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Publiziert am 26. August 2020 von unter: ,

Arbeitswelt nach Corona (1): Empirische Studien im Überblick

Eine Rückkehr zur Arbeitswelt vor Corona wird es nicht geben, denn die während der Pandemie gemachten Erfahrungen wirken nach. Wie aber wird die „neue Normalität“ aussehen? In einer dreiteiligen Beitragsreihe nimmt das QSC-Blog hierzu empirische Untersuchungen unter die Lupe – und lädt zur Mitwirkung ein. Den Auftakt bildet eine Studienübersicht.

Home-Office: wenn Vierbeiner zu Arbeitskollegen werden. Bild: © Klaus Vedfelt / Getty Images

Home-Office: wenn Vierbeiner zu Arbeitskollegen werden. Bild: © Klaus Vedfelt / Getty Images

>>> Die Linksammlung (s. u.) wurde am 1. September 2020 aktualisiert. <<<

Der Sommer 2020 neigt sich dem Ende entgegen und wir befinden uns noch immer mitten in der Corona-Pandemie. Die anfangs noch verbreitete Hoffnung, dass die Krise nach dem einschneidenden Lockdown im Frühjahr spätestens Ende des Jahres überstanden sei, ist weitgehend verflogen. Derweil steigen die Infektionszahlen wieder und der Herbst steht mit virusfreundlichen Bedingungen vor der Tür.

 

Keine Rückkehr zur Normalität: Die Corona-Erfahrungen wirken nach

Aber wird oder kann es die von vielen Unternehmenslenkern herbeigesehnte Rückkehr zur Normalität vor Corona überhaupt geben? Eher nicht! Selbst wenn irgendwann das Gebot zur sozialen Distanzierung wieder entfallen sollte, lassen sich die Erfahrungen, die die Menschen – ob als Schüler, Konsumenten, Mitarbeitende oder Führungskräfte – während der Pandemie sammelten, nicht einfach wegwischen. Vielmehr sind solche Erfahrungen geeignet, unser Denken und Handeln über Generationen hinweg zu prägen. Man denke nur an die Hyperinflation vor mehr als 100 Jahren, die die Einstellung der Deutschen zur Geldpolitik bis heute beeinflusst.

Was aber bleibt nach Corona? Viele Menschen sahen sich von heute auf morgen gefordert, neue Technologien für die virtuelle Zusammenarbeit zu nutzen. Mehr noch: Sie konnten ergründen, wie sich flexibles Arbeiten jenseits der Büros und bei Absenz der herkömmlichen Kontrollsysteme in der Praxis anfühlte. Wie aber wurde und wird ein solches Arbeiten letztlich empfunden – eher als Befreiung oder letztlich doch als Überforderung?

 

Studien liefern eine erste Bestandsaufnahme und verdienen Beachtung

Um die Erfahrungen von Mitarbeitenden und Führungskräften beim Arbeiten unter Corona-Bedingungen nachzuzeichnen und zu vermessen, wurden im Frühjahr 2020 zahlreiche Studienprojekte gestartet. Unternehmenslenker tun gut daran, sich mit deren Ergebnissen zu befassen. Schließlich liefern sie wichtige Hinweise darauf, welche Aspekte beim Ringen um die Fachkräfte an Bedeutung gewinnen können und wohin sich die Arbeitsorganisation – ausgehend von der Corona-Erfahrung – entwickeln könnte.

Allerdings haftet den Studien zur Arbeit während der Pandemie – wie allen empirischen Erhebungen – eine gewisse Unsicherheit an. Je nach konkreter Fragestellung und der Gestaltung des Befragungsdesigns treten einzelne Aspekte mehr oder weniger stark zu Tage. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, nicht nur Ergebnisse einzelner Studien herauszugreifen oder sich mit pauschalen Schlagzeilen à la „Mitarbeiter wollen mehr / zurück ins Home-Office“ zufriedenzugeben, sondern eine Gesamtschau vorzunehmen.

 

QSC-Blog startet Beitragsserie und lädt zur Mitwirkung ein

Um die Verantwortlichen in den Unternehmen bei der empirischen Gesamtschau zu unterstützen, nahmen wir eine Auswertung der wichtigsten Studien vor. Die Ergebnisse dieser Initiative werden in drei aufeinanderfolgenden Beiträgen präsentiert:

  • Im vorliegenden ersten Teil werden die von uns ausgewerteten Studien vorgestellt sowie ihr inhaltlicher Fokus und ihre Methodik kurz skizziert.
  • Im zweiten Teil werden die wichtigsten Ergebnisse der Studien in der Gesamtschau dargestellt.
  • Im dritten Teil schließlich werden – als Essenz aus der Analyse – fünf zentrale Handlungsfelder für die Gestaltung des „New Normal“, also der Arbeitswelt nach Corona diskutiert.

Weder bei der nachfolgenden Auflistung der Studien noch bei der in Teil 2 der Reihe präsentierten Gesamtschau der Studienergebnisse oder bei der im dritten Teil vorgenommenen Diskussion zentraler Handlungsfelder erheben wir Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr laden wir Sie, die Leser des QSC-Blogs, herzlich ein, aktiv in die Diskussion einzusteigen und unsere Ausführungen zu erweitern, zu konkretisieren und gegebenenfalls auch zu korrigieren.

(Hierbei bauen wir auch auf die guten Erfahrungen unserer Initiative #WirGewinnt, die wir zu Beginn der Pandemie starteten und in deren Verlauf mit Unterstützung unserer Leser eine umfassende Linksammlung mit nützlichen Tipps zur Etablierung eines neuen Miteinander entstand.)

 

Studien im Überblick: Kritische Würdigung des Studiendesigns notwendig

Nachfolgend finden Sie zum Auftakt unserer aktuellen Initiative eine Auflistung der ausgewerteten Studien. Zu den Studienautoren zählen sowohl klassische Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer IAO und FIT, Universität Mannheim, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) oder IFO-Institut als auch Personaldienstleister wie Adecco, Avantgarde Experts oder StepStone – bis hin zur Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) oder dem Netzwerkdienst LinkedIn.

Das Design der aufgelisteten Studien unterscheidet sich zum Teil deutlich, die Spanne reicht von Ad-hoc-Online-Befragungen bis hin zu Paneluntersuchungen mit repräsentativen Hochrechnungen. In manchen Untersuchungen wurden Beschäftigte, in manchen (ausgewählte) Führungskräfte, in anderen wiederum Experten befragt. Das sollte bei der Interpretation, Gegenüberstellung oder Teilung der Ergebnisse zunächst immer kritisch gewürdigt werden. Klar ist dabei auch: Je weniger transparent Stichprobe und Methodik der Befragung sind, desto mehr Vorsicht ist bei der Verwendung der Daten geboten.

 

  • Adecco Group „Resetting Normal – Defining the new era of work“ (vollständige Studie hier), Befragung von jeweils 1.000 Fach- und Führungskräften (im Alter von 18-60 Jahren) in Deutschland, Australien, Frankreich, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien und den USA zu den erwarteten Auswirkungen der Pandemie auf das Berufsleben, durchgeführt im Mai 2020

 

  • Avantgarde Experts „Arbeiten in Corona-Zeiten“, Befragung von 505 ArbeitnehmerInnen zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Arbeitsleben, durchgeführt im April 2020. Weitere Erhebungen seien „nach der Corona-Krise und weitere zwölf Monate später“ geplant

 

  • Bertelsmann Stiftung und Münchner Kreis „Sonderstudie Corona”, als Begleitstudie zur Zukunftsstudie: “Leben, Arbeit, Bildung 2035+“, Sondererhebung unter 211 ExpertInnen für Digitalisierung, Technologie und Künstliche Intelligenz, durchgeführt vom 15. bis 24. April 2020 zur Nachhaltigkeit von Organisationsveränderungen während der Corona-Pandemie

 

 

  • DAK Gesundheit „Digitalisierung und Home-Office in der Corona-Krise“,  Vorher- und Nachher-Befragung zum Einfluss der Digitalisierung auf das Arbeitsumfeld (Work-Life-Balance, Gesundheit etc.) im Rahmen des Gesundheitsreports von jeweils mehr als 7.000 Angestellten, durchgeführt vom 13. Dezember 2019 bis 5. Januar 2020 und vom 21. April bis 5. Mai 2020. Mehr als 5.800 Teilnehmer nahmen an beiden Befragungen teil  (Panel)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Universität Mannheim „Mannheimer Corona-Studie“, Paneluntersuchung mit wöchentlicher Befragung von zirka 3.600 Menschen zu verschiedenen sozial-/wirtschaftlichen Aspekten der Corona-Pandemie, fortlaufende Berichterstattung und Sonderauswertungen, u.a. zur Akzeptanz und Nutzung von Home-Office

 

 

 

Vorschau auf Teil 2 der Beitragsreihe: Die wichtigsten Erkenntnisse in der Gesamtschau

Trotz der Unterschiede im Befragungsdesign fügen sich die Hinweise aus den verschiedenen Untersuchungen zu einem durchaus stimmigen Gesamtbild. Unsere wichtigsten Erkenntnisse nach Sichtung der Studien hier kurz zusammengefasst:

      • Die Umstellung auf Remote Work funktionierte überraschend gut.
      • Home-Office macht zufrieden und produktiv, auch weil die Mitarbeitenden dazulernen.
      • Das Stresslevel sinkt in Summe, aber Berufsanfänger und Manager fühlen sich überfordert.
      • Die Attraktivität flexibler Arbeit steigt, aber soziale Interaktion wird vermisst.

Im zweiten Teil der Beitragsserie werden wir diese Gesamtschau ausführlich diskutieren und mit konkreten Studienresultaten unterfüttern.

 

Doch zunächst möchten wir Sie, liebe Leserin/lieber Leser dazu einladen, uns weitere – aus Ihrer Sicht wichtige – Studien vorzuschlagen. Haben wir etwas übersehen? Haben Sie gegebenenfalls auch eigene Erhebungen durchgeführt? Wenn ja: Was sind die zentralen Erkenntnisse daraus? Bitte senden Sie Ihre Tipps an email hidden; JavaScript is required – gerne auch mit Begründung, warum Ihnen ein Beitrag wichtig erscheint. Wir werden die Linksammlung regelmäßig erweitern und für den praktischen Gebrauch weiter aufbereiten.

 

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