Publiziert am 5. Juli 2021 von unter:

Produktentwicklung in kleinen Schritten: Darum lohnt sich ein Minimum Viable Product

Titelbild: Simone Viani auf Unsplash

Bauen, Messen, Lernen – Wie Sie mit einem Minimum Viable Product die richtigen Erkenntnisse über Ihre Nutzer:innen für Ihr Produkt gewinnen können.

Wer den Prozess der Produktentwicklung schon einmal durchlaufen hat, weiß, dass nach kurzer Zeit die Ideen für Features nur so hervor sprudeln. Das Ergebnis: Ein Anforderungskatalog, mit dem die Entwickler die nächsten zwölf Monate gut beschäftigt sein werden. Doch bis dahin kann viel passieren. Machen Sie kleine Schritte: mit einem Minimum Viable Product.Sie haben die Herausforderungen in der Produktentwicklung überwunden. Ein elementarer Bestandteil fehlt allerdings in Ihrer Sammlung: der technische Grundbaustein Ihres Projektes. Ist auch diese Hürde genommen, geht es an die konkrete Entwicklung.

Im Falle der Software-Produktentwicklung ist weniger mehr – insbesondere am Anfang. Im Normalfall stellt sich im Laufe der Entwicklung heraus, dass viele der anfänglichen Ideen obsolet geworden sind. Durch wiederkehrende Tests mit Nutzer:innen kommen neue Anforderungen auf, die vorher noch nicht abzusehen waren, wie zum Beispiel hohe Lastspitzen. Kommen diese Erkenntnisse erst zum Vorschein, wenn die volle Ausbaustufe einer Anwendung lange schon erreicht ist, haben Sie Geld, Zeit und Ressourcen vergeudet.

Das Minimum Viable Product findet seinen Ursprung in der Lean Startup Methode.

Die Lean Startup Methode – Bauen, Messen, Lernen

Mitbegründer der Lean Sartup Methode ist Eric Ries. Der amerikanische Unternehmer und Autor veröffentlichte die Methode in seinem Buch „The Lean Startup“. Dort vereint er die agile Softwareentwicklung mit der “Customer Development”-Methode von Steve Blank, bei der Entwickler:innen schon vor der eigentlichen Produktentwicklung mit ihrer Zielgruppe in Kontakt treten.

Im Fokus steht hier das Minimum Viable Product.


Diese Vorteile bringt ein Minimum Viable Product (MVP)

Die Herangehensweise anfangs nur so wenig wie nötig zu implementieren und nach und nach die Anwendung mit den wirklich benötigten Features auszustatten, nennt sich Minimum Viable Product. Das ist der erste, marktfähige Aufschlag einer Anwendung. Ein weiterer Vorteil dieser Herangehensweise ist der schnelle Go-to-market. Denn wird im stillen Kämmerlein 12 Monate gewerkelt, bis das Produkt veröffentlich wird, sind vermutlich schon andere Unternehmen mit ähnlichen oder gar gleichen Ideen am Markt. Und diese lösen Ihr zuvor definiertes Problem bereits ideal. Es wird also von Anfang an sehr schwierig für Sie, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Ein schneller Marktangang ist im Softwarebereich daher essentiell.

Nehmen wir an: Die Idee wurde prinzipiell schon mit einem Design Prototypen verprobt und Sie haben bestenfalls die technische Machbarkeit im Rahmen eines Proof of Concept bewiesen. Es kann also endlich in die Umsetzungsphase gehen. Statt sich der Versuchung eines fertigen Produkts hinzugeben, sollten Sie sich hierbei lieber überlegen: Was ist der minimale Umfang der Anwendung, der meinen Nutzer:innen einen Mehrwert liefert? Es geht nicht darum den Nutzer:innen wenig zu bieten. Sie möchten nur mit wenig Aufwand viele Erkenntnisse erhalten. Die Anwendung ist funktional und löst bereits das ursprüngliche Problem. Jedoch noch nicht mehr!

In 7 Schritten ein MVP entwickeln

  1. Welche Probleme und Bedürfnisse hat Ihre Zielgruppe? Validieren Sie sie.
  2. Filtern Sie den Nutzen des MVPs heraus.
  3. Entwickeln Sie eine erste Version des MVPs. „Bauen“ – Das ist die erste Stufe der Lean Startup Methode.
  4. Entscheiden Sie, ob Sie Ihr MVP allen oder nur einem Teil Ihrer Nutzer:innen zur Verfügung stellen.
  5. Ihr MVP wird genutzt. Holen Sie sich Feedback ein.
  6. Schlüsseln Sie das Feedback auf und priorisieren Sie es. „Messen“ – Das ist die zweite Stufe der Lean Startup Methode.
  7. Setzen Sie das Feedback in der Weiterentwicklung um. „Lernen“ – Das ist die dritte Stufe der Lean Startup Methode.

Bild: 300_librarians auf iStock


Mit diesem MVP können Sie dann an den Markt gehen und auf verschiedene Arten wertvolles Feedback der Nutzer:innen einholen. Dieses Feedback fließt in die nächste Version der Software ein. Sie kommen in eine kontinuierliche Feedbackschleife, die Ihnen wertvolle Erkenntnisse liefert. Ihre Anwendung basiert zunehmend auf dem, was Ihre Nutzer:innen wirklich brauchen. So können Sie im Hintergrund immer weiter an der Anwendung arbeiten, sie inkrementell weiterentwickeln und stetig verbessern.

Diese Herangehensweise hat viele Vorteile:

  • Ein schneller Go-to-market bedeutet einen zeitlichen Vorteil zur Konkurrenz.
  • Ein MVP ist kostensparend und vermindert das Risiko von Misserfolg, da nur minimaler Aufwand erzeugt wird und keine unnötigen Funktionalitäten implementiert werden.
  • Sie erhalten ein zeitnahes und breites Feedback zur Verarbeitung, da die Anwendung bereits auf dem Markt ist. Sie müssen keine expliziten Testnutzer:innen suchen.
  • Die Zufriedenheit der Nutzer:innen steigt, da das Feedback gehört und umgesetzt wird.
  • Mit einem MVP sparen Sie Kapazitäten, weil Sie intern keine Funktionalitäten für die nächsten zwei Jahre konzipieren müssen, sondern lediglich die minimale Ausbaustufe planen.

Minimum Lovable Product: MVP mit emotionaler Ebene

Ist Ihnen das MVP nicht ausreichend? Zudem sind die Nutzer:innen in Sachen Design und User Experience anspruchsvoller geworden. Geben Sie Ihren Nutzer:innen einen emotionalen Kick und versprühen Sie Freude: Mit einem Minimum Lovable Product schaffen Sie es. Prinzipiell verfolgen MVP und MLP den gleichen Ansatz – sie bestehen aus nur einem Bruchteil der vollen Ausbaustufe. Der kleine, aber feine Unterschied besteht darin, dass MLPs die Nutzer:innen auf emotionaler Ebene bereits stärker abholen. Durch pfiffige Animationen oder einen angenehmen Onboarding-Prozess wird die User Experience verbessert. Mit einem MLP können Sie mehr Spaß am Produkt erzeugen. Positive Emotionen bei der Nutzung einer Anwendung sind der Schlüssel für eine schnelle Verbreitung und letztendlich auch ein Erfolgsfaktor der Anwendung.

Wie unterscheiden sich MVP und MLP?

Das MVP ist schneller entwickelt als ein MLP, da lediglich die minimale Ausbaustufe gebaut wird. Ein MLP enthält dagegen bereits weitere, jedoch nicht zwingend notwendige Features. Im Fokus stehen nicht nur die reinen Funktionen. Vielmehr muss die Nutzung Spaß machen. Sie bieten Ihren Nutzer:innen nicht nur Funktionen, sondern etwas Interessantes. Das MLP ruft positive Emotionen hervor, was zu einer prinzipiellen, besseren Wahrnehmung des Produkts bei den Nutzer:innen führen kann. Dies führt wiederum zu stärkerem Engagement und ggf. zu mehr Weiterempfehlungen als bei einem MVP.

Die Märkte sind überfüllt. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein ähnliches MVP mit einem treuen Stamm an Ntuzer:innen bereits gibt. Sie bieten dieselbe Lösung für ein Problem an. Wer keinen zeitlichen Vorsprung hat, muss über einen anderen Kanal an die Nutzer:innen kommen. Dieser Kanal kann die emotionale Ebene sein. Erschaffen Sie sich eine Identität und seien Sie einzigartig. Mit einem Minimum Lovable Product geben Sie Ihren Nutzer:innen einen emotionalen Anreiz sich mit Ihrem Produkt zu beschäftigen. Sie heben sich von den Mitbewerber:innen ab, bleiben den Nutzer:innen in Erinnerung und schaffen so eine emotionale Bindung zwischen Ihrem Produkt und den Nutzer:innen.

Mit einem MVP zum richtigen Nutzen

Kleiner Anfang, große Wirkung: Sie sehen, ein MVP oder MLP kann Ihnen dabei helfen, weitreichende Fehler in der Herangehensweise zu umgehen. Wechseln Sie ganz einfach die Perspektive. Weg vom Fokus auf die volle Ausbaustufe – Konzentrieren Sie sich lieber auf den minimalen Umfang und statten Sie Ihre Anwendung nach und nach mit zusätzlichen Features aus.

Alle Infos zur Entwicklung von Softwareanwendungen und zum erfolgreichen Projektablauf.

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