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Publiziert am 20. November 2013 von unter:

Data Scientist, Data Artist: Braucht Big Data neue Berufe?

Big-Data-Analysen erfordern eine ganz neue Art von IT-Spezialisten, heißt es. Gefordert werden unter anderem „Data Scientists“ und „Data Artists“, Berufe also, die es noch gar nicht gibt. Aber braucht es für Big Data wirklich ganz neue Experten? Oder ist das nicht „neuer Wein in alten Schläuchen“? Der sechste und letzte Teil unserer Serie zum Thema Big Data geht diesen Fragen auf den Grund.

Big Data: Große Datenmengen müssen von Experten analysiert und aufbereitet werden, die Kenntnisse über mehrere Fachgebiete und Technologien besitzen. Foto: QSC AG.

Expertenwissen: Große Datenmengen müssen mit speziellen Methoden analysiert und aufbereitet werden. Um das zu tun, benötigt man Kenntnisse über mehrere Fachgebiete und Technologien. Foto: QSC AG.

Egal ob bei der Produktoptimierung, der Kundenanalyse, dem Einkaufsverhalten oder Social Media – Unternehmen werden künftig massiv von Big Data profitieren. Die Frage ist nur: Wer soll eigentlich die Datenmassen erfassen, analysieren, aufbereiten – und so in Informationen übersetzen, dass Manager und Entscheidungsträger damit etwas anfangen können?

Bis 2016 werden dank Big Data 4,4 Millionen neue Jobs entstehen, prophezeien die Marktforscher von Gartner. Doch was sind das für „neue Jobs“? Können das die etablierten IT-Spezialisten erledigen? Oder erfordert Big Data einen ganz neuen Typus von IT-Spezialisten?

Ja, sagt die Experton Group: Unternehmen, die von den enorm großen Datenvolumina profitieren wollen, brauchen künftig spezifisch ausgebildete Datenwissenschaftler. Sie fordern für Big Data neue Experten in Form von Data Scientists und Data Artists – und glauben, dass diese künftig sehr gefragt sein werden.

Was soll man sich darunter vorstellen? Der Data Scientist ist laut Experton Group der Datenexperte, der die Analyseverfahren festlegt und die Daten erforscht, also sie analysiert. Die Aufbereitung und Visualisierung übernimmt dann ergänzend der Data Artist.

Diese Jobs bilden sozusagen den Kern des Big-Data-Personals. Unternehmen sollten deshalb, so der Ratschlag der Analysten, in diesen Bereich investieren – und vorhandene Mitarbeiter dazu qualifizieren und ausbilden.

 

Big Data – Vorsprung durch Wissen

Untersuchungen bestätigen denn auch: Die Personalausstattung für das Aufgabengebiet Big Data wird deutlich zunehmen, wie diese Grafik aus der Fraunhofer-Studie „Big Data – Vorsprung durch Wissen“ (pdf) zeigt:

In den kommenden fünf Jahren wird laut der Fraunhofer-Studie „Big Data – Vorsprung durch Wissen“ die Personalausstattung für das Aufgabengebiet Big Data in den Unternehmen deutlich steigen. Quelle: Fraunhofer Institut.

Eindeutiges Umfrageergebnis: Das Budget für Big-Data-Experten wird in den nächsten fünf Jahren in den meisten Unternehmen steigen. Quelle: Fraunhofer Institut.

Der Umgang mit Big Data ist laut der Fraunhofer Gesellschaft zumeist personell noch nicht organisiert. Falls dieser doch bereits organisiert ist, dann mit eigenen Mitarbeitern sowie mit externen Dienstleistern. Quelle: Fraunhofer Institut.

Der Umgang mit Big Data ist laut Fraunhofer Gesellschaft personell zumeist noch nicht organisiert. Falls doch, dann mit eigenen Mitarbeitern sowie mit externen Dienstleistern. Quelle: Fraunhofer Institut.

 

Neuer Wein in alten Schläuchen?

Die These vom künftigen Bedarf nach Data Scientists entfachte auf dem Big Data Forum der „Computerwoche“ eine wahre Diskussionsorgie. „Wieso Data Scientists?“, kommentierte ein Teilnehmer: „Ist das nicht neuer Wein in alten Schläuchen? Es gibt an diversen Universitäten ein Studium, das sich schon seit Jahrzehnten mit Datenanalyse beschäftigt: die Statistik. Die gibt es ja oft auch bei Mathematikern als Vertiefungsgebiet. Was bitte ist Big-Data-Analyse anderes als Statistik? Statistiker haben schon immer mit großen Daten zu tun. Also ist die Forderung nach „Data Scientist“ und „Data Artists“ neumodisches Zeugs und überflüssig wie ein Kropf.“

Klingt auf den ersten Blick ganz plausibel. Man müsste zunächst meinen, dass Mathematiker, Informatiker und vor allem Statistiker tatsächlich die geborenen Datenanalysten – oder um im Jargon zu bleiben – die Data Scientists sind. Statistiker verbringen schließlich einen Großteil ihres Studiums mit Wahrscheinlichkeitstheorie, Datenanalyseverfahren, entsprechenden Computeralgorithmen und auch mit der Darstellung und Präsentation der Ergebnisse.

Doch bei genauerem Hinsehen ist Big Data tatsächlich mehr als nur Statistik und Datenanalyse. Fujitsu-CIO Benno Zöllner sagte in einem „Computerwoche“-Interview: „Big-Data-Lösungen kombinieren Informationen aus unterschiedlichen Quellen und von vielen Technologien. Somit sind interdisziplinäre Erfahrungen notwendig.“

 

Was ein Big-Data-Spezialist braucht

Tatsächlich braucht es im Umgang mit Big Data Kenntnisse aus mehreren Fachgebieten und Technologien wie Cloud Computing, IT-Sicherheit, Social Media, Datenvisualisierung, aber auch Kommunikationsfähigkeiten. Selbst wenn man nur das Analytische betrachtet, genügt ein einfaches Studium nicht. Ein wesentliches Element von Big Data ist beispielsweise die Auswertung von Informationen in Echtzeit. Schon allein das erfordert spezielles Know-how – in Hadoop, HANA oder In-Memory-Analytik.

Ein Teilnehmer im Big-Data-Blog hat das ganz richtig erkannt. „Hadoop und In-Memory sind eine Reaktion auf die neuen Datenberge, die erst durch Basel und Sarban-Oxly etc. entstanden sind. Insofern hat die Ausbildung bzw. Qualifikation eines Datenspezialisten schon eine neue Dimension/Qualität erreicht. HANA hab ich an der Uni jedenfalls nicht gelernt“, schreibt er.

Unter diesen Aspekten ist die Forderung der Experton Group nicht ganz unrealistisch. Die beiden vorgeschlagenen Berufsbilder bringen die Anforderungen gut auf einen Punkt. Der Data Scientist benötigt eine Querschnittsausbildung mit Kenntnissen in Mathematik und Statistik, Grundlagen der Programmierung, SQL und Datenbanken, Informationstechnik und Netzwerken. Dazu kommt Know-how zu Unternehmensstrukturen und Unternehmensführung, Psychologie und Medien. Die Ausbildung zum Data Artist umfasst Grafikdesign, Psychologie, ein wenig Mathematik, IT und Kommunikation.

Zu dieser Kerngruppe gesellen sich noch weitere neue Berufe, alle zusammen zeigt diese Tabelle:

 

Mögliche Big-Data-Berufsbilder

Tätigkeit Inhalt Erforderliches Know-how
Data Scientists Legt fest, welche Analyseformen sich am besten eignen, welche Rohdaten es dazu braucht und wertet sie aus Mathematik, Statistik, Datenbanken, Programmierung, Business Intelligence, Psychologie, Medien
Data Artist Erstellt verständliche Präsentationen der Auswertungen in Form von Diagrammen und Grafiken Grafik, Statistik, Präsentationstechniken
Data Architect Erstellt Datenmodelle und legt fest, wann welche Analysetools Verwendung finden Datenbanken, Datenanalyse, Business Intelligence
Dateningenieur Betreut die Hardware und Software, insbesondere die Analysesysteme und die Netzkomponenten Hardware, Software-Kenntnisse, Programmierung
Information Broker Beschafft Informationen und stellt sie zur Verfügung, z.B. indem er Kunden Daten bereitstellt oder Inhouse-Datenbestände unterschiedlicher Quellen nutzt Datenbanken, Kommunikation, Psychologie

Eine andere Frage ist, wie lange solche Ausbildungen dauern und vor allem, wo man sie absolvieren kann. „Data Scientist und Data Artist sind Berufsbilder, die im Rahmen einer zwei- bis dreijährigen Berufsausbildung vermittelbar sind, die aber aufgrund ihres Querschnittscharakters heute noch nicht existieren“, sagt Holm Landrock, Senior Advisor der Experton Group.

 

Fortbildung für Big-Data-Berufe

Tatsächlich gibt es nur wenige Unternehmen, die sich für Ansätze einer Ausbildung von Data Scientists und Artists engagieren. Von einer fundierten Ausbildung kann keine Rede sein. Einige IT-Unternehmen bieten zumindest Schulungen und Fortbildungen in dieser Richtung an.

Business-Analystics-Anbieter SAS beispielsweise offeriert ein zehntägiges Powerseminar, das Informatiker, Mathematiker und ähnliche Berufe zum Big-Data-Scientist ausbildet, also zum Datenanalysten. Ähnliches findet sich bei anderen: EMC hat mehrtägige Weiterbildungsseminare für IT-Spezialisten im Programm, um sie für die Big-Data-Thematik fit zu machen. Der Storage-Hersteller führt in seiner EMC Academie Alliance Schulungen in Kooperation mit Hochschulen zum Thema Data Science und Big-Data-Analyse durch.

Auch die IT-Hersteller HP, Oracle und IBM bieten Aus- und Weiterbildungsangebote an, IBM beispielsweise im Rahmen seines Analytics Solution Centers Berlin. Und auch die renommierte Fraunhofer Gesellschaft ist mit einem Data Scientist Trainingsangeboten aktiv.

Doch diese Schnellkurse sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Experton Group empfiehlt deshalb der ICT-Branche, gemeinsam mit Bildungseinrichtungen – wie zum Beispiel den Berufsakademien, Fachschulen und mit den Branchenverbänden, aber auch den IHKs – baldmöglichst neue Berufsbilder zu schaffen.

Unternehmen sind jedenfalls gut beraten, sich mehr zu engagieren. Solche Ausbildungen von Mitarbeitern für die Rolle der Data Scientists und weiterer neuer Berufsbilder sind keine Samariter-Projekte, sondern ein guter Grundstein für künftige Big-Data-Projekte und sich daraus ergebende nachhaltige Geschäftserfolge.

 

Unsere Big-Data-Serie im Überblick:

Lesen Sie auch die Artikelserien von Klaus Manhart auf dem QSC-Blog zu …

 

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