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Publiziert am 9. Juli 2012 von unter: ,

Kollege Roboter – Das Personal der Zukunft

Sie sind bereits unter uns – aber werden noch kaum bewusst wahrgenommen. Roboter nehmen Menschen schon seit längerem langweilige oder gefährliche Jobs ab. Doch die Entwicklung geht weiter. In den nächsten Jahren werden die intelligenten Automaten mehr und mehr auch in Blue-Collar-Jobs vordringen. Muss sich bald jeder von uns an neue Arbeitskollegen gewöhnen? Teil elf unserer Serie über Trends in der Arbeitswelt.

Roboter sind kein Science-Fiction mehr, sondern längst zu nützlichen Helfern geworden. Quelle. RobotCub.org.

Roboter sind kein Science-Fiction mehr, sondern längst zu nützlichen Helfern geworden. Quelle. RobotCub.org.

Roboter sind kein Science-Fiction mehr, sondern längst zu nützlichen Helfern geworden. Industrie- und Serviceroboter erledigen schon seit Jahren viele Aufgaben mit einem hohen Maß an Präzision und Geschwindigkeit – weit höher, als das für Menschen möglich ist.

Weder in technischer, noch in wirtschaftlicher Hinsicht ist menschliches Personal hier konkurrenzfähig.

In den Produktionshallen der Industrie, dort, wo Großserien vom Band laufen, sind Roboter für den Einsatz bei immer wiederkehrenden Abläufen geradezu prädestiniert. Zum Beispiel in der Automobilbranche (pdf). Schon Anfang der 1980er-Jahre wurde bei Volkswagen in Wolfsburg der VW Golf weitgehend von Industrierobotern montiert. Heute sind in der Automobilindustrie Roboter nicht mehr wegzudenken – egal ob bei Montagetätigkeiten, Lackierarbeiten oder der Metallbearbeitung.

In der Automobilbranche werden Industrieroboter schon seit den sechziger Jahren eingesetzt. Quelle: Volkswagen AG.

In der Automobilbranche werden Industrieroboter schon seit den sechziger Jahren eingesetzt. Quelle: Volkswagen AG.

Auch in vielen anderen Bereichen übernehmen Roboter zunehmend Jobs, besondere jene, die stupide oder gefährlich sind. Und sie operieren an Orten, die nur schwer erreichbar sind.

In der Medizin werden Roboter beispielsweise für Untersuchungen, Operationen und in der Rehabilitation eingesetzt und verrichten einfache Aufgaben im Krankenhausalltag.

Forschungsroboter erkunden ferne Planeten oder verseuchte AKWs und dringen in Vulkane oder Abwasserrohre vor. Einfache Arbeiten in Privathaushalten erledigen Serviceroboter für den Haushalt – beispielsweise beim Rasenmähen, Staubsaugen, Fensterputzen oder Bodenwischen. Sie sind schon heute im Elektromarkt für ein paar hundert Euro zu haben.

Saug-Roboter ergänzen heute das Angebot handelsüblicher Staubsauber. Foto: iRobot "Roomba 555 Staubsaug-Roboter" von iRobot.

Saug-Roboter ergänzen heute das Angebot handelsüblicher Staubsauber. Foto: iRobot „Roomba 555 Staubsaug-Roboter“ von iRobot.

Insgesamt waren im Jahr 2011, so die European Robotics Technology Platform, weltweit bereits 18 Millionen Roboter im Einsatz. Einen kleinen Überblick, auf welchen Gebieten Roboter aktuell eingesetzt werden, finden Sie bei Golem.de.

Humanoide Roboter

Nur an den Büroarbeitsplatz und dann, wenn es auf menschliche Interaktion und Zusammenarbeit ankommt, sind Roboter noch kaum vorgedrungen. Zwar agieren Roboter per Definitionem selbstständig, doch für eine wirkliche flexible Kooperation mit Menschen sind die heute verfügbaren Maschinen noch nicht reif.

Doch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. „Die nächste große Sache, die die Menschen mindestens ebenso sehr erstaunen wird wie der PC oder das World Wide Web, das werden Roboter sein“, sagte der US-Zukunftsforscher Paul Saffo in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“, und meinte damit mit Menschen agierende, interaktive Roboter. „Viele werden verblüfft sein, was da alles möglich sein wird.“

Die zweibeinigen "Naos" der französischen Firma Aldebaran Robotics sind eine Standard-Plattform für Roboter-Entwickler. Quelle: Aldebaran Robotics.

Die zweibeinigen „Naos“ der französischen Firma Aldebaran Robotics sind eine Standard-Plattform für Roboter-Entwickler. Quelle: Aldebaran Robotics.

Die Vision ist nicht unrealistisch: An den Robotik-Instituten weltweit wird fieberhaft an humanoiden Robotern gearbeitet – Robotern also, die nicht nur eine menschenähnliche Körperform mit Armen und Beinen haben und mobil sind, sondern auch menschliches Kommunikationsverhalten zeigen.

Solche humanoiden Roboter sind die realen Brüder der fiktiven Star-Wars-Droiden R2-D2 und C-3PO.

 

Zusammenarbeit mit Menschen

Bis es so weit ist, haben die Robotiker noch viel Arbeit vor sich. Eine Voraussetzung dafür sind weitgehend autarke und autonome Grundfunktionen. Intelligente, humanoide Roboter müssen ihre Umgebung erkennen und dort autonom agieren, flexibel auf Veränderungen und möglichst auch auf Sprachbefehle reagieren sowie mit Menschen interagieren können.

Nur um eines von vielen Forschungsvorhaben zu nennen: Robotik-Projekte an der TU München arbeiten an den Grundlagen für eine Zusammenarbeit von Menschen und Robotern. Dabei geht es um die Fähigkeiten, die ein Roboter braucht, um Menschen direkt bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Das beginnt bei vorbereitenden Tätigkeiten, etwa dem Bereitlegen von Werkzeugen, führt über die maßgerechte Montage, etwa beim Befestigen von Schrauben mit festgelegter Drehkraft, bis hin zur Fähigkeit der Maschinen, aus ihren Beobachtungen und Handlungen zu lernen.

Der populärste humanoide Roboter, "Asimo" von Honda, kann laufen und Treppen steigen. Quelle: Honda.

Der populärste humanoide Roboter, „Asimo“ von Honda, kann laufen und Treppen steigen. Quelle: Honda.

„Unser Ziel“, so Professor Michael Zäh, Institutsleiter und Mitglied des Exzellenzclusters Cognition for Technical Systems, „sind kognitive Roboter, die Hand in Hand mit Menschen zusammenarbeiten können, ohne Schutzzäune, wie sie heute noch notwendig sind. Dazu müssen die Roboter wissen, was sie tun, sozusagen ein Bewusstsein ihrer selbst entwickeln, ihre Arbeit selbstständig ausführen, den menschlichen Partner aufmerksam beobachten, sich in seine Lage versetzen und flexibel an seine Handlungen anpassen.“

 

Maschinen als Lehrer?

Eine zweibeinige, „bipede“ Form ist dabei nicht zwingend notwendig. Sollen die Roboter allerdings tatsächlich künftig vom Menschen auch als Sozialpartner akzeptiert werden, müssen sie so menschenähnlich wie möglich sein. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Roboter besser ankommen, wenn sie uns an unsere Artgenossen erinnern.

Nur: Was sollen die intelligenten Maschinen eigentlich im Büro erledigen. Soll ein Büroroboter Kaffee holen, Brotzeit bringen, den Arbeitsplatz sauber halten oder als Bürobote fungieren und Dokumente von A nach B schleppen?

Sicher wird das in den nächsten Jahren möglich sein – besser als das die heutigen Prototypen noch leisten. Und Roboter – in welcher Form auch immer – werden auch nach und nach Funktionen übernehmen, die heute etwa Sachbearbeiter oder Assistentinnen übernehmen. „Im nächsten Schritt werden Roboter einen großen Teil jener Jobs machen, die heute noch von Menschen in Büros verrichtet werden“, sagt etwa der Zukunftsforscher Paul Saffo.

„Kismet“, ein humanoider Roboter des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus den 1990er-Jahren, verfügt über mimische Ausdrucksmöglichkeiten – eine wichtige Eigenschaft, damit Menschen Roboter irgendwann einmal als Kooperationspartner akzeptieren. Heute steht „Kismet“ im MIT-Museum. Foto (cc): Jared C. Benedict/Wikipedia.

Dazu gehören möglicherweise auch Jobs, von denen man heute noch kaum erwartet, dass sie von Robotern jemals bewältigt werden können. „Es sind nicht länger nur die Fließbandarbeiter, deren Job durch einen Roboter ersetzt werden kann“, schreibt Frank Rieger vom Chaos Computer Club in der „FAZ“: „Es sind auch Buchhalter, Anwälte, Personalentwickler, Marketingmitarbeiter, sogar Journalisten und Wissensvermittler, also Lehrer und Professoren, die sich Sorgen um ihr berufliches Arbeitsfeld machen müssen.“

Doch ob aus Robotern tatsächlich jemals Journalisten, Anwälte, Autoren oder Lehrer werden, kann heute niemand mit Sicherheit sagen. Wie das genau aussehen könnte und wann es soweit ist, in 10, 50 oder 100 Jahren – darüber gibt es kaum Prognosen oder konkretere Aussagen. Möglicherweise wird es technisch durchführbar sein, aber moralisch nicht durchsetzbar. Ein Roboter, der einen Verbrecher verteidigt oder unsere Kinder unterrichtet, dürfte für viele nicht hinnehmbar sein.

Avatar im Büro – Telepräsenzroboter

Was aber wird mittelfristig – in den nächsten drei oder fünf Jahren – passieren? Was mittelfristig machbar ist sind einfache Kooperationsformen mit Robotern, die auf bestehenden Technologien aufbauen. Das aktuell populärste Beispiel dafür sind Telepräsenzroboter – Maschinen auf Rädern, meist mit einer Webcam und einem Mikrofon ausgestattet, die über Internet gesteuert werden können. Die Roboter bieten Videokonferenzfunktionen, wie man sie vom PC kennt, ergänzen sie aber durch Beweglichkeit im Raum oder die Übertragung von Gesten des Telearbeiters.

Einsetzen lassen sich Telepräsenzroboter im Büro als Avatare, Stellvertreter also, die Mitarbeiter vor Ort vertreten, wenn sie nicht anwesend sind. Mit Hilfe des Roboters können sie zu Hause arbeiten, sind aber dennoch im Office vertreten. Sie können über ihren Avatar Kontakt zu den Kollegen halten, mit ihnen Mittag essen oder an Besprechungen teilnehmen.

Geht es zu einer Konferenz, folgt der Roboter den anderen Kollegen einfach in den Besprechungsraum – der nicht anwesende Mitarbeiter sieht das Bild, das der Roboter sieht, während sein Gesicht auf dessen Bildschirm auftaucht. Um die nonverbale Kommunikation zu unterstreichen, kann der Telearbeiter den Vertretungsautomaten auch bewegen. Viele Ingenieure und Designer in fortschrittlichen Firmen genießen es bereits, ein entfernt gelegenes Labor oder eine Prototyp-Anlage zu besuchen, ohne ihr Büro verlassen zu müssen. Es bedeutet, dass sie öfter vor Ort sein können und es ist einfacher, als vor die Tür zu gehen.

„Texai“ und „MeBot“

Viele Forscherteams und kommerzielle Unternehmen tüfteln zur Zeit an Telepräsenzrobotern. Einige sind bereit auf dem Markt. Texai, der Vertretungsroboter des bekannten US-Roboterherstellers Willow Garage, ist armlos und sieht auf den ersten Blick aus wie ein einfacher Bildschirm mit Standfuß.

"Texai" – der Telepräsenzroboter von Willow Garage. Foto: Willow Garage.

„Texai“ – der Telepräsenzroboter von Willow Garage. Foto: Willow Garage.

Der Roboter besteht aus einem fahrbaren Gestell mit Akku und Rechner. Aus dem Chassis ragt ein senkrechter Träger, an dem ein Monitor, eine Kamera, Lautsprecher und ein Mikrofon befestigt sind. Eine Akkuladung reicht für einen Arbeitstag. Ist er fast leer, rollt der Roboter automatisch zu seiner Ladestation.

Auch an der US-Hochschule MIT in Cambridge arbeitet man an Vertretungsautomaten – allerdings sind diese kleiner als der „Texai“. Das neueste Projekt, das der isländische Forscher Sigurdur Adalgeirsson vom Medienlabor der Universität leitet, hört auf den Namen MeBot. Das Gerät wird auf dem Schreibtisch platziert und enthält einen kleinen Bildschirm samt Kamera. Auch hier ist ein kleiner Motor samt Rollen integriert.

Auf breiter Basis durchsetzen werden sich Telepräsenzroboter jedoch wohl erst, wenn sie technisch ausgefeilter und intelligenter werden. Angesichts der Manpower, die zur Zeit in die Entwicklung dieser Maschinen gesteckt wird, ist das aber weniger eine Frage von Jahren als von Monaten.

Artikel-Serie über Trends in der Arbeitswelt

Dieser Beitrag ist der elfte Teil einer Serie über Trends in der Arbeitswelt, die der Münchener Wissenschaftsjournalist Dr. Klaus Manhart exklusiv für das QSC-Blog verfasst: Wie werden wir in Zukunft arbeiten, wie verändern moderne IT-Services und TK-Anwendungen unseren Büroalltag? Und welche neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinaus ergeben sich dadurch künftig? Bisher veröffentlicht:

 

 

Das Foto von „Kismet“ stammt von Jared C. Benedict, veröffentlicht auf Wikipedia (cc).

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