Die Ablösung des PCs – Wie iPad & Co. den Arbeitsplatz verändern
Wie werden wir in Zukunft arbeiten, wie verändern moderne IT-Services und TK-Anwendungen unseren Büroalltag? Und welche neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinaus ergeben sich dadurch künftig? In einer Reihe von Gastbeiträgen, verfasst von dem Münchener Wissenschaftsjournalisten Dr. Klaus Manhart, beleuchten wir diese spannenden Themen. In Teil 2 beschreibt Manhart, was kleine mobile Geräte leisten und wie sie unsere Art zu arbeiten verändern.
Den klassischen Arbeitsplatz mit fest installierten Geräten wird es in wenigen Jahren nicht mehr geben. Stattdessen werden diese mehr und mehr durch flexibel einsetzbare, mobile Devices mit Intelligenz ersetzt – wie sie heute bereits mit Smartphones und Tablet-PCs existieren. Die Folge: Der „Dinosaurier“ PC wird immer mehr zum Auslaufmodell.
Wie sich ein Arbeitsplatz im Laufe der Zeit verändert, hat jeder erlebt, der die 30 oder 40 überschritten hat. War bis vor einigen Jahren noch ein Tower- oder Desktop-PC mit Röhren- oder dann Flachbildmonitor das alleinige IT-Arbeitswerkzeug, sind heute mehrere Geräte angesagt, die vor allem der zunehmenden Mobilität Rechnung tragen.
Notebooks gehören schon seit längerem zum Grundinventar des IT-Workers, noch mobiler ist er mit Netbooks, den kleinen Vettern traditioneller Laptops. Beide sorgen für die heute notwendige Beweglichkeit und Flexibilität, der Unternehmens-Mitarbeiter zunehmend ausgesetzt sind.
Doch die Zukunft gehört handlicheren, kleinen Geräten mit Intelligenz: Smartphones wie dem iPhone oder Android-Geräten sowie Tablet-PCs wie dem iPad.
- Mit Smartphones kann man von überall im Internet surfen, E-Mails lesen und die wichtigsten Aufgaben erledigen. Telefonieren natürlich auch. Und mit der Möglichkeit, sie jederzeit via Apps an die Bedürfnisse des Nutzers anzupassen, sind sie zum Schweizer Taschenmesser des Informationszeitalters geworden.
- Tablet-PCs als größere Varianten der Smartphones liegen formatmäßig zwischen Smartphone und Notebook. Die tragbaren, tastaturlosen Computer werden entweder per Stift oder – wie beim iPad und dessen Klonen – mit dem Finger bedient. Damit kann das Gerät im Stehen und mit nur einer Hand genutzt werden und lässt sich schon heute in Unternehmen vielseitig einsetzen.
Revolution am Arbeitsplatz
Smartphones und Tablet-Computer haben sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt – wie ein Blick auf die Marktdaten zeigt. Laut IDC-Schätzung hat sich der Verkauf von Smartphones im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr um 74,4 Prozent gesteigert, während sich laut IDC der Verkauf von Medien-Tablets im Jahr 2011 aller Voraussicht nach verdreifachen wird (siehe Bloomberg-Meldung).
Doch diese Zahlen sind nur die Vorboten einer kleinen Revolution. Nach Ansicht von IT-Experten läuten Smartphones und Tablets den Tod des klassischen PCs ein. Er wird künftig am Arbeitsplatz nicht mehr benötigt – zumindest in der jetzigen Form.
Für den Wissenschaftsjournalisten Nicholas Carr ist vor allem das iPad das entscheidende Signal für die Abkehr von den alten Standards der PC-Welt – Standards, die seit Jahrzehnten gepflegt werden. Das iPad markiert, so Carr, einen Paradigmenwechsel weg von sperrigen Geräte-Dinosauriern hin zu wahrhaft mobilen Medien-Alleskönnern. „Ein sperriger Bildschirm, der mit einer sperrigen Tastatur verbunden ist, passt nicht länger zu den Dingen, die wir mit unseren Computern machen wollen“, schreibt Carr. „Das Veralten des PCs hat die Nachfrage nach einer neuen Art von Gerät beschleunigt – tragbar, flexibel, immer verbunden –, das die Computernutzung in ganz neue Höhen befördert.“
Tatsächlich sind voll ausgestattete Geräte fürs Cloud Computing oder eine Internet-Recherche nicht mehr notwendig. Browser mit Tastatur genügen im Prinzip. Der Arbeitsplatz der Zukunft wird deshalb kaum mehr fest installierte Geräte im heutigen Sinn kennen. Auch bei der Textproduktion an festen Arbeitsplätzen – für die ein PC mit externer Tastatur vielleicht noch sinnvoll wäre – gibt es bessere Alternativen etwa in Form von so genannten Thin Clients, die lediglich aus Tastatur und Bildschirm bestehen.
Digital Natives – die jüngere Generation von IT-Workern, die weder eine Telefonwählscheibe noch ein Schreibmaschinenfarbband oder Kommunikation ohne Internet kennen – sind ohnehin fixiert auf das Prinzip „Arbeite dort, wo du gerade bist“ und moderne Devices wie das iPad. Für sie ist das iPad der neue Allround-PC – mobil und mit Apps flexibel erweiterbar.
Sie nutzen das iPad schon heute auch für klassische IT-Anwendungen. Mit Apps lässt sich etwa aus einem iPad ein praktikabel nutzbarer, portabler Thin Client machen. „Stellen Sie sich vor, Sie packen unterwegs Ihr iPad aus und sind sofort über UMTS oder Edge mit ihrem persönlichen Virtualdesktop verbunden“, schreibt ein iPad-Nutzer in einem Blogbeitrag. „Zum Beispiel können Sie dann die Anfrage des Kunden nach einem Liefertermin seiner Bestellung aus ihrem ERP-System direkt beantworten. Natürlich geht das heute auch mit einem Netbook und einer UMTS-Karte, aber ehrlich, wer will das schon.“
Smart Devices immer intelligenter
Die Begeisterung für intelligente Geräte ist nachvollziehbar. Sie sind einfach so ungemein praktisch. Kein Wunder, dass immer mehr Mitarbeiter ganz selbstverständlich ihre privaten Tablets und Smartphones mit an den Arbeitsplatz nehmen und an das dortige Netzwerk anschließen. Für die IT-Administratoren ein Alptraum – denn sie müssen die nicht autorisierten Geräte verwalten, überwachen und sichern.
Und wie geht es weiter? Smartphones und Tablets werden als so genannte Smart Devices in Zukunft immer mehr unser Arbeitsleben bestimmen. Und sie werden immer intelligenter, wie Dan Reed, Corporate Vice President Technology Strategy bei Microsoft, auf der letzten Digital Life Conference in München im Januar 2011 bemerkte.
Beispielsweise werden Smartphones mit einer immer größeren Zahl integrierter Sensoren ausgestattet – Beschleunigungssensoren etwa um Bewegung zu erkennen oder Sensoren zur Bild- und Stimmerkennung.
Werden die dabei entstehenden Daten und die Rechenleistung der Devices mit der Cloud kombiniert, entstehen neue Arten von Anwendungen. Wie oft passiert es, so Reed, dass Sie in einer Konferenz sitzen, jemand mit Ihnen ein Gespräch beginnt, Sie aber keine Ahnung haben, wer er oder sie ist. In Smartphones oder Tablets eingebaute Sensoren könnten dann zum Beispiel ein Bild und die Stimme der Person erfassen, ihre Merkmale extrahieren, die Cloud abfragen und Ihnen ins Ohr flüstern: „Das ist Jane. Sie trafen sie vor zwei Jahren beim X-Meeting. Fragen Sie sie nach ihrem Sohn John.“ Solche und ähnliche Szenarien führt Reed als Beispiele an, die eine neue Welt vernetzter Smart-Devices und Cloud-Services ermöglichen.
In einfacher Form ist dies heute bereits möglich. Mit Augmented Reality lassen sich Bilder mit Information aus der Cloud oder dem Internet verknüpfen. Reality-Browser überlagern dazu das Kamerabild mit ortsbezogenen Daten. Mithilfe unterschiedlicher Plug-ins kann sich der Nutzer dann sofort die aktuelle Adresse, die Daten des Kölner Doms, den Preis einer Immobilie oder die Lage des nächstgelegenen Restaurants anzeigen lassen. Alles, was dazu nötig ist – eine Kamera, ein GPS-fähiges Gerät und ein Rechner mit Display – vereint praktisch jedes Smartphone schon heute.
Artikel-Serie über Trends in der Arbeitswelt
Dieser Beitrag ist der zweite Teil einer Serie über Trends in der Arbeitswelt, die der Münchener Wissenschaftsjournalist Dr. Klaus Manhart exklusiv für das QSC-Blog verfasst: Wie werden wir in Zukunft arbeiten, wie verändern moderne IT-Services und TK-Anwendungen unseren Büroalltag? Und welche neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinaus ergeben sich dadurch künftig? Bisher veröffentlicht:
- 1. Wie Cloud-Services die Arbeitseffizienz steigern werden
- 2. Die Ablösung des PCs – Wie iPad & Co. den Arbeitsplatz verändern
- 3. Thin Clients: Schlank statt fett
- 4. Virtualisierung auf dem Vormarsch
- 5. Breitbandtechniken heute und künftig
- 6. Effizienter arbeiten mit Unified Communications
- 7. Soziale Netzwerke – Das Arbeitsgerüst der Zukunft
- 8. Bring your own Device – IT-Demokratie am Arbeitsplatz
- 9. Virtuelle Teams: Grenzenlos arbeiten
- 10. Multitouch, Sprache, Blickkontakt: Das Ende der Tastatur?
- 11. Kollege Roboter – Das Personal der Zukunft
- 12. Arbeitsplatz der Zukunft: Was Unternehmen erwarten und Arbeitnehmer glauben
Kommentare
Meiner Ansicht nach ist eine „sperrige“ Tastatur aber die Voraussetzung für effektives Arbeiten. Gerade das IPad ist einfach nicht fürs Texte schreiben gebaut. Man kann damit zwar mal schnell eine E-Mail schreiben, aber ich kann mir nicht vorstellen mit einer Touch-Screen Tastatur täglich längere Texte zu tippen.
Der Trend sind dann eher immer kleinere, aber genauso leitungsfähige Rechner. Das wird wahrscheinlich so weit gehen, dass ein Handygroßes-Gerät so Leistungsfähig ist, wie ein aktueller Desktop-PC.Grundsätzlich wird sich an der Arbeitsweise (Maus+Tastatur+Bildschirm+Telefon) jedoch nichts ändern, die Mobilität wird größer – aber man muss immer die Datensicherheit im Unternehmen berücksichtigen.
Schöne Vision, aber ich denke, die trifft nur für solche Leute zu, die nicht die meiste Arbeitszeit direkt am PC/Laptop verbringen. Sicherlich werden Tablets und Smartphones immer leistungsfähiger und mit verstärkter Nutzung von Applikationen im Netz wie beim Cloudcomputing gibt es keinen Grund für Rechenpower am Arbeitsplatz. Aber jeder der viel Zeit am Rechner verbringt (CallCenter, Texte, Programmierung, Grafiker), ist weiterhin gut beraten eine „sperrige“, aber ergonomische Kombination aus Monitor, Tastatur und Maus zu verwenden.
Ich für meinen Teil kann meine Arbeit nicht annähernd effektiv an einem Tablet-PC erledigen.
Im Umfeld von verteilt arbeitenden IT-„Fabriken“ und -Dienstleistern sind es die dem Arbeitsprozess zu Grunde liegenden Systeme, die vorgeben, mit welcher Ausstattung am Arbeitsplatz ein integriertes Arbeiten ermöglicht werden kann. Diese Systeme sind häufig komplex, gewachsen, und bei Sicherheitsaspekten auf etablierte Komponenten angewiesen. Dem Innovationstempo von angesagter Hardware wie Tablet-PC halten solche Systeme nicht stand. Der alte, aber integrierbare Desktop-PC wird daher nicht nur beim Kleingewerbetreibenden weiterhin zum Standard gehören. Die mobilen, leistugsfähigen, hochverfügbaren Mobilcomputer werden immer häufiger sinnvolle Ergänzungen zum „Kernarbeitsplatz“ darstellen. Man erinnere sich an die Aussagen, als Laptops, bzw. Notebooks vor ca. 15 Jahren die Markreife erreichten: der vollwertige Einzelplatz-PC dürfte nach den damaligen Prognosen schon längst nicht mehr existieren.