Virtualisierung der Arbeit auf dem Vormarsch
Weltweite Niederlassungen, Firmenfusionen, Mobilität und Teleworking verändern zunehmend die Arbeitsplätze. Die statisch orientierte IT der vergangenen Jahre kann damit kaum mithalten. Sie bietet nicht die erforderliche Flexibilität, um die neuen Herausforderungen bedienen zu können. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb nicht nur bei ihren Rechenzentren auf Virtualisierung, sondern auch bei den Endgeräten der Mitarbeiter. Virtualisierte Desktops und Notebooks versprechen eine flexiblere IT, die leicht zu managen und kostengünstig zu betreiben ist.
Artikel-Serie über Trends in der Arbeitswelt
Dieser Beitrag ist der vierte Teil einer Serie über Trends in der Arbeitswelt, die der Münchener Wissenschaftsjournalist Dr. Klaus Manhart exklusiv für das QSC-Blog verfasst: Wie werden wir in Zukunft arbeiten, wie verändern moderne IT-Services und TK-Anwendungen unseren Büroalltag? Und welche neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinaus ergeben sich dadurch künftig? Bisher veröffentlicht:
- 1. Wie Cloud-Services die Arbeitseffizienz steigern werden
- 2. Die Ablösung des PCs – Wie iPad & Co. den Arbeitsplatz verändern
- 3. Thin Clients: Schlank statt fett
- 4. Virtualisierung auf dem Vormarsch
- 5. Breitbandtechniken heute und künftig
- 6. Effizienter arbeiten mit Unified Communications
- 7. Soziale Netzwerke – Das Arbeitsgerüst der Zukunft
- 8. Bring your own Device – IT-Demokratie am Arbeitsplatz
- 9. Virtuelle Teams: Grenzenlos arbeiten
- 10. Multitouch, Sprache, Blickkontakt: Das Ende der Tastatur?
- 11. Kollege Roboter – Das Personal der Zukunft
- 12. Arbeitsplatz der Zukunft: Was Unternehmen erwarten und Arbeitnehmer glauben
Telearbeiter, Außendienstler, zeitlich befristete Projektmitarbeiter und Kollegen aus weltweit verteilten Niederlassungen bestimmen schon heute die Personalstruktur größerer Unternehmen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren verstärken. Temporär und räumlich flexible Mitarbeiter sorgen dafür, dass zeit- und ortsnah immer Fachkräfte zur Verfügung stehen – und diese produktiver, zufriedener und effizienter arbeiten. Der Angestellte, der tagein tagaus pünktlich um 9 Uhr an seinem Schreibtisch sitzt und ihn um 17 Uhr wieder verlässt, stirbt aus.
Flexible Rechenzentren
Klassische IT-Strukturen auf Basis des Client-Server-Modells können diese Herausforderungen nur bedingt bedienen. Sie sind für so viel Flexibilität gar nicht konzipiert. Wechselnde Mitarbeiterzahlen oder Software-Nachfragen erfordern im herkömmlichen Data Center ein Maximum an Ressourcen. Diese müssen bereit gestellt werden, um bestimmte Applikationen immer zur Verfügung zu haben oder Spitzenbelastungen abzufangen. Andererseits liegen diese teuren IT-Ressourcen bei geringerer Belastung oder Nachfrage ungenutzt brach.
Für die Rechenzentren erwies sich die Virtualisierung als geeignetes Mittel, um die herkömmlichen, statischen Data Center mit ihren starren Software-Hardware-Zuordnungen in eine flexible, dynamische und serviceorientierte IT zu überführen. Der Grundansatz: Die feste Zuordnung von Software und Hardware wird ersetzt durch einen Ressourcen-Pool mit Speicher- und Serversystemen. Virtualisierung entkoppelt dabei die Applikationen und ihre Daten von der Hardware. Je nach Bedarf können damit die Hardware-Ressourcen den Anwendungen zugewiesen werden. Diese Zuweisung erfolgt automatisch nach vorab festgelegten Regeln. Gehört die Server-Virtualisierung in Rechenzentren schon länger zum Alltag – so ist der nächste Schritt die Virtualisierung des Desktops.
Virtuelle Arbeitsplätze
Ziel der Desktop-Virtualisierung ist es, dem Nutzer einen Arbeitsplatz bereitzustellen, der nicht an die physische Hardware gebunden ist. Die Rechner am Arbeitsplatz und für unterwegs beziehen statt dessen neben einzelnen Anwendungen auch ihre komplette Arbeitsumgebung von einem Zentralrechner – also auch das Betriebssystem und die benutzerdefinierten Einstellungen.
Die Entkopplung der Anwendungen vom Betriebssystem und der Hardware ermöglicht es Unternehmen, virtuelle Arbeitsplätze zu schaffen, die sich – völlig unabhängig von der räumlichen Situation – flexibel an die unterschiedlichen Geschäftsprozesse anpassen lassen. Statt der Einrichtung einzelner Benutzer-Clients lassen sie sich in Form virtueller Desktops zentral vom Rechenzentrum aus für die unterschiedlichen internen und externen Anwender zur Verfügung stellen.
Dazu teilen sich Anwender an unterschiedlichen Orten ein rudimentäres Basis-Image, das sich – befreit von Anwenderprofilen, Applikationen und Daten – leicht verwalten lässt. Die jeweils benötigten personalisierten Einstellungen für einzelne Benutzer werden separat gespeichert und abgerufen.
Ergänzung des Megatrends Cloud-Computing
Die Desktop-Virtualisierung birgt eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen. So lassen sich die Images kompletter Rechner flexibel an die Anforderungen der Mitarbeiter anpassen. Dies ist in vielen Situationen von Vorteil – etwa nach Fusionen und Übernahmen, wenn Mitarbeiter schnell an existierende Systeme, Anwendungen und Daten angebunden werden müssen.
Denkbar ist auch eine rollenbasierte Virtualisierung des Desktops, bei der eine virtuelle Maschine dann nur noch das enthält, was ein Mitarbeiter für die Arbeit benötigt, und nicht mehr das komplette Angebot an im Unternehmen verfügbaren Anwendungen.
„Dank Desktop-Virtualisierung können Mitarbeiter unabhängig von ihrem aktuellen Arbeitsplatz und Endgerät problemlos auf ihre gewohnten Daten und Anwendungen zugreifen“, sagte Bitkom-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer anlässlich der Vorstellung einer Virtualisieurungs-Studie. „Desktop-Virtualisierung ist eine perfekte Ergänzung des Megatrends Cloud Computing.“ Beim Cloud Computing erfolgt die Nutzung von IT-Leistungen in Echtzeit über Datennetze wie das Internet, statt auf lokalen Rechnern.
Client-Virtualisierung bringt aber auch ganz profane Vorteile. Dann etwa, wenn ein Systemwechsel ansteht. Oder wenn das Notebook beschädigt wird, geklaut wird oder anderweitig abhanden kommt. In allen Fällen spart man sich bei virtualisierten Geräten Zeit, Geld und Ärger, weil die Images vom Server sofort abrufbar sind.
Was die Marktforscher sagen
Zahlen aus der IDC-Studie Virtualized Client Computing in Deutschland 2011 belegen, dass viele Unternehmen die Client-Virtualisierung bereits als Option ins Auge gefasst haben. Etwa 60 Prozent der von IDC befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich in den nächsten Jahren der virtuelle Desktop auf dem Markt etablieren wird. 17 Prozent sehen damit sogar eine grundlegende Änderung der Bereitstellung von IT einher gehen.
Laut der Studie Next Generation: Change Agents for the Global Virtual Workplace (PDF), die der IT-Beratungsanbieter in Kooperation mit der Economist Intelligence Unit erstellt hat, wollen sogar 75 Prozent der europäischen Unternehmen virtualisierte Arbeitsplätze einführen. Jeder dritte europäische Betrieb hat denn auch schon eine Virtualisierungsstrategie implementiert.
Vor allem in Unternehmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern sind virtuelle Arbeitsplätze vertreten. Laut IDC liegt in dieser Größenordnung der Anteil derer, die mindestens einen virtuellen Desktop verwenden bei 78 Prozent. Je kleiner die Unternehmen werden, desto weniger Virtualisierungsanwender sind zu finden. Bei Unternehmen unter 100 Mitarbeitern beispielsweise nutzen nur noch 22 Prozent in irgendeiner Form diese Technologie.
Einen kostenlosen Leitfaden zum Thema Desktop-Virtualisierung hat der Hightech-Verband Bitkom veröffentlicht. Er richtet sich an Unternehmen und deren IT-Verantwortliche, die diese Technologie einsetzen wollen.
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Kommentare
Im Moment arbeite ich für Dell und finde Ihre Gedanken über Virtualisierung bemerkenswert. Vituelle Server sollen in verschiedene Industrien effektiv implementiert werden, da alle die Vorteile davon genießen können.