalerweise auf einen lokalen Speicher Platz finden könnten, aber der lokale Speicher ist nicht vorhanden oder zu teuer? Speichern Sie die nötigen Daten nicht lokal, sondern in einer Online-Datenbank, bzw. in der Cloud. Die Seriennummer des Produktes dient in diesem Fall als Identifier für die Datenbank.
Auch darüber hinaus unterstützt Sie die Cloud bei der Optimierung Ihrer Prozesse und Produkte.
Retrofit: eine Win-Win-Situation
Mit diesen Retrofit-Methoden schaffen Sie eine praktische Win-Win-Situation: Ihre Kunden müssen kein komplett neues Produkt kaufen (Neuanschaffungen hemmen die Kauflust) und Sie können Ihre Produkte weiterhin vertreiben und brauchen das vorhandene Produkt nicht neu zu produzieren. Auch, wenn Sie den Retrofit für Ihre eigenen Prozesse nutzen, können diese Tricks hilfreich sein und Ihnen Zeit und Geld sparen.
Sie brauchen noch genauere Informationen rund um das Internet der Dinge? Hier finden Sie die wichtigsten IoT Begriffe! Wie Sie ein IoT Projekt starten und nachhaltigen Erfolg für Ihr Unternehmen erreichen, zeigen wir Ihnen in diesem Blogpost.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Sie auf diese Weise Zugang zu völlig neuen Möglichkeiten der Datensammlung und -auswertung erhalten.
Wie steht es um das Internet der Dinge in deutschen Unternehmen? Wie man die Kundenbindung stärkt und sich Wettbewerbsvorteile verschafft lesen Sie in den IoT Trends 2022.