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Publiziert am 22. Januar 2019 von unter: ,

Zwischenruf im Echoraum: New Work im Mainstream angekommen?!

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New Work, Digital Workplace, Ambidextrie – die Diskussion hat Fahrt aufgenommen. Bild: © istock.com / PeopleImages

Die New-Work-Bewegung ist im Mainstream angekommen – und verlässt den Echoraum. Gut so! Ein offener und (selbst)kritischer Meinungsstreit ist essenziell, um die anstehenden Herausforderungen im Hinblick auf Digital Workplace und Ambidextrie zu meistern. Ein Rückblick auf das Debattenjahr 2018 und ein Ausblick auf anstehende Themen zur Diskussion.

 

Die New-Work-Bewegung differenziert sich aus – was gut ist für die Diskussion!

„New Work ist im Mainstream angekommen“, konstatierte der Buchautor und intrinsify-Gründer Lars Vollmer jüngst in einer Keynote (Video, Minute 9 bis 13). Als einen Beleg für diese These führte er aus, dass sich die Bewegung immer mehr ausdifferenziere. Ja, man schimpfe regelrecht aufeinander. Und wenn es nicht länger um die Abgrenzung von Althergebrachtem gehe, sondern darum, sich innerhalb der Blase zu differenzieren, dann sei dies ein Zeichen für Mainstream.

Für eine konstruktive Diskussion kann diese Entwicklung nur gut sein. Die Kolumne „Zwischenruf im Echoraum“ entstand schließlich vor zwei Jahren aus dem beklemmenden Gefühl heraus, dass die Auseinandersetzung rund um den digitalen Wandel und die neuen Arbeitswelten vorwiegend in „Echoräumen“ mit denkbar geringem Erkenntnisgewinn stattfinde. Um konstruktivere Debatten zu befeuern, sollten an dieser Stelle deshalb vor allem die Beiträge kritischer Geister, der „Zwischenrufer im Echoraum“, in den Fokus gestellt werden (zur Entstehung der Kolumne siehe auch meinen Rückblick auf die Zwischenrufe 2017).

 

Das „Wie“ rückt in den Fokus

Aber hat sich die Debatte bzw. Debattenkultur seither verändert und ist diese tatsächlich im Mainstream angekommen, wie Lars Vollmer meint? Der Gesamtblick auf die von mir für das QSC-Blog verfassten Beiträge – hier eine vollständige Auflistung – scheint diese These zu bestätigen. In den Debatten, auf die ich im letzten Jahr Bezug nahm, dominierte längst nicht mehr allein die Frage, ob es eines Wandels der Organisation bedarf. Zwar wurde hier und da noch gestritten, ob die herkömmliche Planung tatsächlich obsolet ist oder die Boni nicht doch einen Produktivitätseffekt generieren.

Doch viel mehr fokussierten die Beiträge im letzten Jahr auf die Art und Weise, wie sich sich Organisationen erfolgreich transformieren lassen. Dr. Torsten Breden beispielsweise plädiert vor diesem Hintergrund für Resonanzfähigkeit als Maßstab einer modernen Führung, die „Musterbrecher“ machen sich für einen Kulturwandel durch Experimente stark, Mark Poppenborg wirbt für die Systemtheorie als unverzichtbares Werkzeug in der Unternehmensführung und Shelley Sacks regt dazu an, den digitalen Wandel als Kunst zu begreifen.

 

Die Debatte wird selbstkritischer

Gleichzeitig setzen sich immer mehr Protagonisten (selbst)kritisch mit Risiken und Nebenwirkungen des digitalen Wandels auseinander. So sorgt sich Sabine Kluge um das zunehmende „Heer an seelisch kranken Menschen, die unsere Zeit nicht mehr verstehen.“ Inga Ketels wiederum gibt in ihren Vorträgen zu bedenken, dass die im Zuge von New Work viel gepriesene „Selbstverwirklichung“ auch zur Selbstausbeutung und Erschöpfung führen kann.

Schlussendlich wurde im letzten Jahr auch das eine oder andere Mal ordentlich aufeinander geschimpft, wie unter anderem in der Replik der priomy-Mitstreiter auf Mark Poppenborgs „Kompass für die neue Arbeitswelt“ – was mir wiederum Anlass bot, über mentale Modelle für New Work nachzudenken.

Kurzum: Die Debatte ist facettenreicher, kritischer und reflektierter als noch vor einigen Jahren. Das ist gut so und auch zwingend notwendig. Denn auch wenn New Work, Digital Workplace oder Digital Transformation im Mainstream angekommen sind, so sind die damit verbundenen Herausforderungen noch lange nicht zufriedenstellend gelöst.

 

Digital Workplace ist noch lange nicht am Ziel – eine kritische Reflektion ist notwendig

So braucht man heute zwar kein Unternehmen mehr davon zu überzeugen, dass es moderner Arbeitsumgebungen bedarf. Aber von dieser Einsicht bis zur Aufstellung und Umsetzung eines Digital-Workplace-Konzepts, in dessen Zuge schließlich alle Silos fallen und die Employee Experience nachhaltig verbessert wird, ist es noch ein weiter Weg. Hinzu kommt, dass zukünftig neben der Zufriedenheit der Mitarbeiter auch das „Partnerglück als Erfolgsfaktor“ immer stärker in den Fokus des Digital Workplace rückt.

Um diese Herausforderungen effektiv zu adressieren, bedarf es einer kritischen Debatte, in der die Ergebnisse empirischer Studien rund um den Digital Workplace nicht einfach nur wiedergekäut, sondernim Hinblick auf die Komplexität des Themas kritisch hinterfragt werden.

 

Ambidextrie als Management-Mantra löst die Probleme nicht

Den Unternehmenslenkern ist ebenfalls längst klar, dass Agilität und Innovationsfähigkeit gesteigert werden müssen, um im digitalen Wettbewerb zu bestehen. Doch wenn die Unternehmen einerseits versuchen, neue Themen voranzubringen und andererseits gehalten sind, das Kerngeschäft zu schützen und weiterzuentwickeln, entstehen neue Spannungsfelder, wie mit der Hays-Ambidextriestudie 2018 identifiziert.

Diese Spannungsfelder lassen sich nicht auflösen, indem man ein Hohelied auf die Agilität singt oder Ambidextrie, jene berühmte Beidhändigkeit, als neues Management-Mantra postuliert. Besser wäre es, offen und kritisch darüber zu streiten, wie Digital Labs zukünftig aufgestellt, Konflikte an den Schnittstellen vermieden und Innovationsprojekte erfolgreich umgesetzt werden, um ein hohes Maß an Agilität und Effizienz zu gewährleisten.

 

Ein kritische Diskussion ist notwendig, um zu lernen

Denn für all diese Themen des digitalen Wandels gibt es keinen Königsweg. Zwar gibt es inspirierende Erfolgsbeispiele, die sich aber nicht kopieren lassen. Um sich als Unternehmen in unserer zunehmend komplexen Welt zu orientieren und passende Lösungen zu finden, bedarf es einer ehrlichen und kritischen Diskussion – eines konstruktiven Meinungsstreits, aus dem man lernen kann.

Vor diesem Hintergrund danke ich allen kritischen Köpfen, welche die „Zwischenrufe im Echoraum“ und meine weiteren Blog-Beiträge mit ihren Ideen und Einwürfen inspiriert haben! Ich freue mich auf spannende und konstruktive Debatten im Jahr 2019!

 

Anmerkung: Dr. Andreas Stiehler hat bisher regelmäßig für das QSC-Themenblog „Digitales Wirtschaftswunder“ geschrieben. Wir freuen uns, dass er jetzt auch im Corporate Blog von QSC publiziert. Über die Auswahl und Analyse der Inhalte seiner Blog-Beiträge entscheidet der renommierte Analyst selber.

 

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