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Publiziert am 17. Oktober 2017 von unter: ,

Zwischenruf im Echoraum! Neue Berater braucht das Land

Bild: @ istock.com / NKS_Imagery

Die Digitalisierung macht vor den Unternehmensberatungen nicht halt. Trotz voller Auftragsbücher macht sich auch hier Verunsicherung breit. Ein Wandel ist angezeigt, bei dem der „Mensch“ (wieder) stärker in den Fokus rückt.

An dieser Stelle empfehlen und kommentieren Analysten von PAC regelmäßig Web-Beiträge exklusiv für die Leser von Digitales-Wirtschaftswunder.de. Heute im Fokus: „Beyond Consulting – Thesen zur Zukunft der Beratung“, ein Beitrag von Dr. Heinrich Arnold, CEO und Marc Wagner, Managing Partner und Global Head of Transformation, Peoplemanagement & Integral Business bei der der Detecon International GmbH.

 

Druck auf die Beratungen nimmt zu

Unternehmensberatungen gelten gemeinhin als potenzielle Nutznießer großer Umwälzungen in der Wirtschaft. Ganz gleich, ob die Zeichen auf Konsolidierung oder Wachstum stehen, ob ein Umbau von Prozessen oder die Evaluierung neuer Technologien ansteht – der Rat der Externen ist gefragt und zumeist auch teuer. Dies gilt auch und insbesondere für den Digitalen Wandel. Dennoch zeigt sich die Branche zunehmend verunsichert. In einer sehr ehrlichen und umfassenden Bestandsaufnahme zeigen die beiden Manager der Unternehmensberatung Detecon, Dr. Heinrich Arnold und Marc Wagner die Gründe für diese Verunsicherung auf.

Denn obwohl der Beratungsbedarf im Zuge der Digitalisierung tendenziell steigt, wird es immer schwieriger, auf herkömmliche Weise die gewohnt hohen Margen zu erwirtschaften. Viele Beratungsleistungen, die sich in der Vergangenheit gut skalieren ließen, gelten heute als Commodity und werden als solche selbst zum Objekt der Digitalisierung. Problemanalyse, Projektmanagement oder Benchmarking nach Schema F erledigen AI-basierte Plattformen über kurz oder lang besser und billiger als die hochbezahlten Beratungsprofis.

Zugleich steigen die Erwartungen. Die Kunden wehren sich zunehmend gegen große aufgeblähte strategische Projekte, die nur die Honorarkassen füllen und letztlich doch in der Schublade landen. Stattdessen wollen sie  – wie  es Alain Veuve (CEO Accounto Technology AG) in einem ebenfalls vielbeachteten Beitrag zur Zukunft des Beratunggeschäfts auf Xing anmerkte – schneller zum „Doing“ kommen.

 

Modernisierung angezeigt

All dies ist kein Grund zur Klage. Eine Bereinigung im Beratermarkt scheint ohnehin schon lange überfällig und eine Rückbesinnung auf das „Cui Bono?“ kann dem Image der Branche nur gut tun. Denn warum sollten die Berater nicht von der Medizin, die sie ihren Kunden verschreiben, auch einmal selbst kosten.

Genau hier setzen die beiden Detecon Manager an, indem sie in acht Thesen diskutieren, wie ein Beratungsgeschäft auch unter erschwerten Bedingungen in der digitalen Welt erfolgreich gestaltet werden kann. Ihr Credo: „Individuell, authentisch und mit einem breiten Spektrum an Technologieverständnis – von Innovation bis Implementierung – ausgestattet, im Zentrum eines Ökosystems von Partnern: das sind die Beratungschampions der Zukunft.“

Die mit diesem Zielbild verbundenen Thesen sind (spätestens nach der Lektüre) nachvollziehbar und erscheinen mir allesamt wichtig. Autenzität, Individualität, Ganzheitlichkeit, Netzwerke und Partnerschaften – all dies sind Imperative für moderne Beratungen.

 

Engagierte Berater mit Menschenkenntnis anstatt stromlinienförmiger Karrieristen gesucht

Gleichwohl möchte ich einen Punkt ergänzen: Der Mensch muss (stärker) in den Fokus der Beratungsarbeiter rücken! Denn der Schlüssel für eine erfolgreiche digitale Transformation liegt meines Erachtens weniger im Umbau von Prozessen und in der Implementierung digitaler Technologien, sondern vielmehr in der Veränderung von Gewohnheiten, im Aufbrechen etablierter Denk- und Verhaltensweisen und im Abbau von Ängsten bei Mitarbeitern und Managern. Um aber dieses Wachstumssegment zu erschließen, bedarf es Berater mit Menschenkenntnis, Empathie und systemischen Denken – und keiner stromlinienförmigen Karrieristen.

Umso besser, dass die beiden Detecon Manager die Zeiten von „Wer sammelt die meisten smarten Top Absolventen von Business Schools und gießt diese in eine Konformitätsmaschinerie“ für beendet erklären. Gefragt sind vielmehr engagierte Berater, die mit Kunden um brauchbare Lösungen ringen und sich dabei den Menschen zuwenden.

 

Kulturwandel ist essenziell, aber schwer zu realisieren

Allerdings lässt sich dieser Beratertyp – anders als stromlinienförmige Karrieristen – nicht  allein mit überdurchschnittlichen Gehältern locken. Als Bindemittel bedarf es vielmehr einer Kultur, bei der die Kundenarbeit und nicht das Erzielen überdurchschnittlich hoher Margen im Fokus steht, die auf Vertrauen basiert und in der die Berater ihre Individualität leben können. Vor diesem Hintergrund ist es gut, ja geradezu vorbildlich, dass auch Unternehmensberatungen wie Detecon das Thema  „New Work“ aufgreifen – und die Top-Manager dieses nicht nur predigen, sondern auch im Unternehmen leben wollen.

Dennoch bleibt abzuwarten, ob und inwieweit traditionelle Managmentberatungen tatsächlich in der Lage sind, eine solche Transformation zu realisieren. Die Anekdote eines befreundeten Kommilitonen, der nach seiner Promotion bei einer Top-Management-Beratung anheuerte, kommt mir an dieser Stelle in den Sinn. Nachdem dieser im Kundengespräch auf einen kleinen Fehler in seiner Präsentation hinwies, wurde er im Nachgang von seinem Coach ermahnt: „Nehmen Sie im Beisein des Kunden nie wieder das Wort Fehler in den Mund!“ Soweit zur vorherrschenden Kultur in vielen traditionellen Managementberatungen – und zu meiner Skepsis im Hinblick auf die Realisierbarkeit eines Kulturwandels.

Erschwerend kommt hinzu, dass das traditionelle Geschäft der Beratungen nicht von heute auf morgen obsolet wird, sondern parallel weitergepflegt werden muss. So diskutieren die beiden Detecon-Manager in ihrer abschließenden These zu Recht die berühmte „Beidhändigkeit“  (Ambidextri), also die gleichzeitige Pflege des „explore“- und „exploit“- Geschäfts als zukünftige Organisationsform für Beratungen. Wie man in diesem Rahmen aber zwei verschiedene Kulturen – eine fürs klassische und eine für das Innovationsgeschäft – dauerhaft unter einen Hut bringen kann, bleibt offen (siehe auch blog.qbeyond.de/2017/06/digitalisierungs-blues-gefangen-zwischen-effizienzdruck-und-agilitaetswahn/)

 

Credo

Klar scheint nur: Es gibt keine Patentrezepte. Auch die Beratungen müssen das Schwimmen in der Digitalen Welt erst lernen – und dabei idealerweise noch vor ihren Kunden ins kalte Wasser springen. So wirft der Beitrag der beiden Detecon-Manager beim Leser letztlich mehr Fragen auf, als dass er Antworten zu geben vermag.  Dies ist keine Kritik: Die richtigen Fragen zu stellen, erscheint mir allemal besser, als nach Schema F einen Fünf-Punkte-Katalog zu diktieren.

Und vielleicht besteht ja gerade in der neuen Verletztlichkeit, an Stelle des herkömmlichen, an Arroganz grenzenden Selbstbewusstseins, der Schlüssel zur erfolgreichen Beratungsarbeit der Zukunft.

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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