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Publiziert am 8. August 2017 von unter: ,

Zwischenruf im Echoraum! „New Work“ wird erwachsen

Happy entrepreneur presenting his coworkers a new business strategy on a meeting.

@istock.com/ skynesher

„New Work“ etabliert sich immer mehr als Dachbegriff für angezeigte Änderungen in der Arbeitswelt. Die Beiträge zu einer aktuelle Blogparade zeigen, dass sich die Bewegung emanzipiert – auch von ihrem Nestor.

An dieser Stelle empfehlen und kommentieren Analysten von PAC regelmäßig Web-Beiträge exklusiv für die Leser von Digitales-Wirtschaftswunder.de. Heute im Fokus: Die von Winfried Felser, Betreiber der Competence Site, initiierte Blog Parade zur Frage „New Work – eine Idee, deren Zeit jetzt endlich gekommen ist?!“

„New Work“ hat sich als Dachbegriff etabliert

Erst Digitalisierung, jetzt „NewWork“: Es ist erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sich derzeit neue Begriffe in der Fachwelt etablieren. War „New Work“ bis vor wenigen Monaten noch kaum geläufig, erscheint es heute geradezu omnipräsent. Immer häufiger werden unter diesem Schlagwort Bücher beworben, Studien und Konferenzen durchgeführt sowie auf sozialen Netzwerken Erfahrungen und Gedanken ausgetauscht.

Es lässt sich trefflich darüber philosophieren, warum sich gerade dieses Schlagwort gegenüber vielen Alternativen durchzusetzen scheint. Vielleicht ist es die sprachliche Nähe zum hippen New York – und hipper als das technokratisch deutsche „Arbeiten 4.0“ klingt „New Work“ allemal.

Bislang unklar:  Was ist und was will „New Work“?

Noch wichtiger und gleichzeitig immer noch unklar erscheint, für welche Sichten und Konzepte die „New Work“-Bewegung, die in den 70ern von Professor Frithjof Bergmann ins Leben gerufen wurde, heute tatsächlich eintritt. Gibt es überhaupt eine homogene Bewegung?

Immerhin wird „New Work“ derzeit von zahlreichen Akteuren – darunter Management-, Organisations- und Personalberater ebenso wie Social Business-Evangelisten, Sozialwissenschaftler und Philosophen – ins Spiel gebracht, um deren Perspektive auf die sich ändernde Arbeitswelt bzw. auf die Notwendigkeit eines solchen Wandels aufzuzeigen. Wo aber ist der gemeinsame Nenner, welche Fragen werden adressiert und wie werden diese beantwortet?

Vor diesem Hintergrund muss man Dr. Winfried Felser danken, der im Frühsommer dieses Jahres eine Blogparade zur Frage „New Work – eine Idee, deren Zeit gekommen ist!?“ initiierte. Und dies mit Erfolg: Mehr als 30 Protagonisten beteiligten sich mit vielfach spannenden und erhellenden Beiträgen.

Und was kann man aus der Lektüre mitnehmen?

Die New Work-Bewegung emanzipiert sich – auch von ihrem Nestor

Zunächst wird deutlich, dass es bei „New Work“ um alles Andere als um Frischobstschalen und bunte Sofas geht. Wenn „New York“ tatsächlich je eine solche rein hedonistische Strömung war, dann scheint diese Phase jetzt überwunden. Stattdessen wird um handfeste neue Konzepte für Organisation, Wirtschaft und Politik gerungen.

Zugleich scheinen die Pioniere der Bewegung, die einen gesellschaftlichen Umbau im Sinne Fritjov Bergmanns anstreben, mit wachsender Breite der Bewegung immer mehr in die Minderheit zu geraten. Dies mag man bedauern – insbesondere wenn man (wie ich) den großen weisen Philosophen in seinem Engagement gegen die „Armut der Begierde“ (die aus seiner Sicht vom heutigen Jobsystem herrührt) live erlebt hat. Tatsächlich ist der Unmut über die Vereinnahmung des Begriffs durch Vertreter oder Berater etablierter Unternehmen auch bei dem einen oder anderen Artikel zur Blogparade spürbar.

Doch wird die Revolution damit verraten? Ich meine „nein“ und schließe mich in dieser Frage eher dem Social Collaboration-Vordenker Siegfried Lautenbacher an, der in einer kritischen Auseinandersetzung mit Bergmanns Thesen argumentiert, dass sich auch innerhalb moderner Unternehmensorganisationen „ein gutes Leben“ gestalten lässt. Freilich muss hierzu zunächst mit einigen Perversionen des Taylorismus aufgeräumt werden.

Ringen um Deutungshoheit nervt, „New Work“ hat viele Väter

Zudem bin ich des Ringens um die Deutungshoheit langsam überdrüssig. Der Begriff „New Work“ mag zwar von Prof. Frithjof Bergmann geprägt worden sein. Die Notwendigkeit, Wirtschaft und Gesellschaft an das postindustrielle Zeitalter anzupassen, wurde aber genauso von anderen Vordenkern postuliert.

So wies etwa Peter F. Drucker in seinen Aufsätzen in den 1980er Jahren zum Management von Wissensarbeit auf viele Aspekte hin, die heute unter dem Schlagwort „New Work“ diskutiert werden. Freilich klingt „Management von Wissensarbeit(ern)“ – ein Thema, mit dem ich mich im Rahmen verschiedener Studien selbst seit Jahren beschäftige – nicht so sexy wie „New Work“.

„New Work“ Praxis: Fünf-Punkte-Plan überflüssig, Mut essenziell!

Vor diesem Hintergrund tut gut, dass sich die überwiegende Mehrzahl der Beiträge der Blogparade nicht mit begriffstheoretischen Abhandlungen aufhält, sondern sich den praktischen Aspekten des Wandels widmet. Meine persönlichen Favoriten hierbei sind die Erfahrungsberichte von Sabine Kluge  und Harald Schirmer, die zeigen, wie Mitarbeiter und Manager in etablierten Unternehmen den Wandel ins Rollen bringen können.

Dabei kommen sie (ebenso wie die anderen Autoren) ganz ohne Fünf-Punkte-Pläne aus – auch das tut gut. Denn um den Wandel ins Rollen zu bringen, so das Credo ihrer Beiträge, bedarf es vor allem eines: Mut, neue Formen der Zusammenarbeit im Unternehmen auszuprobieren.

Mein Credo

Organisationsgestalter und Protagonisten des Wandels sollten sich mit den Beiträgen der Blogparade auseinandersetzen. Die hier präsentierten Sichten auf das Thema „NewWork“ liefern die beste Grundlage für einen Diskurs, der im Unternehmen fortgeführt werden kann und sollte.

Und noch ein Tipp: Winfrieds Felsers Versuch, die in der Blogparade vertretenen New Work-Paradigmen zu systematisieren, bietet m.E. einen perfekten Einstieg in die inhaltsreiche Lektüre.

 

Winfried Felser: New-Work-Paradigmen, Quelle: LinkedIn

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Digitales-Wirtschaftswunder.de, dem Themenblog der QSC AG

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