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Publiziert am 5. September 2017 von unter: ,

Zwischenruf im Echoraum! Mut zur Verletzlichkeit!

Dandelion silhouette against sunset

Bild: @ istock.com / BrianAJackson

Eine Unternehmerin fühlt sich von der Digitalisierung überfordert. Dieses Bekenntnis macht sie stark. Denn im digitalen Zeitalter sind wir alle Lernende. Ein Appell für mehr Mut zur Verletzlichkeit!

An dieser Stelle empfehlen und kommentieren Analysten von PAC regelmäßig Web-Beiträge exklusiv für die Leser von Digitales-Wirtschaftswunder.de. Heute im Fokus: „Digitalisierung – ich fühle mich überfordert“, ein Blog-Beitrag von Vanessa Weber für impulse.de.

Digitalisierung fordert

Venessa Weber, Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co. KG, fühlt sich von der Digitalisierung überfordert. Und nicht nur das: Sie lässt ihrem Unbehagen darüber in einem Beitrag für impulse.de freien Lauf: „Ich wusste immer glasklar, wo ich mit meiner Firma hin will, hatte einen guten Riecher für neue Geschäftsfelder. Aber nun habe ich zum ersten Mal das Gefühl: Ich weiß nicht, welcher Weg der richtige ist.“

Für die „Unternehmerin aus Leidenschaft“, die im elterlichen Betrieb aufgewachsen ist und diesen 2002 von ihren Vater übernahm, rührt diese Unsicherheit an den Grundfesten. Sie möchte – so mein Eindruck – gerne als „Digital Leader“ vorangehen und gegenüber ihren Mitarbeitern ein Vorbildrolle einnehmen. Aber: „Wie kann ich denen Sicherheit vermitteln in einer Zeit, in der nichts Bestand hat? Wie kann ich sie motivieren und ihnen die Angst vor der digitalen Transformation nehmen – wenn ich als Führungskraft selbst nicht weiß, was der richtige Weg ist?“

Digitalisierung gepaart mit absolutem Führungsanspruch überfordert

Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass ihre Überforderung aber weniger aus den Unwägbarkeiten der Digitalisierung resultiert, als vielmehr aus einem absoluten Führungsanspruch, der sich im digitalen Zeitalter kaum noch einlösen lässt. Die folgende Passage spricht für sich: „Ich finde es nicht schlimm zu sagen: „Okay, das funktioniert nicht, das lassen wir sein.“ Aber manchmal frage ich mich, wie das wohl bei meinen Leuten ankommt […] Ich habe Angst, dass die mich irgendwann nicht mehr ernst nehmen.“

Der Text liefert einen schönen Beleg dafür, worin die Forderung nach Führungskräften als „digitale Kapitäne“ mit eigener Marke letztlich mündet: in deren Überforderung. Gut so, dass die Unternehmerin abschließend offen darüber nachdenkt, die Mitarbeiter künftig stärker einzubeziehen.

Mitarbeitern muss im digitalen Wandel ein höheres maß an Selbstbestimmung zugesprochen werden. Bild: @ istock.com / FamingoImages

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss im digitalen Wandel ein höheres Maß an Selbstbestimmung zugesprochen werden. Bild: @ istock.com / FamingoImages

Rückbesinnung auf Mitarbeiter ist notwendig, aber noch nicht ausreichend

Dieser Artikel hat mich berührt – weniger wegen des Inhalts als vielmehr wegen der Form. Klar: Dass tradierte Führungsmodelle im digitalen Zeitalter nicht mehr funktionieren und dass den Mitarbeitern ein höheres Maß an Selbstbestimmung zugesprochen werden sollte, ist mittlerweile schon fast ein alter Hut. Aber es bleibt die Frage, wie sich Hierarchiegrenzen im täglichen Business tatsächlich überwinden lassen, um darauf aufbauend den digitalen Wandel zu gestalten.

Die Einführung von Social Networking Tools oder die Ausrichtung von hippen Barcamps sind hierfür noch kein Garant – wie der Social-Collaboration-Vordenker Siegfried Lautenbacher aktuell in einem gleichermaßen ernüchternden und aufrüttelndem Beitrag unter dem Titel „Alles nur eine Farce? Digital Collaboration und New Work im Wirklichkeitsschock“ zu Recht konstatiert.

 

Mut zur Verletzlichkeit ist für den Wandel essenziell

Er fordert von den  Digital-Transformation-Protagonisten eine „Ent-täuschung“, ein „Raus aus der Hyggeligkeit“, in dem sie weniger sich selbst feiern, sondern sich der Frage nach dem „Qui bono?“ stellen – auch dort, wo es ggf. weh tut.  Kurzum: Wer Neues bewegen will, sollte sich aus dem Echoraum trauen und dabei auch in Kauf nehmen, sich verwundbar zu machen – ganz im Sinne der Ausführungen von Brené Brown, deren Video über die Macht der Verletzlichkeit bereits mehr als 6,5 Millionen mal geschaut wurde.

Gerade in dem von René Brown geforderten offenen Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten, liegt meines Erachtens die Stärke des Artikels bzw. die persönliche Stärke von Frau Weber. Die Unternehmerin steht zu ihren Zweifeln und macht sich damit angreifbar – zumindest aus Perspektive von Mitarbeitern und Beratern, die einen über Alles erhabenen „Digital Leader“ erwarten.

Mit ihrer Offenheit und Ehrlichkeit unternimmt sie aber vielmehr einen mutigen, ersten Schritt, um einen konstruktiven Dialog über den Wandel im Unternehmen und darüber hinaus in Gang zu bringen. Die zahlreichen Reaktionen weiterer Unternehmer und Berater auf den Artikel und der daraus entstandene spannende Diskurs sprechen für sich.

Credo

Ob Unternehmer, Berater oder Analyst: Im digitalen Zeitalter sind wir alle Lernende, schlüsselfertige Konzepte gibt es nicht. Wir alle sind nur begrenzt in der Lage, die Möglichkeiten und Folgen der Technologieentwicklung vollständig zu überblicken. Anstatt Perfektheit oder Allwissen vorzugaukeln, sollten wir besser die Rolle der Lernenden aktiv annehmen – und so gemeinsam um tragfähige Lösungen ringen.

 

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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