Azure, AWS, Google Cloud: Welche Public Cloud passt zu Ihrem Business?
Misstrauen gegenüber den großen Cloud-Plattformen? Die Zeiten sind vorbei, auch in Deutschland. Aber es gibt ein fundamentales Missverständnis über die Public Cloud. Erfahren Sie in diesem Blogpost, welchen Beitrag Amazon, Microsoft oder Google für die Digitalisierung Ihres Geschäfts leisten können. Und welche Schwerpunkte diese sogenannten Hyperscaler setzen.
Wachstum entlang von Next-Generation-Infrastrukturen
Mit Blick auf die Public Cloud gibt es besonders im Mittelstand ein weit verbreitetes Missverständnis: Viele Unternehmen halten die Public Cloud im Prinzip für eine Variante ihres hauseigenen Rechenzentrums. Nur sehr viel größer und leistungsfähiger. Public Clouds sind aber mehr als bloße Serverschränke, auf denen man Geschäftsanwendungen betreibt. Google, Amazon und Microsoft haben die Architektur der Software selbst verändert. Sie spalten große Programmmonolithen in viele unabhängige Bausteine, so genannte Microservices, die sich schneller weiterentwickeln lassen und in der Cloud optimal skalieren. Die Entwicklungswerkzeuge liefern sie gleich mit. So ist in der Public Cloud ein Ökosystem entstanden für die nächste Generation von Business-Anwendungen.
Der Wertschöpfungsbeitrag dieser Technologie erschließt sich allerdings erst über das Konzept einer geteilten Infrastruktur. Schon früher veränderten solche Plattformen Gesellschaften und Wirtschaftsräume. Die Eisenbahn zur Zeit des Wilden Westens etwa: Sie revolutionierte den Transport von Waren und Menschen, weil alle Unternehmen, Gemeinden und Bewohner diese Infrastruktur gemeinsam benutzten. Entlang der Schienen entstanden wie Perlenschnüre neue Städte und Wirtschaftscluster.
Die großen Public Clouds sind das digitale Schienennetz des 21. Jahrhunderts: Durch gemeinsam genutzte Software-Architekturen und Rechenzentren ermöglichen sie den Datenaustausch zwischen Programmen, Firmen und Menschen. Im 19. Jahrhundert wurden Werte aus dem Land heraus geschaffen. Die Public Cloud ermöglicht Wertschöpfung aus Daten. Neue Wertschöpfungsketten, wie etwa in der vernetzten Industrieproduktion, lassen sich auf diesen Plattformen einfacher und kostengünstiger knüpfen. Und genau hier setzen die Hyperscaler unterschiedliche Schwerpunkte.
Amazon AWS: Infrastruktur-Marktführer und Zugpferd im E-Commerce
Die Poleposition beim Hyperscaler-Vergleich gebührt nach wie vor dem Pionier der Branche. Was der Pionier unter den Elektroautos war, sind die Amazon Web Services (AWS) in der Cloud: der First Mover. Amazon setzt zwar neun von zehn Dollar im Onlinehandel um, aber 59 Prozent seines Gewinns werden durch die Vermietung von Computernetzwerken an Geschäftskunden erwirtschaftet – und das bereits seit 14 Jahren. Die Public Cloud machte Firmengründer Jeff Bezos zum reichsten Menschen aller Zeiten. AWS bietet Zugang zu unendlicher Rechenleistung und Speicherkraft für jedermann. Bei keinem Hyperscaler gibt es so günstigen Storage aus der Cloud. Ein Start-up braucht
heute nur einen Internetzugang, eine Kreditkarte und zwei Programmierer. Statt zuerst ein eigenes Rechenzentrum aufzubauen (und zu betreiben) wie noch zu Anfang der 2000er Jahre, können sich Gründer ganz auf die Entwicklung ihres Geschäftsmodells konzentrieren. Dabei merkt man AWS die Herkunft aus dem E-Commerce an. Wer seine Dienste und Waren direkt über das Internet vermarktet – vom Onlineshop bis zum Streamingdienst -, fühlt sich in der AWS zu Hause.
Google Cloud Platform: Nachzügler und Spezialist für Massendaten und KI
Während Amazon mit dem Blick des Händlers auf die Cloud blickt, steht für Google die produktive Vernetzung von großen Datenmassen klar im Vordergrund. Die Google Cloud bietet die innovativsten Werkzeuge für Massendatenanalyse (Big Data) und Künstliche Intelligenz. Denn in dieser Welt kennt sich der Suchmaschinenriese aus dem Silicon Valley schließlich aus, der dank KI die Interessen seiner Nutzer vorhersagen kann.
Google ist der innovative Nachzügler unter den drei großen Hyperscalern und repräsentiert einen ganz eigenen Ansatz. Ein Verwandter im Geiste wäre vielleicht eigenwillige und fortschrittliche Elektroräder, wie man sie seit einigen Monaten immer häufiger in den Städten finden kann. So wie sie eine urbane Avantgarde ansprechen, ist Googles Cloud-Plattform besonders unter Softwareentwicklern beliebt. Ausführliche Dokumentationen, offene Programmierschnittstellen und Quellcodes machen es Programmierern und Analysten einfach, riesige Datenmengen in Echtzeit aus unterschiedlichen Quellen zu ziehen und für den eigenen Markterfolg zu analysieren.
Microsoft Azure: Platzhirsch im Mittelstand mit großem Partnernetzwerk
Noch zu Anfang des vorigen Jahrzehnts galt Microsoft als schwerfälliger Koloss und eher als Verhinderer von Innovation. In diesem Jahrzehnt gehört der weltgrößte Softwarehersteller wieder zu den Motoren für digitalen Fortschritt.
Welches Elektrogefährt würde wohl am besten die Azure Cloud von Microsoft charakterisieren? Vielleicht ein Plug-in-Hybrid einer etablierten Nobelmarke. Denn Microsoft verbindet auf seiner Public Cloud die alte und die neue IT-Welt. Die Sandwichposition spiegelt sich auch im Umsatz-Ranking, in dem die Azure den zweiten Platz nach der AWS und vor der Google Cloud belegt. Das klingt langweiliger, als es in Wirklichkeit ist. Denn genau auf die Anforderungen der IT-Wirklichkeit zielen die Azure-Dienste ab.
Microsofts großes Plus: Auch heute ist der Software-Riese aus Redmond Weltmarktführer bei PC-Betriebssystemen, Office-Programmen und vielen Lösungen zur Administration der Unternehmens-IT. Alle wichtigen Produkte aus dem Hause kommen heute aus der Public Cloud. Um seine Standardprodukte hat Microsoft ein ganzes Ökosystem für eine cloud-basierte Unternehmens-IT entwickelt. Die Azure Cloud bietet somit ab Werk die beste Integration mit den Microsoft-dominierten IT-Landschaften gerade im Mittelstand.
Zudem: Seit jeher pflegt Microsoft ein riesiges Partnernetzwerk von Beratungshäusern, Integratoren und Softwarehäusern. Etwas, das Amazon lange Zeit unterschätzt hat. Während Google einen guten Draht zu Entwicklern und in die Fachbereiche seiner Geschäftskunden hat, ist Microsoft besonders nah dran an den IT-Abteilungen. Den einseitigen IT-Fokus versucht das Unternehmen gerade durch ein groß aufgelegtes Azure-Weiterbildungsprogramm auf seinem eigenen Social Network LinkedIn zu erweitern.
Hybride Szenarien für den Mittelstand
So vorteilhaft eine AWS-Landschaft für digitale Geschäftsmodelle wie jenes von Netflix sein mag oder die Google-Cloud für Anwendungen im maschinellen Lernen: Was bringt das schönste Elektroauto ohne Elektrozapfhahn?
Meine Prognose: So wie viele SUV-Fahrer werden auch im Mittelstand die meisten Entscheider auf eine Hybrid-Strategie setzen. Dafür steht die Azure Cloud. Selbst nach Corona und großem Exodus ins Cloud-Office bestimmen noch auf Jahre hinaus konventionell entwickelte und betriebene Geschäftsanwendungen den IT-Alltag. Doch für diese, sogenannte Legacy ist in der Public Cloud kein Platz.
Entgegen dem verbreiteten Missverständnis ist die Public Cloud eben kein konventionelles Rechenzentrum auf Steroiden, sondern ein grundlegend neuer Ansatz, Hardware und Software zu vermarkten und ganze Branchen und Industrien miteinander zu vernetzen. Microsoft bietet pragmatische Ansätze, um alte und neue Welt trotzdem zu verbinden. Zumal auch die digitalen Arbeitsplätze der Zukunft überwiegend mit Microsoft-Technologie arbeiten. Die digitalen Geschäftsmodelle und Wachstumscluster der Zukunft werden allesamt aus der Public Cloud wachsen. Aber auch im Wilden Westen teilten sich schließlich lange noch Mustangs, Eisenbahnen und Automobile die Prärie.
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